Geisterkrieg
Habgier motiviert ist, in Ordnung, aber wenigstens verpacken die es in Tradition.«
Nessa schmunzelte. »Bannson würde ebenfalls Tradition für sich reklamieren. Es geht ihm nicht um Habgier, sondern um Wohlstand. Du hast sogar selbst festgestellt, Mason, dass eine Menge Leute ihn als den Champion des kleinen Mannes betrachten, und als jemand, der ihren Erfolg wünscht. Vielleicht hast du ihn falsch eingeschätzt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Okay, ein Punkt für den Advocatus Dia-boli, aber wir können das auch realistisch betrachten. Bannson geht es nur um sein eigenes Wohlergehen, und auch wenn es mir sehr recht ist, dass diejenigen, die ihm als sein Rudel folgen, früher oder später in seinem Schlund landen werden, habe ich Angst um die Kleine-Leute-Schafe, die sie vorher zerreißen werden.«
Victor schob seinen Salatteller zurück. »Ich teile deine Ängste, Mason, aber ich frage mich, was wir dagegen tun können. Es gibt zu wenige Schäfer.«
»Aber wir können zusätzliche suchen. Aus den Berichten geht deutlich hervor, dass es da draußen Menschen gibt, die ernsthaft für Frieden und Vernunft werben. Wir müssen unsere Möglichkeiten einsetzen, um sie und ihre Ideen zu unterstützen. Wenn wir die Friedensstifter beschützen, wenn wir sie als Vorbilder herausstellen, werden wir auch andere dazu bringen können, so zu denken. Wenn die Menschen Frieden mit Stabilität gleichsetzen, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Ein lobenswerter Plan, aber die Wölfe werden sich trotzdem auf sie stürzen.«
»So ist es, mein Fürst. Und das bedeutet, wir müssen die Menagerie der Schafe und Wölfe um eine zusätzliche Kreatur erweitern: den Wolfshund. Während der Schäfer möglicherweise gezwungen ist, zu warten und Ausschau nach dem zu halten, der das Netz eingerissen hat, müssen wir die Wölfe irgendwie zurückhalten.«
Die Augen des alten Mannes wurden schmal. »Durch Meuchelmord?«
»Tyrannenmord? Das wäre eine Möglichkeit.« Ich schaute Nessa an. »Das bringt uns zurück an den Ausgangspunkt der Debatte. Wir müssen sicherstellen, dass dem Schmerz in der Kosten-Nutzen-Ana-lyse der gebührende Platz eingeräumt wird. Die Wolfshunde müssten ihre Tätigkeit bei den schwächsten Mitgliedern der Wolfsrudel beginnen. Untergebene, deren Aktivitäten die Grenze des Akzeptablen überschreiten, müssten schnell und hart bestraft werden. Die Wölfe sollen erkennen, dass sie keinen Spaziergang vor sich haben. Das wird sie nicht nur zögern lassen, indem es ihre Rudel von den Schwachen und Unfähigen befreit - es wird sie zugleich auch zäher und effizienter machen.«
Janella runzelte die Stirn. »Und wie soll uns das nutzen?«
»Wenn - wer auch immer - das Netz zerstört hat, seinen nächsten Zug macht, werden die Wölfe stark genug sein, Widerstand zu leisten.«
Nessa schürzte die Lippen. »Und wenn dieser Schlag niemals kommt?«
»Dann werden wirklich gesunde und effiziente Wolfsrudel sich gegenseitig zerfleischen.«
»Eine interessante Theorie, Mason.« Victor lächelte. »Aber ich befürchte: Bei so wenigen Schäfern sind Wolfshunde noch spärlicher gesät.«
Victors Kämmerer kam ins Esszimmer und flüsterte ihm etwas zu. Victor nickte, überlegte kurz und schaute sich dann am Tisch um. »Danke, Pebworth. Ich glaube, wir sind jetzt in der Stimmung fürs Dessert und den Brandy.«
»Sehr wohl, Mylord.«
Der alte Mann sah mich an und ich bemerkte ein Glänzen in seinen Augen. »Er hat mir eine Nachricht überbracht. Sie ist für dich, Mason. Von Basalt.«
Ich blinzelte überrascht. »Von Basalt? Da kenne ich niemanden.«
»Nein, vermutlich nicht.« Ein verschmitztes Lächeln trat auf seine Züge. »Aber Sam Donelly schon, wie es scheint. Es sieht aus, als hätte Mister Freundlich einen Job für dich.«
Das größte Hindernis auf dem Weg zur Erkenntnis ist nicht die Dummheit -es ist die Illusion des Wissens.
- Daniel J. Boorstin
Rittersaal, Santa Fe, Nordamerika, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
8. Januar 3133
Die Nachricht war verständlicherweise vage gehalten, aber dabei ziemlich aussagekräftig.
Sam, habe mit Bedauern von Ihren Getreideproblemen auf Helen gehört. Ich dachte, die Dinge würden sich dort anders entwickeln, aber das schöne Geschlecht zwingt uns alle ab und an zu unerwarteten Terminänderungen. Es freut mich, dass Sie derzeit nicht weiter verhindert sind. Ich würde unsere Partnerschaft gerne wieder aufleben lassen, mit einem deutlich höheren Anteil für
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