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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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Maslows Hierarchie der Menschlichen Bedürfnisse betrachten, befasst sie sich hauptsächlich mit Nahrung, Schutz vor den Elementen und Fortpflanzung. Das sind allesamt biologische Triebe, und selbst wenn ihre Umsetzung eine gewisse Abstraktion beinhaltet, wenn man zum Beispiel arbeitet, um sich Nahrung und Unterkunft leisten zu können, bewegt sich das doch kaum über der Stufe von Tieren, die nur dieselben grundlegenden biologischen Bedürfnisse befriedigen.«
    Janella hob die linke Augenbraue. »Sie wollen doch nicht darauf hinaus, dass Menschen nur Vieh sind, Mylord?«
    »Ganz und gar nicht. Schafe wären eine passendere Analogie, weil sie die Existenz von Schäfern und Wölfen zulässt.« Victor stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte die Fingerspitzen aneinander. Ich konnte die Freude in seinen grauen Augen tanzen sehen wie das reflektierte Licht der Kerzen auf dem Esstisch. »Wenn man es näher betrachtet, dann teilt die Erfahrung die Menschheit beinahe in unterschiedliche Arten. Wir vier hier an diesem Tisch haben allein wie viele Welten besucht? Hunderte? Tausende? Wir haben in einem einzigen Jahr mehr Lichtjahre zurückgelegt, als manche Menschen in ihrem ganzen Leben in Kilometern reisen. Manche Welten sind für die meisten Menschen kaum mehr als eine Legende, und ich habe mein Blut auf ihnen vergossen. Wir besitzen durch unsere Erfahrung eine Perspektive, über die viel zu wenig Menschen verfügen.«
    Nessa nickte. »Deshalb sind wir die Schäfer.«
    Ihr Großvater runzelte die Stirn. »Aber warum sind wir nicht die Wölfe? Diejenigen, die dort draußen ihren Vorteil aus dem Chaos schlagen, verfügen über dieselbe Erfahrung wie wir. Warum treffen sie dann nicht dieselben Entscheidungen wie wir? Warum riskieren sie einen Krieg gegeneinander, während in der Nacht eine weit größere Gefahr lauert?«
    »Vielleicht haben sie dieselbe Entscheidung getroffen.« Janella spielte mit ihrem Weinglas. »Diejenigen, die wir als Wölfe bezeichnen, sehen sich selbst vermutlich als Schäfer. Sie definieren ihre Herde anders als wir, und sie sammeln ihre Truppen, um sie zu beschützen. Vielleicht betrachten sie ihre Rivalen als die Wölfe, die hinter dem Zusammenbruch des Netzes stecken. Sie betrachten unsere Untätigkeit und Warnung vor einem unsichtbaren Gegner als Dummheit und werden aktiv, um das Beste für ihr Volk zu sichern.«
    »Ein ausgezeichnetes Argument, Mylady.« Victor schenkte ihr ein leises Lächeln. »Mehrere Argumente sogar, was alles nur noch komplizierter macht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Jemand wie Jacob Bannson würde sich niemals als Schäfer betrachten. Er sieht sich als Wolf, als großer, böser Wolf, und er jagt Schafe, Schweinchen und alle Schäfer, die ihm über den Weg laufen.«
    Mein Kommentar klang etwas schärfer als ich beabsichtigt hatte und die Überraschung auf Victors Gesicht war unübersehbar. »Man gewinnt den Eindruck, Mason, dass du eine besondere Abneigung gegen Mister Bannson entwickelt hast.«
    »Ja, mein Fürst.« Ich hob die Serviette und wischte mir den Mund ab. »Je mehr ich lese, nun, ich kann die Motive der Schakale da draußen nachvollziehen - oder der Wölfe, um im momentanen Bild zu bleiben. Nehmen Sie zum Beispiel Katana Tormark. Sie hat die Kriegertraditionen des Kombinats verinnerlicht und ihr Sinn für Tradition treibt sie zu ihren Handlungen.«
    »Soweit du das sagen kannst, Mason.« Nessa stieß die Gabel in ein Stück Lattich. »Wir wissen nicht genau, was sie denkt oder träumt.«
    »Sicher, das stimmt schon, und möglicherweise bin ich in ihrem Fall zu oberflächlich, aber bei Bannson existiert kein Tiefgang. Für mich ist er so flach wie ein Dessertteller. Was ihn antreibt, ist schlicht und ergreifend die Habgier. Er mag Geld, er will mehr davon, und er will die Republik dafür bestrafen, dass sie sich weigert, sein Loblied so singen.«
    Janellas Stimme war leise. »Ich bezweifle, dass wir ihn für unsere Sache gewinnen könnten, wenn wir ihn zum Ritter schlagen.«
    »Nein, das würde sicher nicht funktionieren, denn dann würde er ein Paladin werden wollen, und dann Exarch. Bannson will an der Spitze der Nahrungskette stehen, nicht, weil es die Spitze ist, sondern weil er dann die Möglichkeit hat, diejenigen, die unter ihm rangieren, auszubeuten.« Ich verzog das Gesicht. »Es ist nicht so, dass ich Habgier nicht nachvollziehen könnte, aber er gibt sich dabei dermaßen unverhohlen. Falls Tormark oder Aaron Sandoval oder irgendjemand sonst von

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