Geisterschiff (German Edition)
zwar nicht mit der zu vergleichen, mit der sich die Hangars moderner A-Klasse-Schiffe öffneten, aber immerhin tat sich etwas. Lucy nahm Geschwindigkeit weg. Ohne das fremde Schiff zu berühren, flog sie in die Öffnung, hinein in die gigantische Halle, in der sich sechs weitere C-Klasse-Schiffe befanden. Vorsichtig landete Lucy die ›Taube‹ auf dem Hallenboden. Das Tor hatte sich wieder geschlossen. Die Halle wurde automatisch für einen Ausstieg der Besatzung vorbereitet. Sie überprüften die Instrumente.
» Die künstliche Schwerkraft funktioniert«, sagte Varenia.
» Die Atmosphäre ist wieder hergestellt und normal. Es ist keine chemische oder biologische Verunreinigung festzustellen«, ergänzte Shyringa.
» Abwehrmechanismen sind auch nicht aktiviert worden«, meldete Gurian.
» Gut, steigen wir aus«, entschied Lucy.
Sie war zum Zerreißen angespannt. Lars hatte verdammt noch mal recht. Auf diesem Schiff stimmte etwas nicht. Wie konnte es intakt sein nach all der Zeit ohne Mannschaft.
» Wir sollten uns jederzeit abflugbereit halten«, sagte sie. »Shyringa wärst du bereit, an Bord der ›Taube‹ zu bleiben? Im Notfall musst du uns hier raus fliegen.«
Shyringa lächelte ihr kühles steifes Lächeln.
» Ich wollte das Gleiche vorschlagen. Es ist logisch«, sagte sie.
In der Tat war es logisch. Wenn man schon ein fremdes imperianisches Schiff betrat, war es sicher besser, nur den imperianischen Teil der Mannschaft mitzunehmen. Hierzu muss man wissen, dass Terraner zu dieser Zeit schon zu einer Unterspezies der Imperianer gezählt wurden.
» Sollten wir nicht noch jemanden dalassen«, knurrte Gurian und nickte in Richtung Darim. Der sah aber Lucy so ängstlich und bettelnd an, dass sie sagte:
» Ich glaube, Darim schafft es schon, mitzukommen.«
Lucy wusste, dass Darim sich wie die meisten Imperianer, die noch nicht lange mit Aranaern bekannt waren, in der Nähe dieser Spezies extrem unwohl fühlte. Die meisten hatten richtiggehend Angst davor, allein mit einem Aranaer zu bleiben. Die beiden Spezies waren einfach zu verschieden.
So verließen sie zu sechst die ›Taube‹.
» Ich glaube nicht, dass diese furchtbaren Dinger notwendig sind. Ihr habt doch selbst gesagt, es ist kein Mensch an Bord«, maulte Trixi. Für ihre Verhältnisse klang sie richtig entschlossen.
Mit ›Dinger‹ meinte sie die kleinen Handstrahlenwaffen, die die anderen fünf Jugendlichen gezogen hatten und schussbereit in der Hand hielten. Das kleine Lämpchen, das an jeder Waffe den Modus anzeigte, stand natürlich auf Hellgrün. Das war der Betäubungsmodus.
Es gab insgesamt vier verschiedene Modi, in die man diese Waffen schalten konnte. Mit dem ersten, dem hellgrünen Modus konnte man einen Menschen betäuben. Mit dem zweiten, dem dunkelgrünen Modus konnte man sogar ein Tier von der Größe eines Elefanten schlafen legen. Wenn man in diesem Modus auf einen Menschen schoss, konnte man sich nicht mehr sicher sein, dass man ihn nicht doch ernsthaft verletzte. Der dritte Modus war der Tötungsmodus. Wurde ein Mensch von so einem Strahl getroffen, starb er. Der vierte Modus war der Zerstörungsmodus. Traf so ein Strahl auf Materie, wurde in so kurzer Zeit so viel Energie in die getroffene Stelle gepumpt, dass die Materie dort verdampfte. In diesem Modus konnte man mittelgroße Gegenstände zerstören.
Die Rebellen schossen normalerweise nur im ersten Modus. Sie betäubten ihre Gegner grundsätzlich nur. Allerdings benutzten sie manchmal auch den vierten Modus, um Dinge zu zerstören, wenn es sein musste. Es versteht sich aber von selbst, dass sie eine Waffe in diesem Modus nie wirklich gegen einen Menschen einsetzten.
Trixi hasste alle Waffen. In diesem Fall schon allein deswegen, weil durch sie dieses Schiff beschädigt werden könnte, das sie schon in ihr Herz geschlossen hatte. Die anderen ignorierten sie. Für so ungefährlich, wie Trixi meinte, hielten sie ihren Aufenthalt auf diesem Schiff nicht.
So schlichen die sechs Jugendlichen durch das Schiff. Fünf von ihnen mit gezogener Waffe, und sich vorsichtig nach allen Seiten umblickend. Trixi hatten sie in ihre Mitte genommen. Die Gänge waren durch eine Notbeleuchtung nur schwach erhellt. Vor jeder Abzweigung blieben sie stehen und sahen vorsichtig in die Gänge hinein. Aber sie entdeckten niemanden. Das Schiff war leer. So arbeiteten sie sich langsam zur Mitte des Schiffes vor, in der der Kommandoraum lag.
An der Tür angekommen, blieben sie stehen. Lucy und
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