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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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hab’s mal bei deinem Vater versucht.« Bob sah ihn überrascht an. Mr Andrews war Journalist bei der ›Los Angeles Post‹ und hatte Peter versprochen, am nächsten Tag aus dem Archiv der Zeitung alles über die Familie Oames zu besorgen. Das Wichtigste wollte er dann den Jungs zur ›Reno Enterprise‹ faxen, bei der ein Freund von ihm arbeitete.
    »Gut gemacht«, lobte Justus und biss herzhaft in ein Salamibrot.
    »Und Cotta?« Bob strich die blonden Haare aus der Stirn. Es war ihm anzusehen, dass er selbst gerne auf die Idee mit seinem Vater gekommen wäre.
    »Den hab’ ich beim zweiten Anlauf auch erreicht«, hatte Peter einen weiteren Erfolg zu vermelden. »Die Dame heißt Mandy Gibson-Taylor und wohnt in Truckee, einer kleinen Stadt am Interstate 80. Was sagt ihr jetzt?« Er sah in die Runde, ließ den beiden aber keine Zeit zur Antwort, sondern machte sofort weiter. »Und dann hab’ ich uns für morgen noch einen Leihwagen besorgt. Ab acht steht er in Baldwin Beach bereit.«
    »Nicht schlecht, nach fünf Stunden auf der Piste«, ließ sich jetzt auch Bob zu einem Lob herab.
    Plötzlich hörten sie Schritte.
    »Kann ich reinkommen?« Capistranos Gesicht erschien in der Tür.
    Hoffentlich hat er nicht alles mitbekommen, schoss es Justus durch den Kopf.
    »Wir wollen morgen nach Squaw Valley, deshalb haben wir uns ein Auto besorgt.« Bob hatte die gleichen Befürchtungen und wie so oft blitzschnell eine Geschichte parat. »Wegen der Olympischen Winterspiele damals, 1960.« Geschickt verwickelte er den Polizisten in ein Gespräch über die beste Fahrtroute und die Sportgrößen vergangener Tage.
    »Wollen Sie Tee?«, fragte Justus zuvorkommend, nachdem Bob ein Ende gefunden hatte.
    Capistrano nickte und ließ sich leise ächzend auf einen der Küchenstühle sinken. Der Erste Detektiv schob ihm eine Tasse hin. Dann erstattete der Polizist einen knappen, sachlichen Bericht. Die Beamten gingen davon aus, dass Oames von mindestens zwei Männern entführt worden war. In seinem Zimmer gab es Spuren eines offenbar kurzen Kampfes. »Es ist nicht vorstellbar, dass einer allein den Mann, auch wenn er bewusstlos war, über die Treppe transportieren kann«, sagte Capistrano. Immerhin war das Opfer 1,85 Meter groß und ziemlich sportlich. Oames junior hatte seinen anfänglichen Widerstand gegen die Anwesenheit der Polizei aufgegeben. Rund um die Uhr sollte mindestens ein Beamter die beiden Telefone im Haus, die über einen gemeinsamen Anschluss zu erreichen waren, bewachen. Capistrano rechnete damit, dass sich die Entführer zügig ein zweites Mal melden und den Übergabeort mitteilen würden. Er zwinkerte den Jungs zu. »Jetzt hab’ ich euch aber genug erzählt«, sagte er und erhob sich langsam. »Danke für den Tee.« Mit Handschlag verabschiedete er sich von den dreien. »Und haltet die Augen offen«, rief er im Hinausgehen.
    Tante Mathilda kam erst nach dem Abendessen zurück und machte einen ziemlich angegriffenen Eindruck. Sie konnte sich nicht entscheiden, wer der unsympathischste der drei Neuankömmlinge war. Henry Simon und seine Frau hatten sowohl mit ihr als auch mit der Polizei mehrfach Händel anfangen wollen. Den Anwalt beschrieb sie als schleimigen Idioten, eine Wortwahl, die eigentlich kaum zu ihr passen wollte. Aber sie hatte sich nicht aus der Reserve locken lassen. »Noch nicht«, sagte sie drohend und verschwand in ihr Zimmer.
    Auch die Jungen gingen früh ins Bett. Justus schlief schlecht in dieser Nacht. Unter anderem träumte er, dass er bei klirrender Kälte halb nackt am Rosenspalier hing, das ihn irgendwann mit in die Tiefe riss. Dennoch war er voll Tatendrang, als ihn die ersten Sonnenstrahlen weckten.
    Bob und Peter hatten bereits geduscht, Tante Mathilda machte sich in der Küche zu schaffen. Sie war nicht besonders gesprächig und bereute offenbar ihren Entschluss, an den Lake Tahoe gekommen zu sein.
    »Lasst sie lieber in Ruhe«, riet Justus den Freunden, bevor sie sich zum Frühstück in der Küche einfanden. Er kannte seine Tante gut. Sie war ein ausgeglichener, fast immer freundlicher Mensch, reagierte auf Onkel Titus’ Eigenheiten und seine Leidenschaft für Altwaren der unmöglichsten Art genauso gelassen wie auf die Streiche und Abenteuer der Detektive. Wenn sie aber einmal mürrisch war, genügte ein einziger Tropfen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Die drei ??? wollten die unzweifelhaft mit einem Zornesausbruch verbundene sofortige Abreise aber auf jeden Fall

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