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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Hinter South Lake Tahoe überschritten sie die Grenze nach Nevada. In der Gegenrichtung standen an den Kontrollstellen einige Laster. Zwischen den einzelnen Bundesstaaten der USA gab es keine Passkontrollen, Kalifornien hatte aber besonders strenge Bestimmungen für die Einfuhr von Lebensmitteln. Lastwagen, aber auch Reisende, wurden regelmäßig durch Stichproben überprüft.
    Gleich hinter der Grenze standen riesige Hallen mit bunten Lichtreklamen. Anders als in Kalifornien waren im Nachbarstaat Glücksspiele erlaubt. Nicht nur in Las Vegas, der größten und bekanntesten Stadt Nevadas, auch hier im Norden wurden jedes Jahr Millionen Spieler angelockt und Millionen Dollar verloren.
    Sie fuhren auf dem Highway nach Carson City, der Hauptstadt Nevadas, und weiter Richtung Norden, bis sie die Wolkenkratzer von Reno-Downtown in der Vormittagssonne glitzern sahen. Geleitet von Peter, der sich den Weg zur ›Enterprise‹ hatte genau beschreiben lassen, fanden sie sich in Reno rasch zurecht. Durch den berühmten Torbogen, vorbei an den großen Casinos, kamen sie in die Innenstadt. Kurz vor elf standen sie vor dem Redaktionsgebäude im Zentrum der Stadt.
    Bobs Vater hatte alles bestens organisiert. Als sie dem Portier ihre Namen nannten, drückte der ihnen ein dickes Kuvert in die Hand. Die Jungs bedankten sich höflich und steuerten ein kleines Bistro gegenüber an, um das Material sofort zu sichten.

Auf der Suche nach Mandy
    Oames’ Erfolgsstory las sich eindrucksvoll. Er hatte als junger Mann nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa Kontakt zu zwei großen Verlagen bekommen und war offenbar sofort fasziniert gewesen von der Vorstellung, Spiele herauszubringen. Anfang der 50er Jahre hatte er in Los Angeles dank der Hilfe eines Filmmillionärs eine Firma gründen können. Zehn Jahre später war er selbst reich. Er brachte Puzzles heraus, ausgefallene Quartette und Spiele aus anderen Erdteilen. Vor allem aber setzte er eigene Ideen um: Sein Silberminenspiel war seit vielen Jahren ein großer Renner.
    Vor fünf Jahren hatte Oames den Betrieb an seine Kinder Henry Simon und Silvie übergeben, um sich völlig zurückzuziehen. Er arbeitete nur noch für einen europäischen Verlag, der sehr anspruchsvolle Wissensspiele für Kinder und Erwachsene herausgab. Aus einigen Klatschgeschichten ging hervor, dass ihm weder die Unternehmensführung noch der Lebensstil seiner Kinder passte. Er hielt sich aber völlig heraus.
    Henry Simon dagegen legte den Presseberichten zufolge großen Wert darauf, zur High Society von Malibu zu gehören. Von Silvie, die früher als Mannequin gearbeitet hatte, gab es ebenfalls reichlich Fotos von Empfängen, Bällen und Filmpremieren. Entgegen allen Unkenrufen war es den beiden aber bisher gelungen, die Firma auf Erfolgskurs zu halten. Der Gang an die Börse vor zwei Jahren hatte sich als wahrer Glückstreffer erwiesen.
    Über eine Stunde saßen die drei in dem kleinen Café und schmökerten in den Zeitungsberichten. Dann vergewisserte sich Justus in einem Telefonat mit Tante Mathilda, dass es in der Villa keine Neuigkeiten gab. Schließlich verschwand er für eine Viertelstunde und kam mit einem Paket unter dem Arm zurück. »Hat 19 Dollar 50 gekostet«, teilte er mit. »Muss unsere Firma zahlen.« Er ließ die beiden ein bisschen zappeln, bevor er verriet, dass es sich um das Silberminenspiel von Mr Oames handelte. Er wandte sich zum Ausgang.
    »Könnt ihr euch vorstellen, dass Oames …«, begann er im Hinausgehen.
    »… dass Oames was?«, fragte Peter.
    »Ach, ich weiß nicht.« Justus winkte ab.
    »Jetzt sag schon«, drängte der Zweite Detektiv. »Du kannst halbe Sätze doch sonst nicht leiden.«
    »… dass Oames das alles selber inszeniert hat.« Er blieb stehen und kratzte sich am Kopf. »Die Villa, das Anwesen, die Faszination, die Spiele auf ihn ausüben – vielleicht ist das alles auch nur ein Spiel.«
    »Unwahrscheinlich«, knurrte Peter. »Es gab doch Reifenspuren. Also müsste sich Oames irgendwo einen Wagen besorgt haben. Mit dem Risiko, dass sich jemand an ihn erinnert.«
    Justus zuckte die Schultern. Schweigend gingen sie zum Auto.
    »Lasst uns zu der Gibson-Adresse nach Truckee fahren und dann so schnell wie möglich zurück«, schlug Peter vor. »Wer weiß, was inzwischen alles passiert.«
    Trotz dichten Verkehrs kamen sie zügig aus Reno heraus. Sie überquerten die Grenze nach Kalifornien und bogen nach Truckee ab. Es war keine besonders interessante Stadt. Viele Häuser sahen

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