Geisterstunde in Los Angeles
Schreie… sie hat es nicht überstanden.«
»ja!« hauchte ich.
Mit einer heftigen Bewegung warf sich das Mädchen herum und hechtete auf das Bett zu. Dort blieb es weinend liegen. Ich konnnte mich um die Kleine nicht mehr kümmern. Eine Stimme hielt mich auf. Die beiden Worte waren flüsternd gesprochen, dennoch hörte ich sie und erkannte auch die Stimme.
»John Sinclair…«
Mir lief es kalt den Rücken hinab. Nur langsam wandte ich mich um. Die Lampe in meiner linken Hand machte die Bewegung mit. Sie stach ihren Schein in den Gang, der nicht mehr leer war, denn fast am Ende stand eine Person, die ich kannte.
Laurie Ball, die Reporterin aus New York, die Vermißte. Nur hatte sie sich verändert.
Ich sah sie als Zwergin!
***
Sie war eine hübsche aparte Person gewesen. Viel war davon nicht mehr zurückgeblieben, obwohl ich sie noch erkannte. Nur hatten sich bei ihr die Proportionen verschoben. Nicht allein, daß sie kleiner geworden war, auch der Kopf war in die Breite gedrückt worden. Die pumpigen Wangen hatten tiefe Falten bekommen, die Haare erinnerten mich an hellgraue Spinnennetze, doch es waren noch immer ihre Augen. Die Lippen erinnerten mich an breite Messerrücken, auch die Ohren hatten an Größe zugenommen, ebenso wie die Schultern an Breite. Ansonsten wirkte der kleine Körper gedrungen und zusammengepreßt.
»Laurie…« Ich flüsterte ihren Namen. »Ich bin es, John. Ich lebe noch.«
Steif nickte ich. »Sicher, du lebst…«
»Mehr sagst du nicht?«
»Nein, was sollte ich?« drang es gequält aus meinem Mund.
»Die anderen sind vernichtet. Bill Conolly hat damals mit der goldenen Pistole geschossen.«
»Ich war selbst dabei.«
»Aber ich lebe.« Auf meine Antwort mußte sie verzichten. Ich erinnerte mich wieder an die Szene, als Laurie in das Aibon-Feuer gesprungen und ebenso verschwunden war wie Dr. Horror. Damals hatte ich sehr gelitten und auch nicht mehr damit gerechnet, sie noch einmal zu sehen. Nun schauten wir uns an.
»Willst du nicht zu mir kommen, John?« fragte sie leise.
»Hat dich Dr. Horror geschickt?«
»Vielleicht.«
»Du… du bist jetzt bei ihm?« fragte ich und nickte gleichzeitig dabei.
»Ja, ich muß.«
»Dann stehst du auch auf seiner Seite?«
Sie hob die breiten Schultern hoch. »Schau mich an, John. Bleibt mir eine andere Möglichkeit, so wie ich aussehe? Er hat sein Versprechen wahr gemacht. Es ist furchtbar, das weiß ich selbst. Nicht immer gelingt es dem Helden, das Mädchen zu retten. Du hast es nicht geschafft, als er mich im Schwimmbad entführte. Ich habe oft bedauert, meine Nase in diese Dinge hineingesteckt zu haben, aber es gab kein Zurück mehr. Jetzt befinde ich mich in seiner Hand.«
»Und in Aibon?«
»Ja, auch das!« hörte ich die gequälte Antwort. »Ich muß tun, was er will.«
»Er hat dich zu mir geschickt?«
»So ist es.«
»Was will er von mir?«
»Er will dich haben!«
»Das ist mir zu wenig. Was hat er vor? Wo steckt Dr. Horror?«
»Ich werde dich zu ihm führen.«
»So einfach ist das nicht, Laurie. Schau dich doch mal draußen um, wie es dort aussieht.«
»Ich weiß.«
»Das ist auch seine Schuld. Der Sunset Boulevard steht unter seinem Bann. Ein Mord ist schon geschehen. Ich habe ihn leider nicht verhindern können. Es war ein Hund, der sich veränderte und ein Mädchen tötete. Wenn ich gehe, hat er freie Bahn. Ich kann die anderen Menschen hier nicht allein lassen. Sie ahnen noch nichts von der Gefahr, in der sie schweben.«
»Du kannst nicht überall sein, John. Der Strip ist groß. Ich kenne ihn. Wenn Dr. Horror will, kann er alle Menschen töten, die sich auf der Straße befinden. Er ist der wahre König von Hollywood. In dieser Nacht hat er es bewiesen. Er besiegte die Technik. Niemand kommt gegen ihn an, auch nicht die Polizei. Vielleicht kannst du Menschen retten, wenn du zu ihm gehst. Er erwartet dich.«
»Und wo?«
»Ich führe dich hin.«
»Laurie, ich will eine genaue Antwort. Befindet er sich etwa auf dem Gelände der Sun Production?«
»Ja.«
»Dann ist mir alles klar.«
»Und du wirst mitkommen?«
Ich dachte noch über ihren Vorschlag nach. Was war besser? Zu bleiben oder mitzugehen?
»Es ist nicht mehr viel Zeit«, flüsterte sie.
Ich nickte. »Jawohl, du hast mich überzeugt. Ich werde dich zu Dr. Horror begleiten. Zuvor jedoch sage ich meinen Freunden Bescheid, wo sie mich finden können, wenn…«
»Niemandem sagst du etwas, sonst wird er durchdrehen, denn er besitzt einen mächtigen
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