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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Leben kosten, sind nicht leicht zu verstehen oder gar zu verzeihen, aber sie passieren trotzdem. Trotz allem, was die Doktores uns Normalsterbliche glauben machen wollen, sind Ärzte nur Menschen. Und Menschen machen menschliche Fehler. Das ist unausweichlich.
    Machen Doktoren Fehler, tut es einem meistens weh. Ich hatte leicht reden. Schließlich hatte ich die Frau des Generals nicht geliebt.
    »Das hat sein ganzes Leben verändert. Er ist auf und davon und hat den Rest seines Lebens im Cantard verbracht, hat sein Leid an den Venageti ausgelassen.«
    Machen Generäle Fehler, tut es meistens vielen Leuten weh.
    »Wenn Ihr hier den ganzen Tag herumlungern wollt, Jüngelchen, krempelt Ihr besser die Ärmel hoch und wascht ab. Nichtsnutze können wir hier nicht gebrauchen.«
    Es war eine waschechte Versuchung. Sie hatte eine Menge zu erzählen. Andererseits … »Später vielleicht. Sollte sich rausstellen, daß ich nur meine Zeit verschwende, kann ich auch abwaschen.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Dachte schon, daß ich Euch damit loswerden würde. Hab noch nie nich ‘nen Kerl getroffen, der Manns genug gewesen wäre, es freiwillig mit einem Berg von schmutzigem Geschirr aufzunehmen.«
    »Das Essen war köstlich. Vielen Dank, Miss …?«
    Der Trick verfing auch diesmal nicht.
     
     

 
5. Kapitel
     
    Der Springbrunnen in der Eingangshalle war ein hervorragender Ausgangspunkt für weitere Erkundungen. Ich hockte mich auf den Brunnenrand und dachte über die Bemerkungen der Köchin nach. Vermutlich würde ich zum Fachmann für Spülwasser, bevor ich diesen hartnäckigen Vorhang des Schweigens durchdrungen hatte.
    Dann beschlich mich das unheimliche Gefühl, daß jemand mich beobachtete. Ich sah mich unauffällig um.
    Da war sie wieder. Blondie. Im Schatten. Anscheinend war sie mittlerweile kühn genug, sich auf demselben Stockwerk aufzuhalten, auf dem ich mich befand. Ich tat, als bemerke ich sie nicht und ließ eine Minute verstreichen. Dann stand ich auf und streckte mich. Sie ging in Deckung. Ich schlenderte wie zufällig in ihre Richtung, so, als hätte ich keine Ahnung, daß sie da war.
    Sie floh wie ein erschreckter Fasan. Ich fegte hinter ihr her. »Jennifer!«
    Ich sprang hinter den Pfeiler … Wohin war sie verschwunden? Nirgendwo war eine Tür zu sehen. Aber trotzdem war sie weg.
    Unheimlich!
    »He! Mike! Was machen Sie da?«
    Ich hüpfte ungefähr einen Meter in die Luft. Aus dem Stand. »Peters! Schleichen Sie sich nicht so an! Ich glaube auch so schon an Gespenster. Wo sind die anderen?«
    Peters sah mich verblüfft an. »Die anderen? Die arbeiten!«
    Logisch. In einem Haus wie diesem konnte man leicht achtzehn Leute verstecken. Von dem Grundstück ganz zu schweigen! »Eigentlich sollte man erwarten, daß man ab und zu jemandem begegnet.«
    »Manchmal ist es hier ein bißchen einsam.« Er lächelte. Das zweite Mal in zwei Tagen. Ein absoluter Rekord. »Dachte, ich führe Sie mal herum, damit Sie alles kennenlernen.«
    »Ich finde mich schon zurecht. Schließlich war ich nicht umsonst Scout bei den Marines.«
    Sein Lächeln erlosch, und der Blick, den er mir zuwarf, verriet ganz den alten Schwarzen Peter. Er sah mich an, als wäre ich zu blöd, meine Stiefel allein zuzuschnüren. Er deutete mit einem Kopfnicken auf das Nordende der Halle mit dem bleigefaßten Fenster, auf dem die ungefähr fünfzig blutrünstigen Schlachtszenen abgebildet waren. Darunter gab es eine Tür.
    Mutter Garrett hatte keinen Idioten großgezogen. Ich kapierte. »Ich könnte aber eine Führung über das Gelände gebrauchen. Irgend jemand sollte mir erklären, was ich sehe.«
    Peters entspannte sich ein bißchen, setzte eine beiläufige Miene auf und marschierte los. Ich folgte – im Gleichschritt. Die guten alten Zeiten konnten mir wirklich gestohlen bleiben.
     
    Peters sagte kein Wort, bis wir außer Hörweite des Hauses waren und den parkähnlichen Teil des Gartens hinter uns gelassen hatten. Dort hätten sich möglicherweise Lauscher hinter Sträuchern verstecken können. »Sie haben den Alten gesehen. Was halten Sie von ihm?«
    »Sein Zustand ist ziemlich kritisch.«
    »Kennen Sie irgendein Gift, das diese Wirkung haben könnte?«
    Ich dachte ernsthaft darüber nach. »Nein. Aber ich bin auch kein Fachmann, was das betrifft. Dafür kenne ich einen. Allerdings müßte er den General untersuchen.« Morpheus Ahrm kannte alles, womit man seine Mitmenschen erledigen konnte. Oder vielmehr seine Mitgeschöpfe. Ahrm war ein

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