Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
eilig hatte, seinen Teil einzustreichen.
    »Weiß jeder, daß er im Testament steht?«
    »Sicher. Der General hat eine große Show deswegen abgezogen. Wer nicht spurt, verliert seinen Anteil.«
    Ha! »Kelle hat einen Candy erwähnt …«
    »Der kommt nicht in Frage. Er ist schon lange weg. Außerdem hätte er auch nicht den Mut gehabt. Er war nicht menschlich und stand auch nicht im Testament. War keiner der Jungs, die der General mitbrachte, sondern einer aus der Mannschaft, die hier die Stellung gehalten hat, solange der General im Cantard war.«
    »Sie hat auch einen Harcourt erwähnt, der früher mal Ärger bekommen hat, weil er seine Freundinnen ins Haus geschmuggelt hatte.«
    »Harcourt?« Peters runzelte die Stirn. »Dem stanken wohl die strengen Regeln hier. Fand sie blödsinnig. Kündigte vor ungefähr sechs Monaten. Der Alte hat ihn aus dem Willen gestrichen, und Harcourt wußte das. Für ihn gibt es hier nichts zu gewinnen. Außerdem haben wir ihn hier auch nie wieder gesehen.«
    »Das bringt uns nicht weiter. Wir müssen die ganze Sache aus einem anderen Winkel in Augenschein nehmen, Sergeant.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was habe ich in der Hand? Ihre unguten Gefühle. Aber jedesmal, wenn ich Ihnen eine Frage stelle, klingt die Antwort so, als gäbe es hier keinen, der dem General den Tod wünscht. Und anscheinend profitiert auch niemand davon, weil sowieso jeder seinen Anteil bekommt. Wir können einfach kein vernünftiges Motiv finden. Und sowohl die Mittel als auch die Gelegenheiten sind begrenzt.«
    »Kommen Sie doch einfach zum Punkt.«
    »Ich frage mich, ob er nicht vielleicht schlicht an Magenkrebs eingeht. Vielleicht sollten Sie an meiner Stelle lieber einen Doktor engagieren, bis Sie genau wissen, woran er eigentlich leidet.«
    Er ließ sich mit der Antwort ein paar Minuten Zeit. Ich hatte nichts mehr zu sagen. Wir gingen schweigend nebeneinander her. Peters dachte nach, und ich betrachtete das Grundstück. Irgend jemand hatte letzten Sommer die Felder bewirtschaftet. Jetzt war niemand darauf zu sehen. Ich betrachtete den Himmel. Anscheinend hatte jemand noch mehr Bleiplatten aufgehängt und dem eiskalten Wind zusätzlich ein paar Eiszapfen untergemischt. Der Winter kam zurück.
    »Ich habe es versucht, Garrett. Vor zwei Monaten. Jemand hat es dem alten Mann gesteckt. Der Doktor ist nicht mal durch die Vordertür gekommen.«
    Wie er ›jemand‹ sagte, verriet, daß er wußte, wer es gewesen war. Ich fragte nach.
    Er wollte nicht mit der Sprache herausrücken. »Wer, Spieß? Wir können uns unsere Verdächtigen nicht nach Belieben aussuchen.«
    »Jennifer. Sie war in den Plan eingeweiht, aber dann hat sie sich nicht daran gehalten. Sie ist ein seltsames Mädchen. Ihr großes Ziel im Leben ist, geliebt zu werden und Anerkennung zu bekommen. Leider weiß der Alte nicht, wie er ihr das zeigen soll. Er hat Angst vor ihr. Sie ist aufgewachsen, während er im Feld war. Und es ist auch nicht hilfreich, daß sie ihrer Mutter sehr ähnlich sieht. Die ist gestorben …«
    »Kelle hat mir die Geschichte schon erzählt.«
    »Sieht ihr ähnlich. Die alte Schachtel weiß alles und erzählt es jedem, der zuhören mag. Sie sollten vielleicht in die Küche ziehen.«
    Wir gingen noch ein Stück weiter nach Norden und umrundeten das Haus.
    »Vielleicht haben wir ein Verständigungsproblem. Je tiefer Sie in die Sache hineinsehen, desto mehr werden Sie zu der Erkenntnis kommen, daß es sich bei allem nur um Einbildung handelt. Der Alte hat Wahnanfälle. Er glaubt, daß Leute ihn umbringen wollen, wenn es gar nicht so ist. Das macht die ganze Angelegenheit so teuflisch. Keiner wird glauben, daß er in wirklicher Gefahr schwebt, bis jemand ihm vor den Augen aller Anwesenden ein Messer in den Leib rammt.«
    Ich hatte einen Freund, Pokey Pigotta. Er arbeitete in der gleichen Branche wie ich. Mittlerweile ist er tot. Aber er hatte mal einen Fall, der genauso abgelaufen ist. Eine verrückte alte Frau mit viel Geld, die immer unter eingebildeten Krankheiten litt und sich von unsichtbaren Feinden verfolgt sah. Pokey betrachtete ihre Ängste mit sehr viel Skepsis. Der Sohn hat sie schließlich kaltgemacht. Der Fall verfolgte Pokey sein Leben lang. »Ich werde die Sache ohne Vorurteile angehen.«
    »Mehr verlange ich nicht. Bleiben Sie dabei, und lassen Sie sich nicht einlullen.«
    »Klar. Aber wir könnten die Angelegenheit abkürzen, wenn wir ein paar Fachleute zu Rate zögen.«
    »Ich sagte schon, daß ich es versuche.

Weitere Kostenlose Bücher