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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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lachte leise. »Diesmal hast du richtig Glück gehabt. Der Fall ist gar nicht so übel. Keine Vampire, keine Werwölfe, keine Hexen, keine Zauberer und keine toten Götter, die aus dem Grab auferstehen wollen. Nichts von dem Mist, in den du gewöhnlich hineinrasselst.«
    Ich schnaubte verächtlich. Über solche Monstrositäten stolpert man zwar nicht an jeder Ecke, aber sie gehören zu unserer Welt. Irgendwann gerät jeder mal an eine. Sie beeindrucken mich nicht, obwohl ich mich nicht gerade darum reiße, mich mit ihnen herumzuschlagen.
    »Vielleicht hab ich ja ‘nen Geist gesehen«, behauptete ich.
    »Einen was?«
    »Einen Geist. Ich lauf immer wieder einer Frau über den Weg, von der niemand zugibt, daß sie existiert. Die angeblich kein anderer sieht. Es sei denn, sie verarschen mich. Was sie wohl auch tun.«
    »Ach, du bist ja verrückt. Sie ist bestimmt eine hinreißende Blondine, stimmt’s?«
    »Sie ist blond. Und sieht nicht schlecht aus.«
    »Du bist ein Tagträumer. Deine Wunschvorstellungen haben dich einfach genarrt.«
    »Vielleicht. Das kriege ich noch raus, bevor ich mit dem Job fertig bin. Ich wollte noch was von dir, aber das habe ich vergessen.«
    »Dann kann es nicht sehr wichtig gewesen sein.«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich mach mich lieber auf den Weg.«
    »Brauchst du keine Ausrüstung? Die Vorstellung, daß du mit bloßen Händen in einem Killernest rumwühlst, gefällt mir nicht.«
    »Ich habe noch ein bis zwei Tricks im Ärmel.«
    »Wie immer«, knurrte er. »Dreh keinem den Rücken zu.«
    »Keine Sorge.«
    Ich war schon an der Tür, als seine Frage mich aufhielt. »Wie sieht diese Tochter aus?«
    »Anfang zwanzig, sehr hübsch, aber nicht sehr gesprächig. Vermutlich hoffnungslos verzogen.«
    Morpheus dachte kurz nach, zuckte dann die Schultern, stand auf, ließ sich fallen und fuhr mit seinen Liegestützen fort. Ich schloß die Tür. Wenn ein Mann sich malträtiert, kann ich einfach nicht zusehen.
     
     

 
12. Kapitel
     
    Höchst zufrieden mit mir selbst ging ich Richtung Südtor. Ich kannte Morpheus Ahrm. Seine Neugier würde schließlich die Oberhand gewinnen. Das hieß, er würde mehr unternehmen als das, wofür ich ihn bezahlte. Er würde sich unter seinen Geschäftsfreunden umhören. Wenn irgend etwas vor sich ging, in das die Stantnors verwickelt waren, würde er es herausfinden.
    Doch meine Hochstimmung verschwand, als ich das Südtor passiert hatte.
    Es begann zu nieseln, und ich fing an, mein Mißtrauen Pferden gegenüber zu verwünschen. Verdammt, selbst wenn ich nicht reiten wollte, hätte ich wenigstens eine Kutsche mieten können. Ich hatte einen Klienten und konnte es auf die Spesenrechnung setzen. Spesen sind ein wundervoll dehnbarer Begriff, vor allem, wenn der Klient sie nicht einmal überprüft.
    Ich wurde ziemlich naß, bevor ich mein Ziel erreichte.
    Merkwürdig. Die meisten großen Besitze haben Namen. Haus Ahorn. Haus Windschutz. Manchmal auch Namen, die keinen Sinn ergeben, wie zum Beispiel Brittany Stone.
    Aber dieses Anwesen hätte auch eine Schäferhütte sein können. Villa Stantnor. Es war ein alter Familiensitz und ein Militaria-Museum, aber anscheinend fand niemand es heimelig genug, daß er ihm einen Namen gegeben hätte.
    Ich war noch fast vierhundert Meter vom Haus entfernt, als Jennifer Stantnor aus der Vordertür stürzte und auf mich zurannte. Sie hatte sich nicht mal einen Regenmantel übergeworfen. Peters hetzte hinter ihr her. Er holte schnell auf, obwohl es nicht so aussah, als wollte er sie einholen.
    Sie kamen fast gleichzeitig bei mir an. Es schien Jennifer zu ärgern, daß Peters ihr gefolgt war. Er dagegen musterte sie wütend. Ich tat mein Bestes, den Verwirrten zu spielen. Was mir nicht schwerfiel. Ich hob fragend eine Braue fast bis zum Haaransatz. Mein Brauen-Blick-Trick. Einer meiner besten. Jennifer stand da und keuchte. Peters atmete weniger angestrengt, obwohl er fast dreimal so alt war wie sie. »Es hat einen Jagdunfall gegeben«, erklärte er.
    Ich verzog keine Miene. »Ach?«
    »Es regnet. Gehen wir lieber ins Haus.«
    Ich sah das Mädchen an. Anscheinend wollte sie etwas sagen. Schließlich brach es aus ihr heraus. »Ich glaube nicht, daß es ein Unfall war.«
    Wenn jemand getötet worden war, stimmte diese Vermutung wohl auch. Aber das sagte ich nicht laut, sondern knurrte nur etwas Unverständliches.
    Peters redete, während wir zum Haus gingen. »Wir hatten Ärger mit den Wilddieben. Auf unserem Gebiet gibt es Wildbestand. Eine

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