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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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lange an der Front gewesen. Als meine Kompanie einrückte, waren wir zweihundert gewesen, einschließlich der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Wir waren zusammen ausgebildet und zu einer Einheit zusammengeschmiedet worden. Zwei Jahre später waren noch achtzehn Mann der ursprünglichen Einheit übrig. Männer fielen im Krieg. Nach einiger Zeit akzeptierte man die Tatsache, daß man selbst irgendwann an der Reihe war. Jeder machte weiter und versuchte, so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Dabei wird man vollkommen fatalistisch.
    »Wer hat sich heute um den Stall gekümmert?«
    Sie sahen mich an, als fiele ihnen meine Anwesenheit jetzt erst auf.
    »Keiner«, antwortete Peters. »Schleicher war auf Patrouille.« Er hätte mich gern gefragt, warum ich das wissen wollte. Den anderen erging es genauso. Aber sie sahen mich nur an.
    Mein Blick kreuzte den Jennifers. Anscheinend taute sie auf. Sie lächelte schwach. Und verheißungsvoll.
    »Ich habe mit dem General gesprochen. Er empfängt Sie nach dem Essen«, bemerkte Peters beiläufig.
    »Gut. Danke, daß Sie dran gedacht haben.«
    Erneut blickten mich alle an. Ich konnte die Frage in ihren Augen sehen: Was hatte ich mit dem General zu besprechen? Ich dagegen überlegte, welchen Reim sie sich wohl auf meine Anwesenheit machten. Es war offensichtlich, daß Peters bisher dichtgehalten hatte.
    »Was unternehmen Sie, wenn Sie sich hier vergnügen wollen? Hier ist es ja ziemlich öde.« Ich hatte vergessen, Bier einzuschmuggeln. Vielleicht bekam ich morgen Gelegenheit dazu.
    »Wir haben keine Zeit für Unterhaltung«, knurrte Schocke. »Es gibt zuviel Arbeit. Und der General will keinen neuen Mann einstellen. Da fällt mir ein, Jungs, daß wir für Hawkes einspringen müssen. Das bedeutet, irgend etwas anderes muß vernachlässigt werden.«
    »Das ganze Haus fällt allmählich auseinander«, erklärte Wayne. »Selbst wenn wir herumhüpfen wie die einbeinige Hure beim Einlaufen der Flotte. Dellwood, du mußt versuchen, ihm das klarzumachen.«
    »Mach ich.« Dellwood klang nicht sehr optimistisch.
    Nachdem das Gespräch erst mal in Gang gekommen war, redeten sie weiter. Ich bekam mehr Informationen darüber, wo überall Haus und Gelände verwahrlosten, als mir lieb war. Sie ergingen sich in endlosen Ausführungen, was man zu lange hatte schleifen lassen und was man unternahm, um den fortschreitenden Verfall aufzuhalten.
    »Wir sollten uns in unserer Freizeit um diesen verdammten Wilderer kümmern«, schlug Tyler vor. »Und darauf verzichten, die anderen zu erwischen. Der General kommt doch kaum noch aus seinem Zimmer. Wie soll er erfahren, daß wir sie nicht suchen? Wenn sie unbedingt ein paar Rehe haben wollen, dann sollen sie doch! Wir sollten uns lieber darum kümmern, daß nicht das ganze Haus auseinanderfällt.«
    Die Debatte wogte eine Weile hin und her.
    Jennifer trug nichts dazu bei. Sie schien mehr an mir interessiert zu sein. Das liegt an meinem fatalen Charme. Er ist mein Fluch. Vielleicht fragte sie sich aber auch nur, wie ich es geschafft hatte, eine so lebhafte Diskussion unter den alten Knaben anzuregen.
     
     

 
15. Kapitel
     
    Ich half Kelle beim Aufräumen. Dellwood ging mir dabei zur Hand. Er schien nicht vorzuhaben, mich aus den Augen zu verlieren. Solange jemand Drittes anwesend war, schwieg Kelle so eisern, wie sie es immer behauptete.
    Dellwood dagegen wollte reden. Er fing an, sobald wir die Küche verlassen hatten. »Ich hoffe, Sie können von Fortschritten berichten. Es wäre eine gute Gelegenheit, den General aufzuheitern.«
    »Wieso?«
    »Er hatte heute einen guten Tag. Er ist wach und geistig auf der Höhe. Das Mittagessen konnte er sogar ohne Hilfe einnehmen. Ihre Gegenwart scheint ihn motiviert zu haben. Es wäre nett, wenn Sie ihm etwas erzählen könnten, was ihn bei Laune hält.«
    »Ich weiß nicht, ob das funktioniert.« Was ich dem General zu erzählen hatte, war nicht gerade positiv. »Ich versuche, ihn nicht zu deprimieren.«
    Man sah uns nach, als wir hinaufgingen. Diesmal war es Jennifer, Irrtum ausgeschlossen. Sie war eine merkwürdige Frau. Schade. Denn sie war hinreißend.
    Ich verstand mich nicht. Wann hatte mich eine solche Frau das letzte Mal kaltgelassen? Daran konnte ich mich nicht erinnern. Frauen sind mein Lieblingssport. Und an ihr wirkte auf den ersten Blick nichts verkehrt. Vielleicht stießen wir uns ja einfach ab. Das Gegenteil von ›Lust auf den ersten Blick‹.
    »Wer hat Jennifer

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