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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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an, und ich rechnete schon damit, daß er mich seinen früheren Beteuerungen zum Trotz hinauswerfen würde. »Belegen Sie Ihre Verdächtigungen, Mr. Garrett.«
    »Ich glaube zum Beispiel nicht, daß diese vier Männer, die Sie verlassen haben, so einfach gegangen sind. Einer, höchstens zwei. Aber die Leute sind nicht so gestrickt, daß sie soviel Geld einfach sausen ließen. Und dann gleich vier auf einen Streich?«
    »Das kann ich verstehen. Vielleicht haben Sie recht. Und was noch?«
    »Wer auch immer Hawkes einen Pfeil verpaßt hat, hatte die Falle sehr frühzeitig geplant. Das Kitz war schon lange tot und nicht eben erst erlegt. Der Heckenschütze ist weggeritten. Kann sich ein Bauer, der wildern muß, ein Pferd leisten? Der Reiter ist nach dem Anschlag hierhergeritten. Obwohl das nur eine Annahme ist. Ich habe die Spur verloren.«
    Er schwieg lange. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Jetzt tat er mir leid.
    »Und was mich persönlich angeht: Es wurden zwei Mordanschläge auf mich verübt, seit ich hier bin. Ich weiß nicht, von wem.«
    Er sah mich an, sagte aber nichts.
    »Eigentlich widerspricht es meinen Instruktionen, Ihnen das zu verraten. Aber ich dachte, Sie sollten wissen, was meiner Ansicht nach hier vorgeht. Soll ich die Sache weiterverfolgen?«
    »Ja.« Er dachte kurz nach. »Es paßt einfach nicht zusammen. Diebstähle, die beinah lächerlich sind. Vermutlich versucht jemand, mich zu vergiften. Und ein anderer will alle anderen umbringen.«
    »Das stimmt. Ich werde auch noch nicht schlau daraus.«
    »Es widerstrebt mir, Ihnen zu glauben, Mr. Garrett. Ich kenne diese Männer besser … Zwei Mordanschläge gegen Sie?«
    Ich schilderte ihm die Fälle.
    Er nickte. »Ich nehme nicht an, daß Sie … Nein. Ich glaube Ihnen. Schicken Sie mir Dellwood.«
    Ich stand auf »Darf ich vorher noch eine Frage stellen, General?«
    »Fragen Sie.«
    »Könnte ein Außenstehender dafür verantwortlich sein? Haben Sie Feinde, die mächtig genug sind, daß sie versuchen könnten, Ihren Haushalt gegen Sie aufzubringen?«
    »Ich habe Feinde. Ein Mann in meinem Alter und meiner gesellschaftlichen Position hat selbstverständlich Feinde, was denken Sie denn? Aber ich glaube nicht, daß einer von ihnen sich die Mühe machen würde, so etwas zu versuchen … Außerdem müßten sie ja trotzdem einen Vertrauten hier im Haus haben, richtig?«
    Ich nickte und öffnete die Tür. Dellwood wartete in angemessener Entfernung im Flur. »Ihr Boß will Sie sehen.«
     
     

 
16. Kapitel
     
    Das mußte ich dem alten Mann lassen: Er packte den Stier bei den Hörnern. Ich fand zwar nicht, daß er klug handelte, aber es war sein Haus, sein Leben, seine Gesundheit und seine Entscheidung, das Risiko einzugehen.
    Er befahl Dellwood, alle hereinzuholen und ihnen einen Platz anzuweisen. Ich stand neben dem General, das Gesicht ihnen zugewandt. Sie sahen ihn und mich verwundert an, während Peters und Schocke Schleicher suchten. Kaid warf unablässig Scheite aufs Feuer. Mir lief der Schweiß eimerweise herunter.
    Keiner sprach.
    Schließlich startete Jennifer einen Versuch, aber sie hatte kaum den Mund aufgemacht, als der General sie unterbrach. »Warte.« Es war nur ein Wort, leise gesprochen, aber es durchschnitt den Raum wie ein Peitschenknall.
    Schleicher schlurfte hinter Schocke und Peters in das Zimmer. Anscheinend hatte er sich Mühe gegeben und sich gereinigt. Es war ihm zwar nicht sonderlich gelungen, aber er hatte die Inspektion so gut überstanden, daß man ihm sogar einen Stuhl gab. »Machen Sie die Tür zu, Peters!« befahl Stantnor. »Abschließen. Danke. Geben Sie mir bitte den Schlüssel.«
    Peters tat wie befohlen. Die anderen sahen mit gemischten Gefühlen zu. Auf den meisten Mienen zeichnete sich ganz offen Unverständnis ab.
    »Danke, daß Sie alle gekommen sind.« Als hätten sie eine Wahl gehabt. »Wir haben ein Problem.« Er streckte die Hand aus, und ich legte das Testament hinein. Ich hatte es lesen dürfen, während wir gewartet hatten. Es beschwor in seiner unglaublichen Naivität das Unheil tatsächlich geradezu herauf.
    »Das ist mein Testament. Ihr kennt die Einzelheiten. Ich habe sie euch schließlich oft genug um die Ohren gehauen. Es scheint die Ursache der Schwierigkeiten zu sein. Infolgedessen …«
    Vor ihm auf dem Tisch stand eine Kerze. Er hielt das Ende des Pergaments in die Flamme, wartete, bis es anfing zu brennen, legte es dann in eine Schale auf den Tisch und ließ es zu Asche werden.
    Ich sah

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