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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Wald verließ. Anscheinend hatte er sich keine Sorgen gemacht, daß er seine Anwesenheit erklären mußte.
    Damit standen Tyler und Schocke wieder auf der Liste der Verdächtigen. Über ihre Gegenwart hätte sich niemand gewundert, weil sie hier draußen erwartet wurden.
    Ich mußte wohl die Überlebenden ausquetschen und herausfinden, wer was gesagt oder getan hatte, bevor sie losgeritten waren. Vielleicht stieß ich ja auf einen versteckten Hinweis.
    Wer auch immer der Mörder sein mochte, er hatte jedenfalls Chuzpe. Er war hinter dem Hügel umgekehrt, über den man den Ort des Hinterhalts erreichte, und war dann zum Haus geritten. Vermutlich hatte er es sogar getan, während die anderen Wildhüter noch über Hawkes Tod lamentierten. Ich konnte das allerdings nur annehmen, denn ich hatte die Spur verloren.
    Immer wieder ging ich im Kreis herum, suchte alle Himmelsrichtungen ab, aber ich konnte sie nicht wiederfinden. Der Nieselregen und der kalte Wind machten schließlich der Hingabe an meinen Job den Garaus. Ich ritt zum Haus zurück.
     
    Ich wollte dringend meine nassen Kleider ablegen und stürmte durch das Museum in der Eingangshalle, als Jennifer wie aus dem Nichts auftauchte. Sie wirkte noch zarter und verletzlicher als sonst und war erregt und verängstigt. Ich blieb stehen, obwohl ich nicht die geringste Lust auf ein Gespräch mit ihr hatte.
    »Sergeant Hawkes ist gestorben.« Die Worte brachen aus ihr heraus. »Direkt vor meinen Augen. Er schüttelte sich, machte noch ein komisches Geräusch und hörte dann auf zu atmen.«
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Minuten. Ich wollte gerade Dellwood holen, als ich Sie gesehen habe. Was soll ich denn jetzt tun?«
    Wenn sie Trost suchte, hatte sie sich den falschen Mann ausgesucht. Mir war nicht danach, irgend jemanden zu trösten. Nicht einmal eine hinreißende Brünette, die an den richtigen Stellen perfekt gepolstert war und selbst einen Bischof zum Hecheln gebracht hätte. Ich war spät ins Bett gegangen und früh aufgestanden, und jetzt fühlte ich mich, als schleppte ich fünfzig Pfund zusätzlich mit mir herum. Noch schlimmer: Ich hatte das Mittagessen versäumt.
    Kelle hatte sich diesmal von meinen Schmeicheleien nicht beeindrucken lassen. Sie wußte nicht mal, was eigentlich vorging. Es floß einfach an ihr vorbei. »Wenden Sie sich an Dellwood«, riet ich Jennifer. »Er ist der beste Mann dafür. Ah, wenn man vom Teufel spricht …«
    Diesmal bewegte er sich nicht so bedächtig wie üblich. »Miss Jennifer, Sie sollten doch bei Hawkes bleiben.«
    »Er braucht mich nicht mehr.«
    Dellwood blies die Backen auf. »Er … er …«
    »Ja. Was sollen wir jetzt tun?«
    »Dellwood«, mischte ich mich ein. »Ich muß zum General. Sobald es ihm paßt. Ich warte in meinem Quartier.«
    Dort würde ich erst einmal ein Nickerchen machen. Vermutlich stand mir noch eine lange Nacht bevor. Also sollte ich schlafen, solange ich konnte.
    Ich blickte zurück auf Dellwood und Jennifer. Vielleicht spielten sie einfach nur brillant. Möglicherweise waren ihre Verwirrung und Aufregung auch echt. Aber sie hatten ein bißchen übertrieben. Woraus ich schloß, daß sie vor mir in möglichst günstigem Licht erscheinen wollten.
    Doch letztlich kümmerte es mich nicht, ob sie weinten oder vor Freude tanzten. Für mich gab es nur einen einzigen guten Burschen in diesem Haus, und der hieß Garrett.

 
14. Kapitel
     
    Ich wachte rechtzeitig zum Abendessen auf und fühlte mich wie gerädert. Der Boden meines begehbaren Kleiderschranks war alles andere als komfortabel. Aber er schien mir sicherer als das Bett. Was die Wunden meines Zinnsoldaten bewiesen hatten.
    Ich würde demnächst in eine der leeren Suiten umziehen. Wenn sie mich im Schlaf ermorden wollten, sollten sie doch auf die Pirsch gehen.
    War Hawkes meinetwegen gestorben? Diese Frage war mir vor dem Einschlafen nicht aus dem Kopf gegangen. Hatte meine Anwesenheit jemanden dazu gedrängt, seinen mörderischen Zeitplan etwas vorzuverlegen? Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, lassen mir keine Ruhe.
    Ich ging über den Flur des vierten Stocks bis zur großen Halle und sah mich vom Balkon aus um. Jennifer lehnte am Springbrunnen an einem Flügel des Drachen. Schocke und Kaid gingen wortlos an ihr vorbei zum Abendessen.
    Als ich weitergehen wollte, bemerkte ich die blonde Frau. Sie stand im Schatten auf der Empore im dritten Stock und blickte hinab. »Wieder eine Theorie zum Teufel.« Sie sah zu mir auf, und ich winkte.
    Im

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