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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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hast du Morpheus nichts erzählt. Also hab ich gesagt: Vielleicht, und hab den Burschen gefragt, ob er was wüßte.«
    »Könntest du das Heldenepos etwas abkürzen?«
    »Er kannte ein paar Hehler, die ich nicht kannte. Von außerhalb. Ich hab sie heute morgen besucht. Gleich beim ersten hab ich einen Treffer gelandet. Er hatte die Leuchter. Wir haben ein bißchen geschwätzt, ich habe ein bißchen gedroht, er hat ein bißchen rumgepoltert, und schließlich habe ich einfließen lassen, daß er keine Verbindung zum Oberboß hat, ich aber zufällig Kain Kontamin persönlich kenne, und ob er möchte, daß ich dafür sorge, daß er ihn höchstpersönlich kennenlernt? Plötzlich war der Kerl ganz beflissen. Er hat mir die Leuchter geliehen, und ich habe versprochen, sie zurückzubringen.«
    Was er auch tun würde. Sollte der General versuchen, ihn aufzuhalten, würde Eierkopf durch ihn und das ganze Haus hindurchgehen. Er hält seine Versprechen.
    »Kapiert. Kann der Dealer den Dieb identifizieren?«
    »Er hat keine Ahnung. Das Zeug hat er zum Großhandelspreis von irgendeinem Landei gekauft. Aber er würde auch den Namen des Großhändlers verkaufen.«
    »Konnten Sie ihm folgen, General?«
    »Ich glaube schon. Der Hehler hat die Sachen von einem anderen Hehler gekauft, der näher an unserem Dieb dran ist. Und für einen bestimmten Preis würde er diesen Mann ans Messer liefern.«
    »Genau.«
    »Gehen Sie hin und prügeln Sie den Namen aus ihm heraus.«
    »So funktioniert das nicht, General. Er hat uns einen fairen Handel angeboten. Wir müssen uns an die Spielregeln halten.«
    »Sie meinen, Sie wollen mit Kriminellen verhandeln wie mit ehrbaren Leuten?«
    »Das haben Sie doch Ihr ganzes Leben mit den Banditen aus der Oberstadt getan. Aber wir wollen uns nicht streiten. Wir haben eine Spur, durch die wir das Problem mit den Diebstählen noch heute abhaken könnten. Eierkopf, wieviel will er?«
    Ich dachte jetzt in längerfristigen Größenordnungen. Ein freiberuflicher Hehler? Er brauchte Freunde. Man konnte ihn aufpäppeln und ihm Honig um den Bart schmieren, und eines Tages war er vielleicht eine gute Informationsquelle. Falls er am Leben blieb. Die Leute haben vor Hehlern längst nicht soviel Angst wie vor Morpheus Ahrm oder Kain Kontamin.
    Eierkopf nannte einen erfreulich niedrigen Preis.
    »Das ist ein guter Handel, General. Schlagen Sie ein. Wieviel wollen Sie noch verlieren, um die paar Taler zu sparen?«
    »Lassen Sie es sich von Dellwood geben. Er ist für das Haushaltsgeld verantwortlich.«
    Das war mein Stichwort, um hier wegzukommen. Mir war ungemütlich. »Ich kümmere mich darum, Sir.«
    Vielleicht spürte Stantnor mein Unbehagen. Er erhob keine Einwände, aber in seinem Blick sah ich so etwas wie Schmerz.
    Ich hatte das bei einem alten Menschen noch nie erlebt, aber ich kenne auch nicht viele Greise. Bei Kindern habe ich den Schmerz schon oft gesehen, zum Beispiel, wenn die Erwachsenen sie einfach zur Seite schieben, weil sie keine Zeit haben, sich mit ihnen zu beschäftigen.
    Der Blick traf mich an meiner weichen Stelle, dort, wo ich eigentlich ein guter Kerl bin. Und er erzeugte Schuldgefühle. Ich beneide Morpheus darum, daß er so etwas einfach nicht kennt. Morpheus hat nie ein schlechtes Gewissen. Morpheus tut, was er will oder tun muß, und betrachtet verwirrt das Verhalten von uns anderen, die Mütter hatten. Woher kommt das bloß, dieses fiese, nagende, eklige Gefühl?
     
     

 
23. Kapitel
     
    Eierkopf wartete vor der Tür auf mich. Mit Dellwood. »Der alte Knabe sah nicht gut aus, Garrett. Was fehlt ihm?«
    »Weiß ich nicht. Aber du wirst mir helfen, es herauszufinden.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Dellwood, der General hat angeordnet, meinem Freund genug zu geben, eventuell auftretende Spesen zu decken. Wieviel bekommst du, Eierkopf?« Damit wollte ich ihm die Chance geben, daß sein Ausflug sich lohnte.
    Aber er war nicht gierig. Jedenfalls nicht sehr. »Zwanzig Taler. Wenn der Kerl versucht, mich hochzuhandeln, reiß ich ihm die Ohren ab.« Das würde er tun und sie anschließend zum Trocknen aufhängen.
    »Laß dir den Namen geben und schnapp dir dann den Knaben. Einverstanden? Unterwegs solltest du noch einen Doktor aufgabeln und mitbringen.«
    »Einen Arzt? Jetzt komm ich nicht mehr mit, Garrett. Wofür brauchst du einen Arzt?«
    »Er soll mal einen Blick auf den Alten werfen. Der hat was gegen Quacksalber. Die einzige Möglichkeit, einen in seine Nähe zu schmuggeln, ist, ihn

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