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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wahrscheinlich Henrietta Schmiedehammer.
    »Haben Sie mir nichts Positives zu berichten, Mr. Garrett?«
    »Noch nicht.«
    »Irgendwelche Verdächtige?«
    »Nein, Sir. Beziehungsweise alle, Sir. Ich werde aus der Situation noch nicht schlau. Ich kenne die Leute nicht gut genug.«
    Er sah mich an, als erwartete er von mir, eines der blöden Mottos unseres Corps zu erfüllen, zum Beispiel: ›Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger.‹
    »Was werden Sie unternehmen?«
    »In der Gegend herumstochern. Mit den Leuten reden, bis ich auf etwas stoße. Schlamm aufwühlen. Gestern abend ist mir was eingefallen. Der Mann, der die anderen erledigt, könnte jemand sein, der Sie angeblich verlassen hat. Vorausgesetzt, er kann davon ausgehen, der Testamentseröffnung beiwohnen zu können.«
    »Nein, Sir. Jeder Mann mußte eine Vereinbarung unterschreiben, als er in meine Dienste getreten ist. Nur wer bleibt, erbt.«
    Ich verlor etwas Respekt vor ihm. Er hatte sie bestochen und mit Verträgen an sich gefesselt, damit er nicht allein war. Er war kein Menschenfreund, sondern handelte aus gänzlich egoistischen Motiven.
    General Stantnor spielte mit einer Maske. Dahinter verbarg sich etwas sehr Unangenehmes.
    Es war zwar keine göttliche Offenbarung, aber meine Intuition trog mich bestimmt nicht. Dies hier war ein böser, alter Mann, der seine Boshaftigkeit hinter einer geschickten Verkleidung verbarg.
    Ich betrachtete ihn genauer. Er sah heute morgen nicht besonders gut aus. Die Schonfrist war abgelaufen, und er befand sich wieder auf dem Weg zur Hölle.
    Ich rief mir ins Gedächtnis, daß mir kein Urteil zustand.
    Dann erinnerte ich mich daran, daß ich immer, wenn ich mir etwas ins Gedächtnis rufe, nach einer Rechtfertigung suche.
    Jemand klopfte an die Tür. Das befreite mich von meiner Verwirrtheit und nahm dem General die Chance, selbstgerecht zu werden.
    »Herein.«
    Dellwood öffnete die Tür. »Da ist ein Mr. Zarth für Mr. Garrett.«
    Der General blickte mich fragend an. »Das ist der Mann, den ich auf die gestohlenen Gegenstände angesetzt habe«, erklärte ich.
    »Führen Sie ihn hierher, Dellwood.«
    Dellwood schloß die Tür.
    »Hierher?« fragte ich.
    »Hat er etwas zu berichten, das ich nicht hören soll?«
    »Nein. Ich dachte nur, es wäre eine Belastung für Sie.«
    »Nicht im geringsten.«
    Mist. Er war scharf auf Unterhaltung. Es interessierte ihn nicht für einen Heller, was Eierkopf mir zu erzählen hatte. Er wollte nur einfach nicht allein sein.
    »Mr. Garrett, dürfte ich Sie damit belästigen, das Feuer etwas zu schüren?«
    O nein. Ich hatte gehofft, es wäre ihm entgangen, daß es heruntergebrannt war. Jetzt hatte es noch den Hitzewert eines lächerlichen kleinen Vulkans. Kaid mußte den ganzen Tag damit beschäftigt sein, Wälder abzuholzen, um Brennstoff heranzuschaffen.
    Eierkopf kam mit einem Sack ins Zimmer. In seiner Pranke wirkte er wie ein Pompadour. Eierkopf ist groß wie ein Höhlenbär. Dellwood wirkte regelrecht eingeschüchtert. Selbst der alte Mann war beeindruckt. »Wenn Kelle ihn sieht, verliert sie auf der Stelle ihr Herz an ihn«, knurrte er. Das war das erste Mal, daß er in meiner Gegenwart versuchte, witzig zu sein. »Danke, Dellwood.« Dellwood huschte hinaus.
    Eierkopf wischte sich die Stirn. »Warum macht denn hier keiner ein Fenster auf? Wer ist denn die Backpflaume, Garrett?«
    »Der Chef. Sei lieb.«
    »Gut.«
    »Was gibt’s?« Es überraschte mich, daß er hierhergekommen war, wenn man bedachte, wie schlecht er bezahlt wurde.
    »Ich hab vielleicht was von dem Zeug gefunden.« Er entleerte den Sack auf den Schreibtisch. Es waren silberne Kerzenleuchter. Nichts Besonderes, wäre Silber in letzter Zeit nicht immer begehrter geworden.
    »General? Ist das Ihr Zeug?«
    »Sehen Sie unten auf dem Fuß nach. Wenn sie unserer Familie gehören, muß dort ein Seepferdchen neben dem Siegel des Silberschmiedes eingraviert sein.«
    Ich drehte den Leuchter herum. Kleine Seekreaturen. »Sieht aus, als hätten wir eine Spur. Erzähl uns die Geschichte, Eierkopf.«
    Eierkopf hat eine piepsige Stimme, wenn er plaudert. Sie paßt überhaupt nicht zu seiner Figur. »Ich hab gestern mit ein paar Jungs bei Morpheus gehockt und über den Job lamentiert. Sah so aus, als würde ich nicht weiterkommen. Wir haben über dies und das gequatscht, du weißt ja, wie das ist. Dann hat einer der Jungs mich gefragt, ob eine Belohnung für das Zeug ausgesetzt ist. Das wußte ich nicht. Davon

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