Geisterstunde
erwiderte. Wir fragten uns beide, ob der andere uns verkohlte.
Der General erschien, eingemummt, als wolle er eine Arktisexpedition unternehmen. Er warf einen Blick auf das Feuer und sah dann mich an. Ich schob die Scheite auseinander, um Platz für das nächste Wäldchen zu schaffen. Der Alte strahlte. »Danke, Mr. Garrett. Sehr aufmerksam von Ihnen.« Er betrachtete die kleine Versammlung. »Wer sind diese Leute?«
»Mr. Morpheus Ahrm, makrobiotischer Gastwirt und ein Freund von mir.« Morpheus nickte ihm zu.
»Ach wirklich?« Der General wirkte bestürzt, als sagte ihm der Name etwas. Er sah mich scharf an und schien seine Einschätzung meiner Person zu revidieren.
Ich fuhr fort. »Mr. Zarth haben Sie ja bereits kennengelernt. Der andere Gentleman zieht es vor, anonym zu bleiben, aber er hat zugestimmt, Ihren Dieb zu identifizieren.«
»Aha.« Er klang nicht gerade begeistert. Offenbar war er nicht besonders scharf darauf, die Wahrheit zu hören, jetzt, wo er damit konfrontiert wurde. Ich rief mir seine Instruktionen ins Gedächtnis: Auf keinen Fall sollte ich es ihm erlauben, der Wahrheit zu entfleuchen. »Wo sind die anderen?« wollte er wissen.
Ich bat Peters, sie zu holen. Er bewegte sich nicht, bis der General zustimmte. »Sie sind draußen und versuchen, ein Feuer unter Kontrolle zu bekommen, das jemand im Pferdestall gelegt hat.«
»Ein Feuer? Brandstiftung?« Das verwirrte ihn.
Der Arzt und Morpheus beobachteten ihn sehr genau.
»Ja, Sir. Meiner Meinung nach fürchtete derjenige, der Bradon getötet hat, daß etwas in der Scheune ihn mit dem Mord in Verbindung bringen könnte. Man hat Bradons Verschlag durchsucht. Dieselbe Person hat vermutlich geglaubt, ihr bliebe nicht genug Zeit für die Suche, und hat sich deshalb für die zweitbeste Lösung entschieden.«
»Ach so.« Er war ziemlich knauserig mit seinem Applaus.
Ich ging zur Tür und spähte hinaus. Niemand da. »Eierkopf, würdest du uns warnen, wenn die Meute anrückt?«
Er knurrte und kam zur Tür. »Hast du die beiden eingeweiht?« flüsterte ich ihm zu.
Er knurrte wieder, weil für eine lange Erklärung keine Zeit blieb. Mir blieb nichts anderes übrig, als seiner Einschätzung zu vertrauen. »General, soll ich wieder an derselben Stelle stehen wie beim letzten Mal? Mr. Zarth und Mr. Ahrm können die Tür bewachen.«
»Ist wohl das beste, das beste.« Das Feuer prasselte, und die Flammen schlugen hoch. In ihrem Schein sah ich, daß der General genauso schlecht aussah wie gestern.
Ich baute mich neben ihm auf. Einige Minuten später verkündete Eierkopf: »Es kommen Leute.«
»Laßt sie rein, aber laßt keinen raus.«
»Klar.«
Der Arzt zog sich in eine Ecke zurück, der Hehler folgte ihm. Morpheus stellte sich auf die eine Seite der Doppeltür, Eierkopf auf die andere.
Sie kamen herein, müde, mißtrauisch und entmutigt. Sie sahen Morpheus und Eierkopf schuldbewußt an, als hätte man sie auf frischer Tat ertappt. Selbst Peters hatte diesen Blick, obwohl er wußte, was vor sich ging.
»Mr. Garrett hat Neuigkeiten«, verkündete der General.
Mr. Garrett warf dem Hehler einen Blick zu. Mr. Zarth ebenfalls, und dieser Blick besagte, daß Mr. Hehler den Raum nicht lebend verlassen würde, wenn er nicht mit dem Finger auf jemanden zeigte.
Das mußte er aber gar nicht. Unser Mann verriet sich selbst.
»Jemand hat Wertsachen gestohlen im Wert von ungefähr zwanzigtausend Talern. Der General wollte erfahren, wer es war. Jetzt wissen wir es, Dellwood. Ich bin sehr neugierig auf Ihre Erklärung.«
Er nahm es ziemlich gelassen auf. Vielleicht war ihm klar gewesen, daß er irgendwann entdeckt werden mußte. »Der Grund ist einfach: Um die Haushaltskosten zu decken. Es gab keine andere Möglichkeit, das Geld zu beschaffen.«
Der General wehrte sich stotternd und pathetisch gegen die Wahrheit. Seine Leute standen unbewegt da, aber ich spürte, daß ihre Sympathien nicht bei ihrem Arbeitgeber lagen.
Eine Sekunde lang drängte sich mir die Vorstellung auf, daß sie sich alle verschworen hätten, um ihn unter die Erde zu bringen.
Dellwood wich nicht zurück. »Der General hat Gelder bereitgestellt, die einen Haushalt von zehn Personen versorgen konnten, allerdings zu der Zeit, als er in den Cantard gezogen ist. Er wollte nicht akzeptieren, daß die Preise seitdem gestiegen sind. Ich habe keine einzige Kupfermünze in die eigene Tasche gewirtschaftet. Und ich habe auch kein Geld verschwendet. Unsere Lieferanten haben uns schlicht jeden
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