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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sicher. Ich war aufgestanden und hatte den Nachttopf benutzt. Ich hatte sogar einen Gruß gemurmelt, und irgend jemand hatte irgend etwas erwidert. Das erzählte ich Morpheus.
    »Das war ich nicht, Garrett. Ich bin nach Hause gegangen.« Er war eindeutig beunruhigt.
    »Ich verlasse mich auf dein Wort.« Meine Stimme war genauso tonlos wie seine. »Wer kann es sonst gewesen sein?«
    »Gestaltwechsler? «
    Ich war schon mal einem von ihnen über den Weg gelaufen. Auf eine Wiederholung dieses Erlebnisses konnte ich gern verzichten. »Wie denn? Gestaltwechsler müssen die Leute töten, in die sie sich verwandeln wollen. Erst dann können sie ihre Seele oder was auch immer aufsaugen. Und selbst in dem Fall können sie nicht einmal immer Leute täuschen, die die Opfer gut kannten.«
    »Ja. Und dieser da hatte mich auf Lager?«
    »Ich war sehr müde. Es brannte nur eine Lampe. Außerdem bin ich einfach darüber hinweggegangen, ohne besonders darauf zu achten. Aber ich hätte geschworen, daß du es bist.«
    »Das gefällt mir nicht. Es macht mich nervös, Garrett. Wirklich nervös.«
    Mich auch, Junge, mich auch. Ein Gauner, der herumschnüffelte und sich für jemand anderes ausgeben konnte, hatte uns gerade noch gefehlt. Es verkomplizierte die ganze Lage erheblich.
    Morpheus dachte natürlich nur an Morpheus Ahrm, an sonst nichts. Er hatte schon genug Schwierigkeiten, auch ohne daß irgendwer herumlief und in seinem Namen und mit seinem Gesicht Schweinereien verübte.
    Ich sah die Sache natürlich in einem größeren Zusammenhang. Wenn jemand hier im Haus Morpheus darstellen konnte, durfte man wohl annehmen, daß er alle anderen ebenso nachmachen konnte. Und zwar jederzeit. Also konnte keiner von uns genau wissen, mit wem er es gerade zu tun hatte. Was der Realität den Boden unter den Füßen wegzog. Das konnte ja heiter werden.
    »Du solltest lieber aussteigen, solange du noch kannst«, schlug Morpheus vor.
    Ich war versucht, seinem Vorschlag nachzugeben, mehr als je zuvor. »Das geht nicht«, erwiderte ich. »Ich hab den Job angenommen. Wenn ich jetzt aussteige, weil es hart wird, dauert es nicht lange, bis ich einen guten Grund finde, aus dem nächsten Fall auszusteigen. Wenn das ein paarmal passiert ist, finde ich gar keine Arbeit mehr.«
    Er nahm höflich, wie er war, davon Abstand, mich darauf hinzuweisen, daß ich meine Energie meistens darauf verwandte, Arbeit aus dem Weg zu gehen. »Hab mir schon gedacht, daß du so was sagen würdest. Dann laß uns weitermachen. Ich will hier raus, auch wenn du es nicht möchtest.« Er stieg die letzten Stufen hinauf. »Trinkst du eigentlich viel Milch, Garrett?«
    »Nein. Ich trinke viel Bier.«
    »Das hätte mir eigentlich klar sein müssen.«
    »Warum?« Die anderen betrachteten uns, als wären wir ein Komikerduo beim Straßentheater.
    »Ich weiß nicht genau, was Milch eigentlich hat. Aber sie ist gut für die Zähne, für die Knochen und fürs Hirn. Milchtrinker haben immer einen gesunden Selbsterhaltungstrieb. Biersäufer dagegen werden in diesem Bereich immer nachlässiger.«
    Er versuchte, eine Warnung in eine seiner spaßigen Diättheorien zu kleiden. So fiel es ihm leichter, mir zu sagen, daß ich bis über den Kopf in Schwierigkeiten steckte.
    »Ich werde aus dem Gequatsche nicht schlau, Garrett«, meinte Peters schließlich. »Und es ist mir auch egal. Aber wir sollten langsam weitermachen.« Er starrte aus dem Fenster an der Rückseite des Hauses. Der Feuerschein der brennenden Scheune war deutlich zu sehen, und Peters schien es kaum erwarten zu können, hinauszulaufen und mitzumischen.
    »Gut. Bereiten Sie den Alten vor.« Ich starrte auf den orangefarbenen Schein, während die anderen zur Suite des Generals weitergingen.
    »Garrett!«
    »Komm gleich.«
    Unterwegs erhaschte ich einen Blick auf Blondie. Sie versteckte sich hinter einem Pfeiler und grinste. Bestimmt hätte sie gern mit mir Winke-Winke gespielt.
    Ich knurrte bloß und betrat den Flur.
    Ihr Porträt war unter den Bildern, die ich vor den Flammen gerettet hatte. Ich würde es auf den Tisch knallen und einige Fragen stellen. Und diesmal würde ich auch Antworten bekommen.
    Allmählich hatte ich es satt, nett zu sein.
     
     

 
28. Kapitel
     
    Peters verschwand in den Gemächern des Generals, und wir anderen warteten im Arbeitszimmer. Ich vertrieb mir die Zeit damit, Holzscheite aufs Feuer zu werfen, und sah zwischendurch immer wieder verwirrt zu Morpheus hinüber, der meinen Blick genauso verdattert

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