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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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damit etwas zu tun gehabt zu haben. Vermutlich stand sogar der Arzt, der das falsche Medikament verabreicht hat, auf der königlichen Gehaltsliste. Und vielleicht hat Jennifer nur überlebt, weil er es nicht übers Herz brachte, kaltblütig ein Neugeborenes abzumurksen.«
    »Sie können tatsächlich eins und eins zusammenzählen.«
    Ich schwieg und hoffte, daß sie weiterredete.
    Währenddessen wusch ich ab und stellte das Geschirr zum Abtrocknen hin. Es gab soviel schmutziges Geschirr, daß ich eine neue Karriere einschlagen konnte, wenn ich genug von der alten hatte. Und ich hatte große Lust dazu.
    »Die Mutter der Missus hieß Charona Leicht. Ihr Vater war Nachtmahr Blau.«
    »Ein spaßiger Vogel.« Nachtmahr Blau hatte diese Blauschwarze Intrige angezettelt. Er war so gemein und verschlagen, wie man nur sein konnte. Die Geschichte besagte, daß nur die Drohung einiger Schlüsselfiguren der Verschwörung, überzulaufen, ihn letztlich dazu gebracht hatte, seinen Plan dem König zu gestehen. Er hatte Kenricks gesamte Familie ausradieren wollen. Die Feindschaft zwischen den beiden Männern reichte bis zu einem mysteriösen Vorfall in ihrer Kindheit zurück.
    Charona Leicht war angeblich so ahnungslos gewesen, wie eine Ehefrau nur sein kann. Sie hatte von der Verschwörung erst im letzten Moment erfahren. Es gab Grund zu der Annahme, daß sie für das Scheitern verantwortlich war, weil sie den König im allerletzten Moment gewarnt hatte.
    Wir werden es nie genau erfahren – es sei denn, jemand ließe die Toten auferstehen, denn keiner der Verschwörer hatte den Anschlag überlebt. Und ich glaube kaum, daß jemand Lust hat, ihre Geister zu beschwören. Man erweckt keinen Zauberer zum Leben, es sei denn, man ist verrückt … oder selbst ein noch mächtigerer Zauberer.
    »Hat Eleanors Mutter sie hier versteckt?«
    Kelle knurrte. Anscheinend bereute sie ihre Gesprächigkeit und schaffte es, ein paar Minuten die Klappe zu halten. Ich holte einen frischen Schwung heißes Wasser.
    »Ihre Mutter hat sie gebracht. Mitten in der Nacht war es. Eine teuflische Nacht, mit Donner und Blitz und einem Wind, der heulte wie alle verlorenen Seelen im Chor. Sie war eine entfernte Verwandte der Stantnors, diese Charona Leicht. Ich erinnere mich nicht mehr an ihren Geburtsnamen. Irgendwas mit Filt. Das Mädchen, das sie bei sich hatte, war so verängstigt, daß es sich vollgemacht hatte. Mit ihr war es genauso schlimm wie mit Jennifer. Sie hat ihr Haus nie verlassen, und auch sie war eine richtige Schönheit.«
    »Wie Jennifer.«
    »Sie war zurückhaltender als Jenny. Jenny kann sich ziemlich aufregen. Sie ist eine Schauspielerin, unsere Jenny, und schlüpft in eine Rolle wie in ein Kleid. Nicht so die junge Mistress Eleanor. Sie hatte sogar Angst vor ihrem eigenen Schatten.«
    Diesmal war ich an der Reihe zu knurren.
    »Der alte General und Charona Leicht haben die Sache hier in der Küche abgemacht. Ich war dabei und habe Tee serviert. Sie wollten das Kind mit dem jungen Will verheiraten, pro forma, damit es in Sicherheit war. Es war nur ein paar Tage, bevor der Sturm losbrach. Kenrick konnte es sich nicht leisten, den alten General zu verstimmen. In dieser Zeit war er die einzige Barriere zwischen Karenta und einer verheerenden Niederlage im Kessel des Cantard.«
    Der Krieg hatte mich damals nicht sonderlich interessiert. Mein Vater war schon seit Jahren tot, da unten gefallen, und ich war noch nicht alt genug, um mir darüber Sorgen machen zu müssen, eingezogen zu werden. Aber ich erinnere mich, daß damals in der Staatskasse von Karenta ziemliche Ebbe geherrscht hatte und gemunkelt wurde, daß der alte Stantnor der einzige Mann sei, der mit den Venageti fertig würde.
    »Wenn Ihr wissen wollt, was ich glaube: Ich denke, Charona Leicht hat einen Handel abgeschlossen. Sie wollte den Putschversuch verraten, wenn sie dafür Immunität bekäme. Ich weiß nicht, ob sie es so gemacht hat. Überlebt hat sie es nicht.«
    »Allmählich verliere ich den Überblick«, entgegnete Kelle. »Ich dachte, Jennifer wäre ungefähr um diese Zeit geboren worden. Und sie hätte einen älteren Bruder gehabt.«
    »Einen Halbbruder. Seine Mutter war die erste Frau des Generals. Er mußte sie mit sechzehn heiraten. Sie war die Tochter einer Bediensteten. Aber das braucht Euch nicht zu kümmern.«
    »Ich muß alles erfahren, wenn ich mir auf die Geschehnisse einen Reim machen soll. Es könnte tödlich sein, etwas zu verheimlichen. Was ist mit seiner ersten

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