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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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seine Gesichtsfarbe verschlimmerte sich dramatisch. Sie war fast grau.
    Es gab also tatsächlich etwas. Einige dunkle Momente, die kein anderer kannte und die so furchtbar waren, daß jemand noch aus dem Grab heraus versuchte, sich zu rächen. Ein Schuppen wie die Stantnor Villa wäre allerdings auch unglaubwürdig ohne einen in der Vergangenheit begrabenen Horror, ohne einen bösen, nach Rache lechzenden Fluch.
    »Sie sollten lieber die Karten auf den Tisch legen«, fuhr ich fort. »Wir müssen nämlich Fachleute anheuern.« Ich warf Kaid einen bedeutungsvollen Blick zu. Der Alte würde niemals frühere Verbrechen vor anderen Leuten zugeben. »Einen Dämonologen. Möglicherweise sogar einen Exorzisten. Vielleicht auch ein Medium oder einen Geisterbeschwörer, die mit dem Gespenst plaudern können.« Kaid stellte sich doof und rührte sich nicht.
    Der General sagte nichts, bis er sich seiner Gefühle sicher war und überzeugt sein konnte, daß ihm kein Wort mehr entschlüpfte, als er wollte. »Verschwinden Sie, Garrett.«
    »Dann komme ich wieder, wenn Sie reden wollen.«
    »Verschwinden Sie. Und lassen Sie mich in Ruhe. Verdammt, verschwinden Sie aus meinem Haus. Und aus meinem Leben …!«
    Diesmal war es ein richtiger Anfall mit allen Schikanen. »Holen Sie den Arzt!« keckerte Kaid. Offensichtlich fand er es unverzeihlich, daß ich den alten Knacker so aufgeregt hatte.
    Sie waren schon ein merkwürdiges Völkchen, alle miteinander.
     
     

 
32. Kapitel
     
    Ich leistete Kelle in der Küche Gesellschaft. Wir waren allein. »Braucht Ihr Hilfe?«
    »Kommt Ihr, um Süßholz zu raspeln, damit ich was ausplaudere? Ich durchschaue Euch, Jüngelchen. Ihr solltet mittlerweile wissen, daß ich nicht plaudere. Ich erzähle keinem nichts, was ihn nichts angeht.«
    »Natürlich nicht.« Ich rollte die Ärmel hoch und musterte angewidert den Berg schmutzigen Geschirrs. Es gibt nicht viel, was ich mehr hasse als Abwaschen. Pferde, vielleicht. Trotzdem holte ich mir einen Topf heißes Wasser vom Ofen, bereitete ein Spülbecken vor, setzte mehr Wasser auf und fing an. Zehn Minuten verstrichen schweigend. Ich wartete, bis ich ihre Neugier fast spüren konnte.
    »Ihr wart doch oben, als man den General untersucht hat. Was haltet Ihr davon?«
    »Ich glaube, daß dieser Quacksalber genauso ein Gauner ist, wie der General behauptet.« Aber sie klang nicht überzeugt. Sie klang beunruhigt.
    »Wißt Ihr, ob er sich irrt?«
    »Ich weiß, was er sagte. Er muß verrückt sein, wenn er das glaubt. Hier gibt’s keine Gespenster.«
    »Nur drei Zombies.«
    Sie knurrte. Das war der Grund für ihren Zweifel. Wären diese Zombies nicht gewesen, hätte sie der Idee des Doktors nicht die geringste Beachtung geschenkt.
    »Die Leute erzählen mir immer wieder, daß der General keine Feinde hat, die ihn umbringen würden. Und für diejenigen, die hier sind, gibt es keinen Grund, seinen Abgang zu beschleunigen, außer der Größe ihres Erbteils.«
    »Was bleibt denn schon, wenn er von uns gegangen ist? Nichts. Ich schwöre, seine Krankheit hat das ganze Haus angesteckt.« Ihre Stimme klang schwach. Sie war gebrochen und nicht mehr die Frau, die sie gewesen war. Irgend etwas ging ihr im Kopf herum, und sie konnte sich auf nichts anderes konzentrieren.
    »Wenn von den heute Lebenden ihn niemand töten oder ihn mit einem langsamen Tod foltern will, wer aus der Vergangenheit könnte dann ein Interesse daran haben? Ich habe so eine Ahnung, daß diese Sache in die Zeit vor seiner Einberufung in den Cantard zurückreicht.«
    Sie knurrte, klapperte heftig mit dem Geschirr und erwiderte kein Wort.
    »Was ist passiert? Das einzige Trauma, von dem ich weiß, ist der Tod seiner Frau. Könnte der was damit zu tun haben? Ihre Eltern … Jennifer glaubte, es wären ein Feuerlord und eine Sturmwächterin gewesen, aber sie weiß nicht, wer. Handelt es sich hier vielleicht um ein Vermächtnis? Einen uralten Fluch, der erst jetzt greift?«
    Sie war immer noch nicht bereit, etwas zu sagen.
    »Waren sie in die Blauschwarze Intrige gegen Kenrick III. verwickelt?«
    »Ihr schließt ganz schön viel aus nichts, Jüngelchen.«
    »Das ist mein Job. Ich werde dafür bezahlt. Ich nehme an, daß ihre Großeltern in diesen Putschversuch verwickelt waren. Und Jennifers Mutter ist bestimmt auch deswegen hergekommen, um sich zu verstecken, falls der Putsch fehlschlagen sollte. Sie hatte Pech. Er schlug fehl. Kenrick III. hat alle hängen lassen, die auch nur im Verdacht standen,

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