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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Frau passiert?«
    »Sie sind verheiratet geblieben, bis der Junge so alt war, daß er mit Lehrern und Kindermädchen klarkam. Dann hat der General sie abgelegt und ihre Familie weggeschickt.«
    »Gab es böses Blut?«
    »Jede Menge. Aber der alte General hat sie ausbezahlt. Daran hat er den jungen Will immer erinnert. Vor allem, wenn der nachts ausgegangen ist, um herumzupoussieren. Als Jugendlicher war er die reinste Pest. Besessen, könnte man sagen.« Sie klang nicht so, als hätte sie das amüsant gefunden. Und ich glaube nicht, daß ich den Kerl gemocht hätte.
    Eine Viertelstunde lang versuchte ich, mehr aus Kelle herauszubekommen. Was ich erfuhr, bestätigte nur meine Vermutung, daß der junge Stantnor ein mieses Arschloch gewesen war, ein ruheloser Schwerenöter, dessen Leben erst nach seinem Umzug in den Cantard Richtung und Bedeutung gefunden hatte.
    »Also war er kein netter Kerl. Wer aus den alten Tagen könnte ihn denn genug hassen, um …«
    »Nein.« Ihre Antwort ließ keinen Widerspruch zu. »So ist das Leben, Garrett. Der Schmerz bleibt nicht ewig. Alle machen dumme Sachen, wenn sie jung sind.«
    Und einige hören nie damit auf.
    »Alle werden schließlich irgendwann erwachsen. Man lacht zwar nicht darüber, wenn man zurückschaut, aber man hegt auch keinen mörderischen Groll bis ins Grab gegen sie.«
    Davon war ich nicht überzeugt. Die Stantnors schienen ziemlich seltsame Leute zu sein. Wenn das auch für ihre Kreise galt, konnte sehr wohl jemand aus ihrem Bekanntenkreis einen Groll wegen einer Sache gegen sie hegen, die normale Leute einfach unter Lebenserfahrung abhaken würden.
    »Was Ihr nicht sagt. Wer verfolgt ihn dann?«
    Sie hielt mit der Arbeit inne und sah mich an. Es war offensichtlich, daß ihr etwas eingefallen war, an das sie schon jahrelang nicht mehr gedacht hatte, und sie war eine Sekunde lang kurz davor, es mir zu erzählen. Dann schüttelte sie den Kopf, und ihre Miene wurde verschlossen. »Nein. So war es nicht.«
    »Was war nicht so?«
    »Nichts. Irgendwelche übelwollenden Gerüchte. Nichts, was mit uns heute zu tun haben könnte.«
    »Ihr solltet es mir lieber erzählen. Es könnte etwas zu bedeuten haben.«
    »Ich wiederhole keine Lügengeschichten über niemanden. Hätte sowieso hiermit nichts zu tun.«
    Mittlerweile goß ich den dritten Kessel kochendes Wasser ins Spülbecken. Bald hatte ich es geschafft. Vermutlich hatte sie seit Jahren nicht mehr soviel sauberes Geschirr gesehen. Wenigstens dafür war ich gut. Zwar konnte ich nicht verhindern, daß sich die Leute gegenseitig umbrachten, aber als Tellerwäscher war ich unschlagbar. Vielleicht sollte ich ernsthaft eine berufliche Veränderung ins Auge fassen.
    Nach einer Weile redete sie weiter. »Was ständig miteinander umgeht, wächst schließlich auch zusammen. Er hat sich jedenfalls in Missus Eleanor verliebt. Sie war seine Göttin.«
    Wir alle begehren, was wir nicht haben dürfen. Ich knurrte aufmunternd. Als das nichts fruchtete, fragte ich gezielt nach.
    »Ich glaube, ich habe schon zuviel geredet. Vor allem habe ich Dinge ausgeplaudert, die kein Außenstehender wissen sollte.«
    Das bezweifelte ich. Sie hatte jedes Wort genau abgewogen und mir nur das erzählt, was ich wissen sollte. Erst wenn sie entschied, daß ich bereit war, würde sie mir die nächste Portion verabreichen.
    »Hoffentlich wißt Ihr, was Ihr da tut. Ich wette, da oben in Eurem Schädel verstecken sich Dinge, die möglicherweise Leben retten könnten.«
    Vielleicht hatte ich den Druck jetzt ein bißchen übertrieben. Man brauchte ihr nichts zu sagen, was sie schon längst wußte. Sie warf mir einen bitterbösen Blick zu und hielt bis zur Abendbrotzeit eisern den Mund. Und selbst da grummelte sie nur vor sich hin und knurrte übellaunig Befehle.
     
     

 
33. Kapitel
     
    Nach dem Abendessen verabschiedeten Morpheus und ich den Doktor und Eierkopf und gingen hinauf in meine Suite. »Ich glaube, der alte Dellwood hatte es satt zu warten«, sagte ich auf der Treppe. Laut Aussage des mißgelaunten Kutschers hatte er die Kutsche schon vor Stunden verlassen. Der Mann war gereizt, weil niemandem eingefallen war, ihn aus der Kälte ins Haus zu bitten.
    Morpheus rülpste. »Dieses Weib hat versucht, mich zu vergiften. Dieser Fraß war nicht mal als Hundefutter geeignet,«
    Ich kicherte. Er hatte eine einzige bissige Bemerkung gemacht, woraufhin Kelle ihm sofort geraten hatte, daß er sich sein eigenes Essen kochen sollte.
    Seine Gegenwart löste

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