Geisterstunde
schicke Ihnen einen! Lüften Sie zuerst dieses Geheimnis. Sollte es keine widernatürlichen Ursachen geben, dann rufen Sie nach mir. Es dürfte eine interessante Herausforderung sein.«
Morpheus grinste gerissen. »Wenn ihr beide es clever anstellt, könntet ihr hier Karriere machen. Er versucht, eine unbekannte Seuche zu entdecken, und du versuchst, einen Mörder zu stellen, der noch gerissener ist als du.«
»Mein Teil ist einfach«, knurrte ich. »Ich bleibe so lange am Leben, bis nur noch ein Verdächtiger übrig ist.« Meine Kopfschmerzen brachten mich fast um. Was nicht eben förderlich für meine Laune war. »Doc, haben Sie ein Mittelchen gegen Kopfweh?«
»Was ist passiert?«
Ich erzählte es ihm.
Er bestand darauf, mich zu untersuchen, und bot mir dann den üblichen Rat gegen Gehirnerschütterung. Vielleicht war er doch kein so unverfrorener Raffgeier wie die anderen seiner Innung. Ich halte schon aus Erfahrung wenig von Studierten, vor allem von Ärzten und Anwälten.
Er gab mir eine Dosis eines alten Hausmittels, Sirup mit einem derben Schuß einer Flüssigkeit, die aus Weidenmark gebraut wird. Dieser Fitmacher brachte mich wieder auf die Beine. »Peters, bald ist Abendbrotzeit. Die Jungs sind bestimmt hungrig. Raufen Sie sich mit Kelle zusammen, wenn sie essen wollen. Ich statte kurz dem General einen Besuch ab.«
Peters knurrte zustimmend und fragte, wer Abendessen wollte. Eierkopf und der Doktor waren hellauf begeistert. Und Morpheus blieb sowieso.
Als ich die Treppe hinaufging, erinnerte ich mich daran, daß Dellwood ja eigentlich mit in der Kutsche hatte zurückfahren sollen. Stand er jetzt etwa draußen und fror zusammen mit dem Kutscher?
Es regnete immer noch. Ich hatte Mitleid mit Wayne und selbst mit Schocke. Mit letzterem allerdings etwas weniger. Ich hatte ihn fast überführt. Jetzt mußte ich ihn nur noch einsacken und ihm die Armbrust an die Kehle setzen.
»Wirf ihn raus!« knurrte Stantnor Kaid zu, als ich eintrat.
Kaid beäugte mich. »Ich fürchte, das wird er nicht zulassen, Sir.« Seine Miene war bei diesen Worten unbeweglich, aber seine Augen funkelten. Dann wandte er sich dem Feuer zu, um ein Lächeln zu verbergen.
»Haben Sie die Diagnose mitbekommen, General?«
»Mr. Garrett. Ich habe Sie nicht engagiert, damit Sie sich in mein Leben mischen. Sie sollten einen Dieb überführen.«
»Und einen Serienmörder, der auf Ex-Marines spezialisiert ist. Und einen potentiellen Mörder, der Ihren Skalp will. Zu diesem Job gehört gewissermaßen auch, Sie am Leben zu erhalten. Aber damit das funktioniert, muß ich wissen, wie man versucht, Sie umzulegen. Ich nahm an, mit Gift. Diese Annahme war falsch.«
Er wirkte überrascht. Vielleicht hatten sie es ihm ja noch nicht verraten. Oder er war so eklig geworden, daß sie einfach gegangen waren.
»Mr. Ahrm ist Experte, was Gifte angeht. Genau wie der Doc, der darüber hinaus auch noch Fachmann für tropische Krankheiten und Vegetarier ist.« Es konnte kaum schaden, etwas zu übertreiben. »Sie behaupten beide übereinstimmend, Sie würden nicht vergiftet, es sei denn, das Gift wäre so exotisch, daß sie nie davon gehört hätten. Und Sie haben auch keine bekannte Seuche, obwohl der Arzt erklärt hat, Sie wären anämisch und litten unter Gelbsucht. Hatten Sie zufällig Malaria, General?«
Ich glaube, insgeheim rührte es ihn, daß Leute sich trotz seines ekligen Verhaltens um ihn kümmerten. »Ja. Das war auf den Inseln nur schwer zu vermeiden.«
»Schlimm?«
»Nein.«
»Haben Sie heimlich Chinin geschluckt? Der Doktor meint, unreines Chinin könnte einige Ihrer Probleme erklären.«
»Nein! Ich würde …« Er bekam einen seiner Krämpfe. War es sein Herz?
Es war nur ein kleiner Anfall. Er hatte sich schon erholt, bevor Kaid bei ihm war. »Nein, Mr. Garrett«, keuchte er. »Keine Medikamente. Ich habe immer abgelehnt, welche zu nehmen.«
»Dachte ich mir. Aber ich mußte sichergehen, bevor ich Ihnen meinen Lagebericht vortrage.«
»Und der wäre?« Er kam rasch wieder zu Kräften.
»Sie sind verflucht.«
»Wie?« Das überrumpelte ihn. Er sah Kaid an, der genauso verblüfft war wie sein Boß.
»Ihr Problem ist übernatürlicher Art. Anders formuliert: Ihr Feind ist ein Geist. Oder jemand, der in der Lage ist, Ihnen einen Geist auf den Hals zu hetzen. Peters behauptet, Sie hätten keine solchen Feinde. Der Doktor meint, Sie sollten in Ihrer Vergangenheit danach forschen.«
Ich hätte es kaum für möglich gehalten, aber
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