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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nicht gerade Begeisterungsstürme bei den Einheimischen aus. Sein Charme, den er bis zur Weißglut hochgefahren hatte, war an Jennifer wirkungslos verpufft, und jetzt war Morpheus beleidigt. Er war nicht gewohnt, daß man ihn ansah wie ein Gewürm, das man unter einem feuchten Felsbrocken gefunden hatte.
    Sie wußten nicht, wer oder was er war, sondern spürten nur, daß er in ihre schräge kleine Welt eindrang. Ich bin längst nicht so empfindlich wie Morpheus.
    »Eine nette Bande, Garrett. Wirklich entzückend. Das Mädchen sollte in einem Kühlhaus arbeiten. Wie bist du denn an diese Leute geraten?«
    »Sie sind mir zugelaufen. Leute ohne Probleme machen gewöhnlich einen großen Bogen um mich.«
    Er knurrte. Anscheinend war das hier der ortsansässige Dialekt. »Das verstehe ich.«
    Vermutlich waren seine Klienten noch verdrehter als meine. Aber für gewöhnlich gibt er sich nicht allzu lange mit ihnen ab.
    An der Tür überprüfte ich die kleinen Fallen. Es hatte keine sumpfigen Besucher gegeben. Wir gingen hinein. »Ich werde ein Nickerchen machen. Die letzte Nacht war ziemlich anstrengend. Verwandle dich nicht wieder in einen Geist.«
    Er grinste gequält. »Diesmal nicht.« Er wickelte ein Stück Kordel ab, das er aufgetrieben hatte, während ich Kelle beim Abwasch geholfen hatte.
    »Wofür ist das?«
    »Zum Messen. Du behauptest doch, daß jemand ständig ein- und ausgeht, ohne die Tür zu benutzen. Es muß einen anderen Weg geben.« Er maß einen halben Meter ab, machte einen Knoten, faltete die Kordel und machte noch einen Knoten. Es war zwar kein geeichter Meter, aber es würde reichen.
    »Das wollte ich auch tun. Wenn ich Zeit habe.«
    »Du hast nie Zeit für genaue Arbeit, Garrett. Du bist einfach zu sehr damit beschäftigt, Leute zu tyrannisieren und irgendwelchen Klapperschlangen auf die Rasseln zu latschen, damit was passiert. Was erwartest du heute nacht?«
    Ich hatte angedeutet, daß uns einige Aufregung bevorstand. »Ich nehme an, daß Zombie zurückkommt. Wer weiß, was sonst noch passiert? Während du dich umsiehst, kannst du dir ja eine Möglichkeit überlegen, wie wir Schocke dazu bringen können, daß er sich selbst verrät.«
    »Ist das der Fettklops mit dem Maul wie ein Mülleimer?«
    »Genau der.«
    »Und er ist der Bösewicht?«
    »Er ist der einzige, der Zeit für die Morde an Hawkes und Bradon und die Mordversuche gegen mich hatte.«
    »Mach dich zum Köder und ertappe ihn auf frischer Tat.«
    »Vielen, vielen Dank. Er hat die Sache schon dreimal versaut. Wieviel Versuche soll ich ihm denn noch geben?«
    »Geh schlafen. Heute bist du sicher. Morpheus ist ja bei dir.«
    »Das ist längst nicht so tröstend, wie du vielleicht glaubst.« Ich ging ins Schlafzimmer, zog mich aus und legte mich ins Bett. Es war irgendwie Sünde, nackt in solchem Luxus zu liegen.
    Ich hörte etwa dreißig Sekunden zu, wie Morpheus herumfuhrwerkte, ausmaß und mit sich selbst redete, während der Regen an die Scheiben prasselte. Dann fielen mir die Augen zu.
     
    Es wurde nicht hell. Jedenfalls nicht ganz hell.
    Aber es gab ein Feuer, das die Nacht erleuchtete. Oder zumindest die Träume davon.
    Als ich aufwachte, war ich nicht länger allein. Blondie war wieder da. Sie untersuchte meinen Kopf, streichelte mein Gesicht und war auch sonst ganz lieb. Diesmal war sie nicht schnell genug. Aber sie hatte sich weit vorgebeugt, und ich dachte nicht nach, bevor ich zupackte. Ich erwischte ihr Handgelenk und zog einmal kurz. Sie fiel auf mich.
    Es war dunkel, und ich hätte sie nicht sehen können, wäre sie eine Brünette mit dunkler Kleidung gewesen. Aber aus zehn Zentimetern Entfernung war ihr Gesicht deutlich zu erkennen. Sie lächelte irgendwie kokett und verspielt. Aber ihr Körper verriet sie. Sie zitterte wie Espenlaub vor Angst.
    »Sprich mit mir«, flüsterte ich. »Sag mir, wer du bist.« Ich schlang einen Arm um sie und streichelte ihren Nacken. Ihr Haar fühlte sich so fein an wie Spinnweben und war so leicht wie Daunen. Ich versuchte, sie daran zu hindern, wegzulaufen, aber es dauerte nur vier Sekunden, bis ich Schwierigkeiten hatte, mich darauf zu konzentrieren.
    Statt einer Antwort küßte sie mich.
    Mein lieber Mann. Es wirkte wie purer Alkohol. Ich wiederholte im Geiste irgendwelche Mantras, um nicht zu vergessen, wie ich hieß.
    Sie zitterte, als wäre sie nackt durch einen Hagelschauer gelaufen, und trotzdem machte sie mich höllisch an. Sie schlüpfte unter die Decke. Genau das hätte der Alte

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