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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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einem wirklich ganz schön an die Nieren.
    Wir waren fast im ersten Stock, als ich einen Schrei hörte.
    »O Mist! Was machen wir jetzt?«
    Versuchen Sie niemals, im Finsteren auf unbekanntem Terrain zu rennen, nicht mal mit einer Lampe. Wir entgingen ein dutzendmal nur knapp dem Tod, bis wir die Eingangshalle erreichten.
     
     

 
34. Kapitel
     
    Wir stürmten in die Lobby, in der die Stantnors wahrlich nicht an Beleuchtung gespart hatten. »Was war das?« Nichts rührte sich.
    »Es klang, als wäre es von hier gekommen«, sagte Morpheus. »Anscheinend sind wir die ersten, die angekommen sind.«
    »Mist. Nicht ganz. Mist! Mist! Mist!«
    Schocke war schneller gewesen. Der Drachentöter und sein Opfer hatten ihn zuerst vor unseren Blicken verborgen. Er lag auf dem Boden in einer Haltung, die man nicht mal beim Yoga ausprobieren sollte. Anscheinend war er einmal aufgeklatscht und hatte dabei einen großen, unschönen Fleck hinterlassen. Das Blut rann immer noch aus seinem Mund.
    »Sieht aus, als wäre er vom obersten Balkon gesegelt«, stellte Morpheus mit der Leidenschaftslosigkeit des Kunsthandwerkers fest. »Hat wohl versucht, mit den Füßen zu landen, und es nicht ganz geschafft.« Er sah nach oben. »Jedenfalls ist er nicht gesprungen. Und ich wette, daß er auch nicht über das Geländer gestolpert ist. Wenn ich noch wetten würde.«
    »Die Wette würde ich nicht mal bei einer Quote von eins zu tausend annehmen.« Er mußte aus etwa zehn Metern abgestürzt sein. Für den fetten Schocke hätten auch tausend Meter keinen Unterschied gemacht.
    Zehn Meter sind ein übler Sturz, aber es gibt Menschen, die ihn überlebt haben. Die hatten ihren Körper im Griff oder waren Glückspilze. Schocke gehörte offenbar in keine der beiden Kategorien.
    Ich bemerkte eine Bewegung auf dem anderen Balkon und wirbelte herum. Eigentlich erwartete ich, Blondie zu sehen, doch es war Jennifer. Sie stand in ihrem Nachthemd am Geländer am Ende meines Flurs und blickte zu uns hinunter. Sie wirkte benommen und war sehr bleich.
    Peters erschien nur Augenblicke später unmittelbar über uns. »Was ist los?« bellte er und stürmte die Treppe hinunter, wobei er mehrere Stufen auf einmal nahm.
    »Bleib bei ihm«, bat ich Morpheus. »Ich kümmere mich um sie.« Ich deutete auf Jennifer.
    Der Schwarze Peter stürzte sich auf Morpheus, als ich wegging, und sprudelte seine Fragen so hastig heraus, daß keiner eine Chance hatte, eine Antwort dazwischenzuschieben.
    Ich war vollkommen außer Atem, als ich bei Jennifer ankam. Ich schwor mir, sofort nach diesem Fall mit Gymnastik anzufangen. Nachdem ich eine Woche lang meinen fehlenden Schlaf nachgeholt hatte.
    Sie war so erhitzt und rot, als wäre sie eine Meile gelaufen. »Wo waren Sie?« fuhr sie mich an. »Ich habe zehn Minuten lang versucht, Sie zu wecken.«
    »Wie?«
    Sie starrte zitternd zu Boden. »Sie sagten … Ich dachte, Sie wollten, daß ich …«
    Das hatte ich völlig vergessen. Ein Glück, daß sie nicht früher gekommen war. Und ein Riesendusel, daß ich ihr keinen Schlüssel gegeben hatte.
    Sie wirkte scheu, verlegen und sehr verwundbar. Ihr Nachthemd verbarg kein bißchen, was für ein Prachtweib sie war. Ich reagierte trotz der Situation. Wenigstens verkniff ich es mir, zum Fenster zu rennen und den Mond anzuheulen. Peters unablässiges Gequassel half mir, mich auf meinen Job zu konzentrieren. Jedenfalls ein bißchen. Ein kleines bißchen.
    »Was wissen Sie davon?« Ich deutete mit dem Daumen abwärts. Auf Schocke.
    Sie sah mich verständnislos an. »Nichts.«
    »Was soll das heißen? Sie müssen doch etwas gesehen oder gehört haben.«
    »Schon gut. Sie brauchen nicht gleich grob zu werden.« Sie rückte ein Stück näher und bebte immer noch vor Angst. Ruhig, Junge. Kusch! Denk an den Job. »Ich bin vor einer halben Stunde aus meinem Zimmer geschlichen. Als ich am Ende des Flurs ankam, sah ich Schocke und Peters am Brunnen. Sie saßen einfach nur so da. Als warteten sie darauf, daß etwas passieren würde. Ich konnte nicht zur Treppe kommen, ohne von ihnen gesehen zu werden. Also wartete ich. Je länger ich wartete, desto mehr Angst bekam ich. Ich wollte gerade kneifen, als Peters etwas zu Schocke sagte und hinaufging. Schocke drehte mir den Rücken zu, also bin ich schnell in den vierten Stock gerannt, bevor Peters mich sehen konnte …
    Aber Schocke muß mich gesehen haben, als ich zur Treppe schlich, die zur Galerie führte. Er hat mir nachgerufen. Ich bin schnell

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