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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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unten gibt es einen großen offenen Vorratsboden«, erklärte ich Morpheus. Dabei mußte ich so heftig niesen, daß ich fast meine Lampe ausgeblasen hätte. Ich lauschte einen Moment nach unten. Nichts. Dann hob ich den Deckel hoch. Er schwang in seinen Scharnieren zur Seite.
    Wie sollten wir hinunterkommen? Ich hatte keine Leiter gesehen, als ich im Vorratsraum gewesen war.
    Aber die Erbauer waren sehr umsichtig gewesen. Direkt unter der Luke war das Ende eines Regals. Die Regalstützen bildeten hervorragende Sprossen.
    Ich ließ mich zu Boden fallen. Da ich jetzt wußte, wonach ich suchen mußte, entdeckte ich die Falltüren, durch die ich jeden Raum in diesem Flügel erreichen konnte.
    »Schön einfach«, sagte Morpheus. »Wofür haben sie sich das wohl ausgedacht? Zum Spionieren oder als Fluchtweg?«
    »Auf jeden Fall diente es den Zwecken der Stantnors, ganz gleich, welche das waren. Ich frage mich, wie es wohl im Ostflügel aussieht. Der hat einen anderen Grundriß.«
    »Diesen Flügel hast du schon überprüft, richtig?«
    »Bis auf den Keller.«
    »Hast du kein Versteck gefunden, in das deine blonde Freundin sich flüchten könnte?«
    »Nein.«
    »Hast du die Köchin gefragt, ob Lebensmittel fehlen?«
    »Nein.« Aber das hätte ich tun sollen. Schließlich mußte sie essen. Dabei fiel mir ihr Porträt ein. Ich würde wohl besser die Gemälde heute abend ins Haus schmuggeln.
    »Wir sollten systematisch vorgehen. Erst den Keller, dann den anderen Flügel. Sehr wahrscheinlich beginnt dieser Geheimgang im Keller.«
    »Ja.« Soweit ich den Grundriß erinnerte, waren die Wände vom Erdgeschoß aufwärts übereinander gebaut.
    Wir schlichen lautlos in die Speisekammer und lauschten. Nichts. Ab in den Keller.
    Es war ein typischer Erdkeller, allerdings höher als meiner, in dem ich gebückt gehen mußte. Aber er war riesig, finster und staubig. Eine wahre Wildnis von Steinpfeilern, die Balken stützten, auf denen wiederum Träger ruhten. Hauptsächlich wirkte der Keller leer, staubig und trocken. Letzteres war keine Überraschung. Das Haus lag auf einem Hügel, und seine Erbauer hatten für eine gute Entwässerung gesorgt.
    Als wir uns in Richtung Ostflügel bewegten, entdeckten wir, daß frühere Generationen anscheinend einen geräumigen Weinkeller angelegt hatten, von dem nur noch leere Regale übriggeblieben waren.
    »Großartiger Ort, um Leichen zu verstecken«, bemerkte Morpheus.
    »Dafür haben sie hier einen Extrafriedhof.«
    »Warum hat dann jemand drei Typen im Sumpf versenkt?«
    Wo er recht hat, hat er recht.
    Wir beendeten den Rundgang unter dem Ostflügel. Bis auf die Weinregale und ein paar kaputte Möbelstücke fanden wir am Fuß der Treppe nur ein paar Würste und Schinken, die so hoch aufgehängt waren, daß die Mäuse nicht herankamen. Ich nieste beinah ununterbrochen.
    »Das war der leichte Teil«, stellte Morpheus fest. Dann begannen wir unsere Expedition im Westflügel.
    Diese Seite hatte wenig Interessantes zu bieten, bis auf die Leitungen für den Springbrunnen. Die jedoch würden höchstens einen Klempner entzücken. Es gab keine Eingänge zu irgendwelchen verborgenen Gängen.
    »Wir haben nur unsere Zeit vergeudet«, stellte ich fest. Und nieste.
    »Es ist nie eine Zeitverschwendung, wenn man was rausgefunden hat. Selbst wenn es negativ ist.«
    »Das ist eigentlich mein Text. Du solltest über die vergeudete Zeit meckern.«
    Er lachte leise. »Anscheinend stecken wir uns gegenseitig an. Laß uns lieber hier verschwinden, bevor die Spinnen sich gegen uns zusammenrotten.«
    Ich knurrte zustimmend und nieste. Der Keller war fast frei von Ungeziefer. Bis auf die Spinnen gab es hier kaum wilde Tiere. Ich hatte eigentlich ein ganzes Mäusevolk erwartet.
    Dann fielen mir die Katzen wieder ein. »Kannst du was riechen? Meine Nase ist verstopft.«
    »Was soll ich denn riechen?«
    »Katzenpisse.«
    »Was?«
    »Hier sind keine Mäuse. Das heißt, die Katzen müssen hier ihren Job erledigen. Ich hab bisher aber nur draußen in der Scheune Katzen gesehen. Wenn die hier reinkommen, muß es also einen äußeren Zugang zum Keller geben.«
    Seine Augen wurden etwas größer, und er begann, den Rand des Lichtscheins genauer zu beobachten. Immerhin lungerte hier irgendwo noch ein Zombie herum.
    »Hier werden wir nichts finden«, meinte er schließlich. »Wir sollten uns den Westflügel vornehmen.« Ihm war unheimlich, obwohl er normalerweise so ungerührt wie ein Felsbrocken ist. Dieses gespenstische Haus ging

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