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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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war.
    Vielleicht hatte der Bursche Morpheus engagiert, nachdem er erfahren hatte, daß ich hinter ihm her war.
    Zur Hölle damit. Das war Schnee von gestern und hatte nichts mit der Sache zu tun, in der wir jetzt steckten.
    Aber ich war Morpheus etwas schuldig. Das glich die Geschichte mit dem Vampirsarg mehr als reichlich aus.
    »Hier, auf dieser Seite«, sagte Morpheus.
    Es war offensichtlich, wenn man wußte, daß es da war. Rechts war der Schrank einen halben Meter schmaler, als er sein sollte. »Reich mir mal die Lampe.«
    Ich prüfte die innere Wand. Es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Keine Tür und nichts, was einen versteckten Einlaß hätte öffnen können. »Es muß irgendwo draußen sein.«
    Ich ging hinaus und prüfte die Zimmerwand. Ich suchte nach einem versteckten Hebel, der irgendwie geschickt verborgen war, wie die, die ich früher schon gesehen hatte. Aber ich fand keinen.
    »Ich hab’s«, sagte Morpheus.
    Er tippte auf ein fünfzig Zentimeter langes Stück der Täfelung, die wie eine Mehlklappe aufging. War sie geschlossen, konnte man nicht das geringste erkennen. »Raffiniert«, sagte er. »Jede geheime Mechanik hinterläßt Spuren auf dem Boden oder so was, wenn sie häufig benutzt wird.« Der Abschnitt fiel nicht ganz zu Boden. Ein Lederriemen hinderte ihn daran.
    Wir sahen uns gegenseitig an. »Also?« sagte ich.
    Er grinste. »Entweder bleiben wir hier stehen und starren uns an, oder wir unternehmen was. Ich plädiere für letzteres.«
    »Nach dir, mein Freund.«
    »O nein. Ich bin nur der gekaufte Knappe. Ich halte dem Helden die Lanze, wenn er bereit ist, den Schwarzen Ritter anzugreifen. Und wenn ich gerade in hilfsbereiter Stimmung bin, poliere ich ihm vielleicht ein paar Roststellen aus der Rüstung. Aber ich laufe nicht für ihn in Fallen.«
    »Ich mag dich auch, Kerl.« Er hatte recht. Es war mein Spiel.
    War ja auch nur ein Versuch gewesen.
    Ich holte noch eine Lampe, überzeugte mich, daß sie beide voller Öl waren, und kroch in die Öffnung. »Bleib dicht hinter mir.«
    »Ich folge dir auf dem Fuß, Boß. Bis zum bitteren Ende.«
    »Warte noch.« Ich krabbelte zurück.
    »Was ist denn jetzt?«
    »Aufrüstung.« Ich hielt es für eine gute Idee, mich zu bewaffnen. Für alle Fälle.
    Morpheus sah mir zu, wie ich mein Zeug aus den Verstecken kramte, und grinste, als er die bunten Phiolen sah. »Ich hab mich schon gefragt, ob du sie behalten hast.«
    »Ein kluger Mann wirft niemals etwas weg. Könnte ja eines Tages ganz gelegen kommen.« Jetzt hätte ich selbst mit einer Donnerechse ein heißes Tänzchen aufführen können. Ich ging zurück und kroch in den Durchgang. Diesmal hielt ich nicht an. Morpheus hatte weniger Schwierigkeiten hier drin, weil er dreißig Zentimeter kleiner war als ich und eine halbe Tonne leichter. Dagegen schlug ich mir ständig den Kopf an. Der Geheimgang führte fünf Meter geradeaus und hinter den Tisch des Ankleideraumes.
    Wir gelangten schließlich in einen fünfzig Zentimeter breiten Raum hinter Schlaf- und Ankleidezimmer. Es war beängstigend eng und staubig hier drin. Überall hingen Spinnweben herum, und man sah nur Nägel, Verhaue und Gips. Die Wand hinter mir sah genauso aus. Sie gehörte zur Suite neben meiner.
    Es gab Gucklöcher. Natürlich. Sowohl für das Ankleideais auch für das Schlafzimmer. Der Gedanke, daß man mich beobachtet haben könnte, bereitete mir Unbehagen.
    »So kommt man raus«, stellte Morpheus fest.
    Am Ende des Raumes an der Wand zum Flur gähnte ein Loch im Boden, etwa fünfzig mal fünfzig Zentimeter. Zwischen die Pfeiler hatte man hölzerne Sprossen genagelt.
    Ich nieste heftig. Der Staub und meine Erkältung verbündeten sich gegen mich.
    Mein Kopf schmerzte von den Stößen, und die Brandwunden gönnten mir ebenfalls keine Pause. Ich hatte keinen Grund, mich zu amüsieren, aber ich kicherte trotzdem.
    »Was?«
    »Ich komme leider nicht an dir vorbei. Du mußt vorgehen.«
    »Ach wirklich?« Er duckte sich in den Durchgang zu meinem Wohnzimmer. »Nach dir, mein Freund.«
    »Du bist so aalglatt, daß du noch mal aus deinem Sarg glitschen wirst.« Ich prüfte die Sprossen. Sie waren solide Handarbeit.
    Sind Sie schon mal eine senkrechte Leiter heruntergestiegen und haben dabei ein offenes Feuer in einer Öllampe gehalten? Nein? Ein Glück, daß ich ein Muster an Koordination bin.
    Im dritten Stock sah es genauso aus wie im vierten, nur daß die Verschlüsse über den Löchern erst nach einiger Zeit aufgingen. »Hier

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