Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
wollte Beverly also zu verstehen geben, dass sie keinesfalls nach Anekdoten aus Peters Leben fragen sollte. Das war mir sehr unangenehm. Nicht nur weil ich sie nicht bevormunden wollte, sondern auch weil ich ja praktisch gar nichts über Peters Vergangenheit wusste, was ein Auslöser für eine unangenehme Situation aufgrund einer unbedachten Äußerung sein könnte.
Beverly stand gerade an ihrem Briefkasten, als ich auf ihre Auffahrt fuhr.
Sie blätterte den Stoß Briefe durch. »Nenn mir mal ein Grund, warum ich den Briefkasten überhaupt noch aufmachen soll«, sagte sie und seufzte.
Ich vermutete, dass ihr die zahlreichen Werbebriefe auf den Wecker gingen.
»Schmeiß sie doch in den Müll.«
Sie sah mich an und deutete zustimmend mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »Ein gute Idee, Mister.«
Sie strich sich eine Strähne aus dem Haar. »Also, was wolltest du mir noch schrecklich Wichtiges sagen? O warte! Ich weiß was Besseres! Ich lese es aus deiner Hand«, sagte sie und griff nach meiner rechten Hand, die ich aber schnell genug wegzog. Beverly machte sich nicht selten einen Spaß daraus, mich mit ihrem Esoterik-Kram aufzuziehen. Ich war kein Freund von Horoskopen, und Astrologie hielt ich für ausgemachten Unsinn.
Beverly hingegen war von diesen Dingen überzeugt. Sie las zwar nicht jeden Tag ihr Horoskop, glaubte aber fest daran, dass irgendwelche Planetenkonstellationen Einfluss auf das menschliche Verhalten haben würden. Sie glaubte, dass wir alle in einem Multiversum leben, in dem es unendliche viele Möglichkeiten gibt und in dem alles schon einmal geschehen ist. Und wie sie nun mal so war, liebte sie es, mich mit derartigen Bemerkungen zu piesacken.
»Wenn ich wissen möchte, wann ich das nächste Mal anständigen Stuhlgang haben werde, dann werde ich deinen sechsten Sinn in Anspruch nehmen«, entgegnete ich.
»Ich bin entzückt!«
»Jetzt mal ernsthaft Beverly: Ich wollte noch kurz mit dir über Peter reden.«
»Ja, ja ich weiß. Ich soll ihm nicht zu nahe treten. Ich soll ihn nicht ausfragen. Ihr beide seid schon zwei komische Vögel, weißt du.«
»Immerhin geht er nur mit uns aus, weil er uns, respektive dir einen Gefallen tun möchte. Wer weiß, an was ihn sein Geburtstag erinnert? Es wäre sein gutes Recht, allein zu bleiben.«
»Darf ich denn wenigstens atmen, wenn wir im Restaurant sind?«, stichelte Beverly.
Ich presste die Lippen zusammen und zog die Brauen hoch.
»Schon gut, schon gut, tut mir Leid. Ich werde dich oder Peter nicht in Verlegenheit bringen. Für was hältst du mich?«
»Ich wollte ja nur...«
»Ja, ja ich habe es schon verstanden. Ich weiß doch, wie wichtig er dir ist.«
Ich schwieg.
Beverly musterte mich abschätzend. Ich mochte das nicht.
»Es wird euch aber gewiss nicht schaden, mal ein wenig unter Leute zu kommen. Peter und auch du, Ihr verkapselt euch doch sonst nur. Du wirst mir vielleicht gleich widersprechen, aber du solltest das Essen heute ein bisschen lockerer nehmen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Der eine mehr, der andere weniger. Peter ist ein erwachsener Mann. Du brauchst nicht auf ihn aufzupassen.«
Ich runzelte die Stirn und wollte schon widersprechen. Aber ich musste mir eingestehen, dass Beverly recht hatte.
Vermutlich wollte ich nur nicht, dass Peter genauso abstürzte, wie es bei mir der Fall gewesen war.
Kein Wunder, dass ich Beverly so zu schätzen wusste. Sie konnte einem die Dinge aus einer anderen Perspektive erklären, ohne dabei verletzend zu sein.
Ich lächelte. »Okay, ich glaube du hast recht«, sagte ich.
»Ihr holt mich dann ab?«
»Natürlich«, sagte ich, stieg wieder in den Wagen und fuhr nach Hause.
3
Pünktlich um 17.30 Uhr klingelte ich an der Tür von Peter Fryman. Peters Haus im Lexington Drive, nur etwa fünfhundert Meter entfernt von meinem Haus, war eines der kleineren in Lost Haven. So war auch das Grundstück nur etwa 500 Quadratmeter groß. Dafür aber bot es einen fantastischen Blick auf den Atlantik, weil das Grundstück gut 40 Meter über den Meeresspiegel ragte. Aus diesem Grund waren die Grundstücke auch hier die begehrtesten und folgerichtig die teuersten.
Ich musste daran denken, wie ich mir mit dem Kauf meines Hauses hier ein großes finanzielles Wagnis eingegangen war. Zu Glück war es gut gegangen.
Während ich darauf wartete, dass die Tür geöffnet wurde, wippte ich nervös auf meinen Zehenspitzen und warf einen prüfenden Blick auf das Geschenk in meinen Händen.
Ein
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