sie nach draußen zur Straße und öffnete ihren Briefkasten.
Für die Post war es noch viel zu früh und trotzdem war ein Umschlag darin.
'Beverly' stand handgeschrieben darauf.
Sie konnte die Handschrift niemandem, den sie kannte, zuordnen.
Eiligst öffnete sie das Kuvert und holte zwei Blatt Papier heraus.
Sie begann zu lesen.
Liebe Beverly,
du wirst dich nicht daran erinnern, aber du hast mir einmal gesagt, dass man als Schriftsteller seine Gefühle am besten zum Ausdruck bringen kann, wenn man sie aufschreibt.
Ich habe diesen Brief schon einmal geschrieben, aber dann hat sich alles geändert. Also war ein neuer fällig.
Ich war, wie du vielleicht schon früher vermutet hast, an einem Punkt angekommen, an dem ich davon überzeugt war, dass ich nicht mehr das wieder finden würde, was ich einst verloren habe. Ich denke, du verstehst das, weil es dir ebenso ergeht.
Wir beide, Beverly, du und ich, sind uns vor geraumer Zeit zum ersten Mal begegnet und haben unterschiedlich aufeinander reagiert. Du offen und impulsiv und ich distanziert und womöglich damit auch verletzend.
Ich habe den Tag immer vor mir hergeschoben. Den Tag, an dem ich mir endlich eingestehen musste, was ich wirklich für dich empfinde.
Aber ich lebte im Dunklen, Beverly. Ich fand keinen Weg zurück und geriet an einen Abgrund, von dem ich nicht mehr loskam. Und ich wollte nicht, dass du in denselben Abgrund siehst. Deshalb entschied ich mich, die Distanz zu dir aufrecht zu erhalten.
Was ich erlebt habe, würdest du mir wahrscheinlich nicht glauben (oder doch, ich denke, wenn es jemand tut, dann du).
Sagen wir, ich habe eine zweite Chance bekommen.
Zusammenhalten in guten und schlechten Zeiten. Gemeinsam durch dick und dünn gehen. Das sagt sich so leicht dahin.
Wir beide haben in unseren früheren Leben auf diese Sprüche geschworen und sind damit auf die Nase gefallen.
Ich weiß nicht, was die Zukunft uns bringen wird. Ich weiß nur Eines: Ich will sie nicht mehr allein erleben und die Vergangenheit endlich hinter mir lassen.
Und ich kann dir auch sagen, warum ich jetzt überzeugt bin, damit das Richtige zu tun.
Denn du bist die Einzige, die versteht, wenn ich dir sage:
Es ist das Innere Licht, Beverly. Ich habe es gefunden.
Und ich habe erkannt, dass ich dich liebe.
Dein William
(ehemals Jack Rafton)
Impressum
Texte: © Copyright by S. G. Felix
13503 Berlin
[email protected] Bildmaterialien: © Copyright by S. G. Felix
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2013
http://www.neobooks.com/werk/16646-geisterzorn.html