Gejagt
schon einmal davon gehört hast, aber es gibt einen recht gebräuchlichen Gegenstand namens Mobiltelefon. Ob du’s glaubst oder nicht, sowohl Dragon als auch Anastasia besitzen eines.«
»Oh.« Ich kam mir ziemlich dämlich vor.
Aphrodite verdrehte die Augen.
»Ich rufe sie an und setze sie über ihre Rolle in dem Plan ins Bild. Diejenigen von euch, die Röcke tragen, müssen sich umziehen. Zoey kann euch zeigen, wo in der Sattelkammer die Ersatzreitkleidung aufbewahrt wird. Nehmt euch, was ihr braucht.« Sie wandte sich ihrem Büro zu. »Ich sage Dragon Bescheid, dass die Ablenkung in dreißig Minuten stattfinden soll.«
»Dreißig Minuten!« Mein Magen zog sich zusammen.
»So habt ihr noch reichlich Zeit, euch umzuziehen und die drei Pferde aufzuzäumen. Sättel solltet ihr besser nicht nehmen, das wäre bei zwei Reitern zu unpraktisch.« Sie verschwand im Büro, während Damien sagte: »Keine Sättel? Ich glaub, mir wird schlecht.«
»Willkommen im Club«, sagte ich. »Kommt«, wandte ich mich dann an Aphrodite und die Zwillinge. »Ihr müsst aus diesen Röcken raus. Und wie in aller Welt kann man bei so ’nem Wetter Stilettostiefel tragen?«
»Es sind Stiefel«, betonte Aphrodite. »Stiefel sind vollkommen zweckmäßige Winterkleidung.«
»Stiefel mit Neun-Zentimeter-Absätzen wird dir kein halbwegs intelligentes Wesen als zweckmäßige Winterkleidung anerkennen.« Ich führte sie in die Sattelkammer, wo die Ersatzreithosen sauber zwischen der übrigen Reitausrüstung hingen.
»Ignorante Modelegasthenikerin«, brummte Aphrodite.
»Ganz deiner Meinung«, erklärte Shaunee.
»Für diesmal«, schränkte Erin ein.
Kopfschüttelnd nahm ich drei Zaumzeuge. »Jetzt zieht euch schon um. Die Reitstiefel in dem Spind dort stehen euch auch zu Gebote.«
»Zu Gebote?«, hörte ich Shaunee fragen, während ich aus dem Raum marschierte.
»Die hat zu lange mit unserem Hofdamien rumgehangen«, gab Erin zurück.
Ich knallte die Tür zu.
Welche beiden Pferde Lenobia uns sonst noch zugedacht hatte, wusste ich nicht, aber mir war klar, dass ich Persephone nehmen würde, daher eilte ich zu ihrer Box. Darius war damit beschäftigt, Heuballen unter eines der hohen Stallfenster zu stapeln. Offenbar sollte das ein Rabenspötter-und-Wetter-Beobachtungsposten werden.
»Äh, Zoey, kann ich mal kurz mit dir reden?«, fragte mich Damien.
»Klar, komm rein.« Ich schnappte mir die Bürste und fing an, Persephone im Schnelldurchgang zu striegeln.
Damien blieb in der Tür stehen. »Die Sache ist – ich kann nicht so wirklich reiten.«
»Kein Problem. Ich übernehm die Führung. Du setzt dich einfach hinter mich und hältst dich fest.«
»Und wenn ich runterfalle? Okay, ich bezweifle nicht, dass sie vollkommen lieb und brav ist.« Er winkte Persephone zaghaft zu, die immer noch ihr Heu mümmelte und ihm keine Beachtung schenkte. »Aber sie ist so groß. Um genau zu sein, gigantisch.«
»Damien, wir sind im Begriff, um unser Leben aus dieser Schule zu fliehen, und dann müssen wir versuchen, einen uralten Unsterblichen und eine abtrünnige Vampyrhohepriesterin zu verjagen, und du machst dich verrückt, weil du hinter mir auf einem Pferd reiten sollst?«
»Ohne Sattel. Ich soll ohne Sattel hinter dir auf einem Pferd reiten.« Er nickte. »Ja. Ja, da mach ich mich verrückt.«
Ich konnte nicht anders. Ich fing an zu kichern und musste mich an Persephone lehnen, weil ich nicht mehr konnte. Okay, eine Lektion fürs Leben hab ich
wirklich
gelernt: Egal wie tief man in der Tinte steckt, wenn man gute Freunde hat, hat man trotzdem immer was zum Lachen.
Indessen hatte Damien die Stirn gerunzelt. »Nur dass du’s weißt, ich werde Jack erzählen, dass du mich ausgelacht hast. Dann wird er sauer auf dich sein, und wenn wir dir das nächste Mal ein Geschenk kaufen, wird er in Streik treten und
nicht
für eine geschmackvolle Verpackung sorgen.«
»Oh Gott. Wie schrecklich«, japste ich und kicherte wieder los.
»Könntet ihr mal ’n bisschen ernster werden? Wir müssen heute noch einen Krieg gewinnen und die Welt retten.« Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Aphrodite vor Persephones Box. Unter ihrem kurzen schwarzen Designertop (mit dem Markenschriftzug
Juicy
quer über der Brust) steckten ihre Beine in braunen Reithosen und flachen Reitstiefeln. Ohne Absätze.
Bei ihrem Anblick fing ich schon wieder an zu kichern. Dann fiel mein Blick auf die Zwillinge hinter ihr. Sie trugen beide eine Seidentunika mit Tierdruck von
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