Gejagt
zuckten mit den Schultern. »Ist okay«, sagte Erin.
»Gut. Ich denke, es wäre nicht ratsam, während der Tagesstunden rote Jungvampyre wachen zu lassen.«
»Hey, wir haben auch was drauf«, widersprach Johnny B in testosterongestähltem Rambo-Ton.
»Daran liegt’s nicht«, sagte ich schnell, weil ich erriet, was Darius meinte. »Ihr solltet tagsüber schlafen, damit ihr nachts wachen könnt, wenn ihr am besten in Form seid. In anderen Worten: wenn ihr hoffentlich stärker seid als die Wesen, die uns vielleicht überfallen.« Ich erwähnte nicht, dass ich mich auch ohne Darius’ Einwand gegen eine Wache der roten Jungvampyre tagsüber ausgesprochen hätte. Ich wollte nicht von Stevie Raes Leuten bewacht werden, bevor ich kein besseres Gefühl hatte, was sie betraf.
»Oh, okay. Klar. Können wir machen. Ich bewach gern eine Priesterin samt Kreis.« Er zwinkerte mir neckisch zu.
Ich verkniff es mir, die Augen zu verdrehen. Abgesehen von meinem Zwiespalt mit den roten Jungvampyren brauchte ich momentan ganz entschieden keinen weiteren Footballertypen in meinem Leben. Mein Blick wanderte zu Erik, und ich hielt mich mit Mühe zurück, schuldbewusst zusammenzuzucken. Ja, er hatte es gesehen. Na super. Seit wir in den Tunneln angekommen waren, hatte er mich ignoriert, und dann suchte er sich genau den Moment aus, mich anzustarren, wo ein anderer Kerl mich anflirtete.
Jack hob die Hand wie ein Musterschüler. »Äh, eine Frage …«
»Ja, Jack?«
»Wo schlafen denn
wir
?«
»Gute Frage.« Ich sah Stevie Rae an. »Wo schlafen wir?«
Johnny B kam ihr zuvor. »Damit’s alle wissen,
ich
hab kein Problem damit, mein Bett zu teilen. Anders als Kramisha hab ich ein großes Herz.«
»Ist nicht dein
Herz
, was du teilen willst«, versetzte Kramisha.
»Jetzt komm mich nicht voll aggro, Baby!« Johnny B versuchte (erfolglos) schwarz zu klingen.
Kramisha verdrehte die Augen. »Du so hohl.«
»Na ja, wir haben ’n paar Schlafsäcke«, schaltete sich Stevie Rae ein. Sie klang wie kurz vorm Einschlafen.
»Venus, kannst du Z und den anderen zeigen, wo sie sind? Ich denk, ihr könnt euch sicher einigen, wer wo schläft.« Kraftlos lächelte sie Kramisha an. »Nur Kramisha teilt ihr Bett nich.«
»Aber könnt ihr in mein’ Zimmer schlafen, kein Ding«, sagte Kramisha. »Nur nicht in mein’ Bett.«
»Habt ihr denn jeder ein eigenes Zimmer?« Ich konnte meine Überraschung nicht ganz verbergen. Das war so komplett anders als damals, als ich zum ersten Mal hier unten gewesen war. Damals hatte man die Kids kaum als menschenähnlich bezeichnen können, und die Tunnel waren dunkel und dreckig und unheimlich gewesen. Heute war der Raum, in dem wir uns drängten, einladend von flackernden Öllaternen und Kerzen erleuchtet, die Einrichtung war gemütlich, sichtlich neu, und auf dem Bett lagen sogar knuddelige, zum Bettzeug passende Zierkissen. Alles wirkte so normal. Bildete ich es mir nur ein, dass nicht alles mit ihnen stimmte, weil ich so unglaublich müde war, dass ich kaum noch denken konnte?
»Alle, die eines wollten, haben eines«, gab mir Venus zur Antwort. »Das ist wirklich kein Kunststück. In diesem Teil der Tunnel gibt’s eine Menge kleiner Sackgassen. Die haben wir in Zimmer verwandelt. Ich habe definitiv mein eigenes.« Sie lächelte Erik an. Ich musste mir ins Gewissen reden, dass es wohl nicht besonders fair wäre, das Feuer zu rufen und ihre Goldmähne zur Glatze zu schmurgeln.
»Wahrscheinlich wurde da drin während der Prohibition ein Großteil des schwarzgebrannten Schnapses gelagert«, überlegte Damien. »Wäre nur logisch, weil ja gleich hier die Bahnlinie war, da war es sicher einfach, das Zeug nachts rein- und rauszuschmuggeln.«
Jack seufzte. »Das ist so cool und romantisch. Ich meine, diese ganzen Zwanzigerjahre mit den Flappers und den schwarzen Blueskneipen und den Gangstern.«
Damien lächelte ihn nachsichtig an. »Du, die Prohibition hat in Tulsa bis 1957 gedauert.«
»Na gut. Das ist weniger romantisch. Das klingt eher wie so eine nüchterne Bible-Belt-Geschichte.« Er kicherte. »Nüchtern. Hihi.«
Damien gab ihm zielsicher einen Kuss auf den Mund. »Deshalb liebe ich dich, weil du so süß und lustig bist.« Duchess fing fröhlich an zu bellen.
»Kotzwürg«, brummelte Aphrodite.
Jack schaute sie finster an. »Oh, ich hab noch eine Frage.« Er wollte die Hand heben, aber ich kam ihm zuvor. »Ja, Jack?«
»Wo gehen wir aufs Töpfchen?«
»Töpfchen? Das ist nicht wahr. Er hat nicht
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