Gejagt
nicht falsch, aber dieses Bett und der Tisch und die Kühlschränke und all die anderen Sachen sind Welten von den dreckigen Lumpen und dem sonstigen ekligen Zeug entfernt, das vor ’nem Monat hier noch rumlag.«
Sie ließ ein weiteres niedliches Stevie-Rae-Lächeln aufblitzen. »Dafür musst du vor allem Aphrodite danken.«
»Aphrodite?« Ich hob die Brauen und starrte diese an, genau wie meine übrigen Freunde.
»Was soll ich sagen?«, lallte sie. »Ich bin das leuchtende Vorbild einer Wohltäterin. Nur gut, dass ich attraktiv bin.« Sie rülpste wie ein Kerl. »Ups,
scusa
.«
»Scusa?«, fragte Jack.
»Italienisch, du Depp. Erweiter mal deinen schwulen Horizont.«
Ich unterbrach schnell, weil das Gespräch mal wieder auf einen ernsthaften Streit hinsteuerte. »Also, was hat Aphrodite mit den Sachen zu tun?«
»Sie hat sie gekauft. Und sie war diejenige, die das überhaupt vorgeschlagen hat«, erklärte Stevie Rae.
Ich machte mir nicht die Mühe, mein Grinsen zu verbergen. »Scusa?«
»Ich war zwei Tage hier unten. Ich hab doch keine Lust, in ’nem Schweinestall zu hausen. Mastercard macht’s möglich. Ich glaub, das steht bei uns auf dem Familienwappen, unter dem Bild von ’nem staubtrockenen Martini. Gleich die Straße runter, am Utica Square, gibt’s ’n Pottery-Barn-Möbelhaus. Die liefern frei Haus. Und Home Depot auch, das ist auch nicht weit von hier, das wusste ich aber nicht, da musste mich erst einer von den roten Prolls aufklären, weil, ich kauf nicht in Baumärkten ein.«
»Sie sind keine Prolls«, sagte Stevie Rae.
»Ach, leck mich doch.«
»Hat sie schon«, bemerkte Venus.
Aphrodite warf einen unscharfen finsteren Blick in ihre Richtung, aber bevor sie eine besoffene spitze Erwiderung zustande brachte, sagte der Junge namens Dallas: »Das mit Home Depot war ich.« Meine Freunde und ich sahen ihn an. Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin ganz gut im Basteln.«
»Und Home Depot und Pottery Barn haben euch die Sachen hier runtergeliefert?«, fragte Erik.
»Na ja, genaugenommen nich«, sagte Stevie Rae. »Aber in die Tribune Lofts, die sind ja sozusagen nebenan. Und mit ’n bisschen, äh, freundlicher Überredung haben sie das Zeug hier runtergebracht und dann total vergessen, dass sie hier waren. Und – tataa, alles brandneu eingerichtet.«
»Ich verstehe noch immer nicht. Wie habt ihr die Menschen überredet, das Zeug hierher zu liefern?«, fragte Darius.
Ich seufzte. »Es gibt was, was du über die roten Vampyre wissen solltest –«
»Und die roten Jungvampyre, auch wenn’s bei denen noch nich so stark ist«, unterbrach mich Stevie Rae.
»Und die roten Jungvampyre«, verbesserte ich mich. »Sie können Menschen irgendwie geistig kontrollieren.«
»Hört sich viel fieser an, als es ist«, versicherte Stevie Rae schnell. »Ich hab nur ’n bisschen an den Erinnerungen von den Liefertypen gedreht – kontrolliert hab ich gar nix. Wir setzen unsere Kräfte nich zu bösen Zwecken ein.« Sie richtete den Blick auf die Gruppe der roten Jungvampyre. »Stimmt’s?«
Die Roten murmelten ihre Zustimmung, aber ich bemerkte, dass Venus die Lippen nicht bewegte und Kramisha schuldbewusst zur Seite sah.
»Sie können die Gedanken von Menschen kontrollieren. Sie ertragen kein direktes Sonnenlicht. Sie erholen sich außergewöhnlich schnell. Sie müssen in Kontakt mit der Erde sein, um sich wahrhaft wohl zu fühlen«, zählte Darius auf. »Habe ich etwas vergessen?«,
»Ja«, sagte Aphrodite. »Sie beißen.«
Sechs
» E s reicht. Du trinkst jetzt nichts mehr«, sagte ich, während die roten Jungvampyre in Gelächter ausbrachen.
»Ist gut, sind wir Aphrodite gewöhnt. Hat immer einen an der Klatsche, auch wenn nicht besoffen und geprägt«, sagte Kramisha.
»Aber um noch mal darauf zurückzukommen«, fuhr ich unter dem allgemeinen Gelächter fort. »Ja. Alles, was du gerade über die roten Jungvampyre gesagt hast, stimmt, Darius.«
»Und den einen roten Vampyr.« Stevie Rae klang matt, aber stolz. »Oh, und ich kann euch außerdem sagen, dass die Sonne vor ganz genau«, sie legte den Kopf schief, als horchte sie, »dreiundsechzig Minuten aufgegangen ist.«
»Alle erwachsenen Vampyre spüren die Zeit des Sonnenaufgangs«, sagte Darius.
»Aber ich wette, es macht sie nich so müde wie mich.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, gähnte Stevie Rae heftig.
»Nein, üblicherweise nicht«, bestätigte Darius.
»Also, mich schon«, gab sie zurück. »Vor allem heute, und ich
Weitere Kostenlose Bücher