Gejagt
ich’s nicht so meinen würde. Klar, du Penner?« Während er sprach, ging er um Erik herum und schnappte mich am Handgelenk, aber bevor er mich in eine innige Umarmung ziehen konnte, fiel sein Blick auf die neuen Tattoos in meinen Handflächen. »Wow! Das ist ja megacool! Hey, das heißt, deine Göttin denkt immer noch an dich?«
»Ja«, sagte ich.
»Das freut mich«, sagte er und umarmte mich, genau wie ich es erwartet hatte. »Mann, hab ich mir Sorgen um dich gemacht!« Dann hielt er mich auf Armeslänge von sich und betrachtete mich gründlich. »Noch alles dran an dir?«
»Mir geht’s gut«, sagte ich ein bisschen außer Atem. Hallo, das letzte Mal, als ich Heath gesehen hatte, hatte er mit mir Schluss gemacht. Außerdem war ich, als er mich umarmte, in seinem Geruch versunken, und er roch unglaublich gut. Wie Zuhause plus Kindheit plus irgendwas, was zauberhaft und aufregend war und mich von überall dort, wo seine Haut meine berührte, lockte und rief. Ich wusste, was das war – sein Blut. Und es verdrehte mir mehr als nur den Kopf.
»Sehr gut.« Heath ließ mein Handgelenk los, und ich trat rasch einen halben Schritt von ihm weg und zu Erik hin. In Heath’ Augen sah ich kurz so etwas wie Schmerz aufblitzen, aber nur einen Augenblick lang, dann grinste er lässig und zuckte mit den Schultern, als wäre an der Umarmung nichts weiter dran gewesen, weil er und ich ja nur noch Freunde waren. »Na ja, ich hatte mir schon gedacht, dass mit dir alles okay ist. Ich mein, ich dachte, auch wenn das
Blutdingens
zwischen uns nicht mehr da ist, würde ich’s merken, wenn dir was passieren würde.« Das Wort ›Blutdingens‹ sprach er mit einer aufreizenden Betonung aus, bei der Erik sich anspannte. »Aber ich wollte mich vergewissern. Außerdem wollte ich dich fragen, was zum Geier der bizarre Anruf gestern Nacht sollte?«
»Anruf?«, fragte Erik. Misstrauisch sah er mich an.
Ich hob das Kinn. »Ja, Anruf.« Ich war vielleicht wieder mit Erik zusammen, aber das hieß nicht, dass ich mich mit seinem besitzergreifenden Eifersuchtsgehabe abfinden musste. Mir ging kurz der Gedanke durch den Kopf, dass Erik nach allem, was passiert war, mir vielleicht nie wieder ganz vertrauen könnte und ich mich an ein bisschen krankhafte Eifersucht gewöhnen musste. Ich hatte es ja gewissermaßen auch verdient. Aber ich sagte kühl: »Ich hab Heath angerufen, um ihn vor den Rabenspöttern zu warnen und ihm zu sagen, er solle seine Familie in Sicherheit bringen. Nur weil zwischen uns Schluss ist, heißt das ja nicht, dass ich will, dass ihm was zustößt.«
»Rabenspötter?«, fragte Heath.
»Wie sieht’s da draußen aus?«, fragte Erik in total geschäftsmäßigem Ton.
»Aussehen? Was meinst du? Den Megasturm, der ungefähr seit Mitternacht tobt und sich langsam in ’ne Eiskatastrophe verwandelt? Oder die Gangmassaker? Und was sind Rabenspötter?«
»Gangmassaker? Was meinst du damit?«, versetzte Erik.
»Nee, so läuft das nicht. Wenn du mehr aus mir rauskriegen willst, beantwortest du erst meine Frage.«
»Rabenspötter sind so was wie Dämonen aus einer Legende der Cherokee«, ging ich dazwischen. »Bis letzte Nacht etwa um Mitternacht waren sie nichts als böse Geister, aber das hat sich geändert, seit ihr Dad, ein unsterblicher Typ namens Kalona, sich aus seinem Gefängnis unter der Erde befreit hat und jetzt im House of Night Hof hält.«
»Hältst du’s wirklich für eine gute Idee, ihm all das zu erzählen?«, wollte Erik wissen.
»Hey, lässt du vielleicht mal Zoey entscheiden, was sie mir erzählen will und was nicht?« Heath baute sich vor ihm auf, als wäre er kurz davor, Erik eine zu langen.
Erik plusterte sich ebenfalls auf. »Du bist ein
Mensch
«, sagte er, als wäre das eine Geschlechtskrankheit. »Ihr kommt nicht mit allem klar, womit wir klarkommen. Erinnere dich, dass ich dich vor ein paar Monaten vor einer Horde Vampyrgeister retten musste.«
»Zoey hat mich gerettet, nicht du! Und mit Zoey bin ich ungefähr tausend Jahre länger
klargekommen
, als du sie überhaupt kennst.«
»Ja? Und wie oft musste sie sich in Gefahr bringen, um dir deinen tollen Menschenarsch zu retten, seit sie Gezeichnet wurde?«
Das ließ Heath in sich zusammensinken. »Pass auf, ich bring sie nicht in Gefahr, nur weil ich jetzt hergekommen bin. Ich wollte nur sichergehen, dass sie okay ist. Ich hab ein paarmal versucht, sie anzurufen, aber die Handynetze sind zusammengebrochen.«
»Heath, es geht nicht darum, ob ich
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