Gejagte Der Dämmerung -9-
überhaupt keinen Sinn für mich.«
Corinne starrte ihn jetzt düster an. »Was genau hast du gesehen, Hunter?«
»Dich«, sagte er. »Ich habe dich weinen sehen. Du hast mich angefleht, jemanden zu verschonen, der dir alles bedeutete. Du hast mich angefleht, ihn nicht zu töten, und bist mir in den Arm gefallen.«
Sie schluckte hörbar. Auf der Straße neben ihnen raste der Verkehr vorbei. »Und was hast du getan … in dieser Vision?«
Die bitteren Worte wollten ihm kaum über die Lippen kommen. Sie fühlten sich so entsetzlich auf seiner Zunge an, wie sich die Tat für seine Hände anfühlen würde. »Ich habe getan, was getan werden musste. Du hast Unmögliches von mir verlangt.«
Sie keuchte auf und suchte hektisch nach dem Türgriff. Hunter hätte sie zurückhalten, die Türschlösser mit bloßer Willenskraft verriegeln und sie bei ihm in der Fahrerkabine einsperren können. Aber ihr Kummer tat ihm selbst weh. Er sprang hinter ihr hinaus und blieb direkt hinter ihr, während sie hinaus auf den mondhellen grasbewachsenen Standstreifen stolperte.
»Corinne, versuch, mich zu verstehen.«
Sie war fuchsteufelswild und zutiefst verletzt, zitterte heftig am ganzen Körper. »Du hast mich angelogen!« Als sie ihn anschrie, wurde das Geräusch des vorbeirasenden Verkehrs plötzlich immer lauter, ihre Gabe nahm die Schallwellen auf und ließ sie zu einem Orkan anschwellen. »Du hast das … die ganze Zeit über gewusst, die wir zusammen waren, und hast es mir verheimlicht? Wie konntest du!«
»Ich wusste nicht, wen du zu schützen versucht hast und wann diese Prophezeiung eintreffen würde. Es hätte Jahre in der Zukunft stattfinden können oder alles Mögliche bedeuten können. Bevor ich dir etwas davon erzählen konnte, musste ich erst verstehen, was ich da gesehen habe.«
Auf der Überholspur raste ein Schwerlaster vorbei, und das Geräusch brachte den Boden zum Erbeben, während Corinne ihm zuhörte, wie er versuchte, ihr etwas zu erklären, das ihm jetzt selbst unvertretbar vorkam.
»Ich habe das alles erst verstanden, als du mir von deinem Sohn erzählt hast.«
Sie schloss einen Moment die Augen und sah dann zu den Sternen auf. Als sie ihn wieder ansah, hatte sie Tränen in den Augen. »Und dann, nach allem, was zwischen uns war – nachdem wir uns geliebt haben, nachdem du von mir getrunken hast, hast du mir immer noch nichts davon gesagt!«
»Ja«, sagte er. »Denn da hast du mir schon zu viel bedeutet, und ich wollte dich nicht mit der Wahrheit verletzen.«
Sie schüttelte langsam den Kopf, dann noch einmal heftiger. »Ich habe dir vertraut! Du warst der Einzige, dem ich vertrauen konnte. Wie konnte ich so dumm sein, mich in dich zu verlieben!«
Ihre Wut ließ den Lärm ohrenbetäubend anschwellen. Über ihren Köpfen zersplitterte eine hohe Straßenlampe, ein Funkenregen ging auf sie nieder. Hunter riss sie zur Seite und drückte sie an sich, obwohl sie weinte und sich wehrte, und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Zwang sie, ihn anzusehen und in seinen Augen etwas anderes zu lesen, etwas, das er ihr bislang verschwiegen hatte. »Ich liebe dich auch, Corinne.«
»Nein«, flüsterte sie. »Das glaube ich dir nicht.«
Er fing ihr Kinn und hob ihr Gesicht an und küsste sie dann trotz ihres Protestes auf ihre geöffneten Lippen. »Ich liebe dich. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass du die einzige Frau bist, die ich lieben will. Ich will, dass du glücklich bist. Das bedeutet mir alles.«
»Dann kannst du mich nicht einfach ausschließen, wenn es eine Chance gibt, dass mein Kind nur ein paar Stunden von hier entfernt ist.«
Hunter runzelte die Stirn, er wusste, dass er diese Schlacht verlor. Vielleicht war es die erste, bei der er jemals kapituliert hatte.
So sanft er konnte, erinnerte er sie: »Miras Visionen treffen immer ein. Wenn du mitkommst und wir deinen Sohn wirklich finden, wirst du mir vergeben können?«
»Wenn du mich wirklich so liebst wie ich dich, dann haben wir zusammen die Kraft, die Vision zu ändern.« Sie beruhigte sich allmählich, und damit legte sich auch ihre Gabe wieder, und der Verkehrslärm der viel befahrenen Autobahn wurde wieder zu bloßem Hintergrundgeräusch. Hinter ihnen auf dem Standstreifen wartete der Kastenwagen, der Motor im Leerlauf. Zögerlich streckte sie die Hand nach ihm aus und legte ihm die Hand auf die Brust, mitten auf sein hämmerndes Herz. »Vielleicht kann unsere Liebe verhindern, dass sich die Vision erfüllt.«
»Vielleicht«, sagte er und
Weitere Kostenlose Bücher