Gejagte Der Dämmerung -9-
ausgerechnet hier nach ihm zu suchen?
Dragos presste die Hände auf den Bauch, während die allgemeine Hysterie um ihn herum immer weiter anschwoll. Obwohl er schwer verletzt war, zweifelte er nicht daran, dass er überleben würde. Die Kugel war aus seinem Körper ausgetreten, und die Blutung ließ bereits nach – seine Stammesgene arbeiteten bereits daran, den Schaden an seiner Haut und seinen Organen zu beheben.
Zwei Männer in schwarzen Anzügen und mehrere Polizeibeamte drängten sich durch die fliehende Menge in seine Richtung. Einer der Geheimdienstleute sprach leise und eindringlich in sein Headset, der andere kniete sich neben Dragos, gefolgt von ein paar nervös wirkenden Polizisten in Uniform.
Dragos versuchte sich aufzusetzen, aber der Geheimdienstagent machte ihm mit der Hand ein Zeichen, liegen zu bleiben. »Sir, versuchen Sie bitte, ruhig zu bleiben, in Ordnung? Wir haben hier alles unter Kontrolle. Der Notarzt ist schon unterwegs und wird in ein paar Minuten bei Ihnen sein.«
Er vergewisserte sich nicht, dass seinem Befehl Folge geleistet wurde, sondern ging einfach zu seinem Begleiter zurück und überließ es den beiden Polizeibeamten, bei dem Verletzten zu bleiben. Einige versprengte Partygäste eilten auf ihrem Weg zum Ausgang des Ballsaals an ihnen vorbei und schlugen beim Anblick der riesigen Blutlache entsetzt die Hände vor den Mund.
Dragos stieß einen Grunzlaut aus. Er verachtete all diese panischen Menschen fast so sehr wie den Bastard vom Orden, dem es gelungen war, die Arbeit von Monaten mit einem einzigen Schuss zunichtezumachen. Er fühlte mehr Stolz als Schmerz, weshalb er seinen Mund zu einem schmalen Strich zusammenpresste, mehr Wut als Angst, weshalb er die Zähne so fest zusammenbiss, dass ihm fast die Backenzähne zersprangen. Seine Fänge pulsierten, schossen schon aus seinem Zahnfleisch und füllten seinen Mund aus. Seine übernatürlich scharfen Augen wurden jetzt noch schärfer und füllten sich mit einem bernsteinfarbenen Lichtschein …
Er musste hier raus, und zwar sofort.
Bevor seine Wut ihn in aller Öffentlichkeit als das verriet, was er wirklich war.
Dragos sah zu einem der Polizisten hinüber, die sich um ihn kümmern sollten – dem jüngeren der beiden, der ihm gehörte. Der Lakai kauerte neben Dragos und erwartete seinen Befehl wie ein eifriger Jagdhund.
»Sag meinem Fahrer, er soll den Wagen am Hinterausgang vorfahren«, murmelte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Der Lakai beugte sich über ihn und nahm jedes Wort in sich auf. »Und tu etwas, um diesen verdammten Ballsaal zu räumen, hier sind mir zu viele neugierige Augen.«
»Ja, Meister.«
Der Lakai stand auf. Als er sich umdrehte, wäre er fast mit Tavia Fairchild zusammengeprallt. Sie stand reglos da, und ihr intelligenter Blick wanderte von dem Cop, der sie fast umgeworfen hätte, hinunter zu Dragos, der mit gebanntem, aber wachsamem Interesse zu ihr aufsah. Sie konnte nur einen Augenblick lang da gewesen sein, aber das hatte genügt – sie hatte mit angehört, was der Lakai zu Dragos gesagt hatte. An ihrem leicht zur Seite gelegten Kopf und den schmalen Augen sah er, dass sie versuchte, Informationen zu verarbeiten, die nicht einmal ihr scharfer Verstand erfassen konnte.
»Entschuldigen Sie bitte, Ma’am«, murmelte der Lakai und trat ihr mit einem unbeholfenen Nicken aus dem Weg. Er sah zu Dragos zurück und räusperte sich. »Ja, meistens kommt der Notarzt gleich.«
Dragos nickte und ließ Tavia Fairchild nicht aus den Augen, als er sich mühsam auf dem Boden aufsetzte. Wie der Lakai seinen Versprecher korrigiert hatte, schien die hübsche Assistentin des Senators zufriedenzustellen. Als der Polizeibeamte davonging und sie sich wieder Dragos zuwandte, wich ihr verwirrter Ausdruck Besorgnis.
»Der Notarzt ist schon auf dem Weg …« Ihre Stimme verhallte. Sie sah elend aus, ihr wich die Farbe aus den Wangen, als sie sich ihm näherte und mit offenem Mund auf all das Blut starrte, das sein weißes seidenes Smokinghemd durchweichte und auf dem Boden des Ballsaals eine Lache bildete. Sie schlang sich die Arme um den Körper und schien etwas wacklig auf den Beinen. Sie sah ihm in die Augen, wenn auch nur, um dem Anblick seiner Wunde auszuweichen, und schüttelte leicht den Kopf. »Tut mir leid, mir ist etwas schwindlig. Ich kann kein Blut sehen, wissen Sie. Ich habe den Ruf, dass ich schon beim Anblick eines aufgeschlagenen Knies in Ohnmacht falle.«
Dragos gestattete sich ein
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