Gejagte Der Dämmerung -9-
kleines Lächeln. »Sie können kaum erwarten, in jeder Hinsicht perfekt zu sein, Miss Fairchild.«
Sie runzelte die Stirn, ihre Übelkeit war ihr sichtlich peinlich. Wenigstens schien sie darüber den dummen Versprecher seines Lakaien vergessen zu haben. Dann reckte sie die Schultern und war wieder ganz die professionelle Assistentin. »Ich komme gerade von Senator Clarence und dem Vizepräsidenten, Mr Masters. Beide sind unverletzt und in der Obhut des Geheimdienstes, aber sie machen sich natürlich große Sorgen um Ihren Zustand.«
»Kein Grund zur Besorgnis«, versicherte ihr Dragos. »Diese Wunde dürfte schlimmer aussehen, als sie wirklich ist.« Um es ihr zu demonstrieren, machte er Anstalten, aufzustehen.
»Oh, das sollten Sie besser nicht …« Sie eilte zu ihm, um ihm zu helfen, aber sie war viel wackliger auf den Beinen als er und wurde wieder blass.
»Das wird schon wieder«, sagte Dragos zu ihr. Eben kam sein Lakai, der Polizist, in den Ballsaal zurück, zog Tavia sanft aus dem Weg und übernahm ihren Platz an seiner Seite. Er informierte Dragos, dass sein Wagen hinter dem Haus bereitstand wie gewünscht.
»Sollten Sie nicht besser auf den Notarzt warten«, fragte sie ungläubig. »Sie wurden angeschossen, Mr Masters. Sie haben schrecklich viel Blut verloren.«
Er schüttelte milde den Kopf, während sein Lakai ihm half, ein paar Schritte zu gehen. »Da braucht es schon mehr, um mich außer Gefecht zu setzen, das können Sie mir glauben.«
Sie wirkte alles andere als überzeugt. »Sie gehören in die Notaufnahme.«
»Mein persönliches Ärzteteam ist am besten in der Lage, sich um mich zu kümmern«, antwortete er ungerührt, als sein Lakai und ein anderer Beamter, der herübergekommen war, um mit Hand anzulegen, ihn hinausführten. »Außerdem gibt es gerade wichtigere Dinge, um die Sie sich kümmern müssen, Miss Fairchild.«
Er zeigte auf die offene Vordertür des Hauses. Der Hof draußen füllte sich rapide mit Fernsehübertragungswagen und hellen Scheinwerfern. Tavia Fairchild strich ihr burgunderrotes Ballkleid glatt und hob den Kopf, wappnete sich sichtlich gegen den Ansturm von Reportern, die sich bereits ins Haus drängten. Aus der Ferne näherte sich die heulende Sirene des Notarztwagens.
Als man ihn wegführte, hörte Dragos noch, wie die junge Frau einen deftigen Fluch flüsterte, aber als er zu ihr zurücksah, marschierte Tavia Fairchild hinaus, um sich den Aasgeiern zu stellen, die Ruhe in Person.
»Ist es wahr, dass der Attentäter sich im Haus des Senators versteckt hatte?«, rief ihr jemand entgegen.
»Wo sind der Vizepräsident und der Senator jetzt?«, fragte ein anderer Reporter.
Und immer mehr panische Fragen kamen, eine nach der anderen:
»War der Schuss ein Attentatsversuch auf Senator Clarence, oder besteht Anlass zur Vermutung, dass der Vizepräsident das eigentliche Opfer sein sollte?«
»Kann es sich um einen Terroranschlag handeln? Hat irgendjemand den Schützen gesehen?«
»Ist es wahr, dass der Angriff von einem einzigen Mann verübt wurde?«
»Wissen Polizei und Geheimdienst, wer dahintersteckt und aus welchen Gründen?«
Dragos lächelte in sich hinein, als er aus der Hintertür des Hauses trat. Vielleicht kam ihm das unerwartete Chaos dieser Nacht doch noch gelegen. Vielleicht war dieses panische Medieninteresse ja genau das, was er brauchte, um den Orden ein für alle Mal auszuschalten.
Die Kugel, die ihn heute Nacht getroffen hatte, war ein Schuss vor den Bug gewesen – und er würde sich verdammt noch mal dafür rächen.
Dragos stieg in seine wartende Limousine und zog sein blutverschmiertes Handy aus der Brusttasche seines Smokingjacketts. Jetzt brauchte er nicht mehr auf einen günstigen Moment zu warten, um dem Orden den entscheidenden Schlag zu versetzen, ihn ein für alle Mal auszuschalten, wenn es nach ihm ging. Jetzt war dieser Augenblick da.
Solange sein Anruf zu einem Festnetztelefon im ländlichen Maine klingelte, beobachtete Dragos durch die dunkel getönten Fenster seiner Limousine, wie Tavia Fairchild unter den Scheinwerfern von einem Dutzend Fernsehkameras stand und sich ruhig an die aufgebrachte Menge wandte.
Während sie den Leuten versicherte, dass alles unter Kontrolle war, gab Dragos einer Mission grünes Licht, die die ganze Stadt schon bald in totale Hysterie versetzen sollte.
30
Es war schon nach vier am Morgen, als sie an dem Ort im ländlichen Westen von Georgia ankamen, zu dem Gideon sie gelotst hatte. Corinne war
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