Gejagte Der Dämmerung -9-
kann, sie ist schnell und absolut treffsicher. Sie ist echt knallhart.«
»Ich bin auch knallhart«, sagte Mira und wünschte sich, ihre Stimme würde nicht so verletzt klingen. »Pass mal auf, ich zeig’s dir.«
Sie verließ den Weg, um sich etwas zu suchen, das sich werfen ließ, einen Ast oder einen Stein – irgendetwas, das sich einsetzen ließ, um Kellan mit ihren Fähigkeiten zu beeindrucken. Mira lief durch die abgedeckten Blumenbeete und die mit Jutesäcken verhüllten Büsche in das Labyrinth von Statuen und immergrünen Hecken, das sich über den langen Hinterhof des Anwesens erstreckte.
»Moment«, rief sie ihm aus dem Schutz der Gärten zu. »Ich bin gleich … wieder da …«
Zuerst war sie nicht sicher, was sie da vor sich sah. Auf dem mondhellen Boden lag im Schatten der Kiefern und Büsche eine riesige, dunkle Gestalt, und Luna und Harvard liefen unruhig um sie herum und schnüffelten an ihr. Der kleine Terrier winselte, als Mira langsam näher kam.
»Kommt her«, befahl sie den Hunden und wartete, bis beide zu ihr herübergekommen waren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie sah hinunter auf die Hunde, die nervös um ihre Beine strichen. Ihre Pfoten hinterließen dunkle Flecken im Schnee.
Blut.
Mira schrie.
31
Hunter trug den Nachwuchskiller zum Kastenwagen hinüber und lud seinen reglosen Körper auf der Ladefläche ab. Corinne war an seiner Seite und hielt die Hand ihres Sohnes, Tränen strömten ihr die Wangen hinunter.
»Was für starke Hände er hat«, murmelte sie. »Mein Gott … ich kann kaum glauben, dass er es wirklich ist.«
Hunter schwieg, um ihr nicht den Augenblick zu verderben, aber er wusste sehr gut, dass der Junge noch lange nicht in Sicherheit war. Allein schon ihn aus diesem Haus zu holen war ein Risiko. Das UV-Halsband war vermutlich so programmiert, dass er sich ohne Dragos’ Erlaubnis nur einen gewissen Radius von seiner Zelle entfernen konnte. Und mit dem toten Lakaien auf der vorderen Veranda hatte sich das Risiko, dass das Halsband detonierte, verdoppelt.
Als spürte der Junge die Brisanz seiner Lage, kam er jetzt langsam wieder zu sich. Er begann sich zu wehren und riss die Augen weit auf. Corinne holte hastig Atem, durch ihre Blutsverbindung spürte Hunter ihre Anspannung und Sorge, und sein eigener Puls beschleunigte sich.
Hunter hielt den Jungen am Halsband fest, die Finger um das dicke schwarze Polymer geschlossen, und schüttelte warnend den Kopf. »Beweg dich nicht. Du kannst nicht weglaufen.«
»Nathan, hab keine Angst«, versuchte Corinne ihn zu beruhigen, ihre Stimme sanft und liebevoll. »Wir wollen dir nichts tun.«
Der Junge sah hastig zwischen den beiden hin und her. Hunter vermutete, dass in erster Linie das Halsband den Nachwuchskiller davon abhielt, die Flucht zu riskieren, und weniger Corinnes Mitgefühl. Nathans Nasenflügel bebten, als er unter Hunters Griff keuchte, sein Gesicht war so misstrauisch wie das eines Wildtieres in der Falle.
»Wenn der Junge eine Chance haben will, hier lebend wegzukommen, müssen wir das Halsband loswerden«, sagte er zu Corinne. »Dragos weiß vielleicht schon, dass sein Betreuer tot ist. Er könnte auf dem ganzen Grundstück Sensoren und Sender installiert haben.«
»Aber wie können wir ihm das Halsband abnehmen?«, fragte sie und sah ihn erschrocken an. »Ich weiß doch, was passiert, wenn man es beschädigt. Wir können doch nicht das Risiko eingehen, dass es …«
Als sie den Satz nicht beenden konnte, sagte Hunter sanft zu ihr: »Wir müssen etwas ausprobieren. Wenn wir es nicht tun, könnte es mir in den nächsten Sekunden in den Händen detonieren.«
Da wandte sie den Blick von Hunter ab und sah wieder hinunter auf ihren Sohn. Er folgte jedem Wort, das sie sagten, und nahm stumm seine Umgebung in sich auf. Kalkulierte seine Möglichkeiten und Chancen zur Flucht, genau wie Hunter es tun würde, wenn zwei Fremde ihn eingefangen hätten.
»Wir sind hier, weil wir dir helfen wollen«, sagte Corinne zu ihm. Ihr Lächeln war traurig, aber voller Hoffnung. »Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht an mich, aber du bist mein Sohn. Ich habe dich Nathan genannt, das bedeutet ›Gottesgeschenk‹. Das bist du für mich gewesen, vom Augenblick an, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
Er starrte sie lange an, blinzelte schnell, musterte ihr Gesicht. Dann begann er wieder zu kämpfen, er drehte und wand sich vorsichtig, um auszutesten, wie fest Hunter
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