Gejagte Der Dämmerung -9-
Augenblick, wie mächtig dieses Wort wirklich war.
Nach Hause.
Es traf ihn mit der ganzen Kraft einer Waffe aus gehämmertem Stahl, so unzerstörbar wie ein Diamant, so felsenfest wie ein Berg.
Ein Zuhause.
Das war etwas, das weder er noch dieser tödliche Nachwuchskiller je gekannt hatten. Und nun hatten sie es beide in dieser schönen Frau gefunden, die ihnen beiden irgendwie auf wundersame Weise ihr sanftes, tapferes Herz geöffnet hatte.
Hunter legte ihr den Arm um die zarten Schultern und sah sie mit all der Liebe an, die sein Herz zum Überlaufen brachte. Er beugte sich nahe zu ihr und flüsterte ihr so leise zu, dass nur sie es hören konnte: »Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast.«
34
»Willst du hier den ganzen Morgen auf und ab tigern, Lucan? Etwas Ruhe würde dir nur gut tun, weißt du.«
Gabrielle klopfte auf den leeren Platz neben ihr im riesigen Bett. Laut dem Nachttischwecker war es später Vormittag, aber er war schon seit gestern nonstop auf den Beinen.
Es gab zu viele Brände für ihn zu löschen, zu viele, für deren Leben er verantwortlich war – unter anderem der neugeborene Sohn von Dante und Tess.
Und dann war da noch Sterling Chase im Einzelarrest auf der Krankenstation. Lucan und der Rest des Ordens waren in heller Alarmbereitschaft, seit er vor über vierundzwanzig Stunden auf dem Grundstück des Anwesens aufgetaucht war, mit mehreren blutenden Schussverletzungen und einem Fahndungsbefehl der menschlichen Behörden.
Die Fernsehsender hatten ihren großen Tag mit seinem Phantombild. Seit dem Zwischenfall auf der Weihnachtsfeier des Senators brachte es jede Nachrichtensendung, regional, überregional und auf Kabel, und außerdem war es permanent auf diversen News-Seiten im Internet eingestellt. Lucan fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis das Interesse der menschlichen Behörden an Chase wieder abflaute.
Es war nicht gut, dass der Orden einen Mann versteckte, der von der Bostoner Polizei und sogar den gottverdammten Bundesbehörden zur Fahndung ausgeschrieben war.
So wütend er auch auf Chase war – nicht nur weil Dragos ihm auf der Feier des Senators entwischt war, sondern auch, weil er sich dabei hatte anschießen und sehen lassen –, musste er zugeben, dass Chase einen verdammt guten Riecher gehabt hatte. Trotz seiner persönlichen Probleme der letzten Zeit war auf Chases Instinkte Verlass gewesen, und auch wenn er die Ausführung in den Sand gesetzt hatte, war es ihm mit seiner Aktion offenbar gelungen, Dragos’ Pläne zu verhindern.
Und dass Dragos etwas geplant hatte, war für Lucan keine Frage. Der hinterhältige Bastard war definitiv nicht nur wegen Small Talk und Lachshäppchen dort gewesen.
Ihm graute bei dem Gedanken, was Dragos hätte anrichten können, wenn man bedachte, dass einige der höchsten Regierungsbeamten der Vereinigten Staaten dort gewesen waren.
Lucan lief weiter eine Spur in den Teppich. »Da ist was Großes im Gange. Ich spür’s in meinen Knochen, Gabrielle, da wird schon bald was ganz Übles passieren, und wenn ich nicht schnell herausfinde, was da los ist, und die nötigen Maßnahmen ergreife, fliegt uns die ganze Chose bald um die Ohren.«
»Komm her«, sagte sie stirnrunzelnd, schlug die Bettdecke zurück und machte ihm Platz im Bett. Ihr nackter Körper war atemberaubend und trotz des Ernstes der Lage zu verlockend, um zu widerstehen. »Du tust schon, was du kannst«, sagte sie zu ihm, als er sich neben sie legte. »Wir finden das raus, wir alle zusammen. Du bist nicht allein, Lucan.«
Er spürte, wie er sich bei ihren Worten entspannte und seine Sorgen etwas in den Hintergrund traten, einfach nur, weil sie bei ihm war. Dass sie solche Macht über ihn hatte, erfüllte ihn immer noch mit Staunen. »Wie hab ich’s bloß geschafft, dich zu überreden, meine Stammesgefährtin zu werden?«
Er hatte den Kopf auf ihre Brust gelegt, und ihr leises Lachen vibrierte an seinem Ohr. »Ich erinnere mich da an einen, der sich mit Händen und Füßen gewehrt hat.«
Er sah auf und starrte ihr in die Augen. »Hab ich nicht.«
»Vielleicht nicht«, gab sie zu, und ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem belustigten Grinsen. »Aber leicht hast du dich nicht geschlagen gegeben, das musst du zugeben.«
»Man sagt von mir, ich bin schwer von Begriff«, sagte er. »Die meiste Zeit habe ich keine Ahnung, was gut für mich ist.«
Sie hob ihre rötlichen Augenbrauen. »Zum Glück weiß dafür ich ganz genau, was gut für dich
Weitere Kostenlose Bücher