Gejagte Der Dämmerung -9-
Politikerfreunde des Senators und natürlich seine einflussreichsten und großzügigsten Wahlkampfsponsoren eingeladen waren. Diese Party würde er sich um nichts in der Welt entgehen lassen. Tatsächlich konnte er sie kaum erwarten.
Schon in wenigen Nächten würde er die nötigen Voraussetzungen geschaffen haben, seine Vision zu ihrem grandiosen Abschluss zu bringen, und nichts und niemand würde ihn mehr dabei aufhalten können. Mit Sicherheit nicht die Menschen. Die würden ahnungslos sein bis zuletzt, genau wie geplant.
Auch der Orden würde ihm keine Steine mehr in den Weg legen, dafür hatte er schon gesorgt. Dieser Krieg erforderte neue Methoden, und er hatte einen seiner Lakaien ausgeschickt, um ihm die nötigen Spezialwaffen zu besorgen, die er gegen Lucan und seine Krieger brauchte und die sicherstellen würden, dass kein Mitglied des Ordens am Leben blieb, um jemals wieder seine Pläne zu durchkreuzen.
Als er die Einladung des Senators wieder auf den Tisch legte, meldete ihm sein Laptop mit einem hellen Glockenton, dass eine neue Mail angekommen war. Genau nach Plan, dachte Dragos, als er den Report seines Lakaien vor Ort mit einem Mausklick öffnete. Die Nachricht kam über einen kostenlosen Mailprovider, sodass man den Nutzer nicht zurückverfolgen konnte, und war kurz und bündig, genau wie er es von einem ehemaligen Soldaten erwartete.
Zielpersonen lokalisiert.
Erste Kontaktaufnahme erfolgreich.
Überstellung eingeleitet wie geplant.
Eine Antwort war nicht nötig. Der Lakai kannte die Zielvorgaben seiner Mission und würde den Mailaccount aus Sicherheitsgründen bereits deaktiviert haben. Dragos löschte die Mail aus seinem Posteingang und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Draußen heulte immer noch der Wintersturm, und Dragos schloss die Augen und lauschte dem wütenden Toben mit ruhiger Befriedigung, denn er wusste nun, dass sich alle Elemente seines gigantischen Masterplanes endlich zusammenfügten.
Sein Name war Dragos, und schon bald würde jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auf diesem Planeten, Stammesvampire wie Menschen, sich vor ihm als ihrem Herrn und König verbeugen.
Alles hatte sich verändert.
Das war der Gedanke, der Corinne unablässig durch den Kopf ging, seit sie und Hunter am folgenden Abend in Detroit angekommen waren.
Nach den Jahrzehnten ihrer Gefangenschaft in Dragos’ Labor fiel es ihr noch schwer, sich auf die unzähligen Veränderungen und neuen technischen Errungenschaften einzustellen – wie die Leute redeten und sich kleideten, wie sie wohnten, arbeiteten und sich fortbewegten. Seit ihrer Befreiung hatte Corinne das Gefühl, irgendwie auf eine andere Realitätsebene geraten zu sein, eine Fremde, verloren in einer seltsamen futuristischen Welt.
Aber nichts hatte sie so sehr erschüttert wie das Gefühl, als sie und Hunter in einem Wagen des Ordens vom Flughafen in die Innenstadt zum Dunklen Hafen ihrer Eltern gefahren waren. Die belebte Innenstadt, an die sie sich erinnerte, existierte nicht mehr. Das offene Land am Flussufer war nun völlig zugebaut – einige der Gebäude schick und modern, die Fenster der Hochhausbüros beleuchtet; andere standen offenbar seit langer Zeit leer, waren heruntergekommen und verfielen. Selbst auf der Hauptstraße waren nur wenige Leute zu Fuß unterwegs und schlurften hastig an den dunklen Korridoren des Zerfalls vorbei.
Selbst im Dunklen wirkten diese beiden extremen Gesichter von Detroit schockierend, schier unglaublich. Straßenzug auf Straßenzug sah aus, als hätte der Fortschritt über dem einen Grundstück gelächelt und auf das andere gespuckt.
Sie bemerkte gar nicht, wie besorgt sie war, bis Hunter die riesige schwarze Limousine vor einem vom Mondschein erhellten Anwesen parkte, dem Dunklen Hafen, den sie einst ihr Zuhause genannt hatte.
»Mein Gott«, flüsterte sie neben ihm im Wagen, überwältigt von einer Woge der Erleichterung. »Er ist immer noch da. Ich bin endlich zu Hause …«
Aber selbst der Dunkle Hafen wirkte anders als in ihrer Erinnerung. Nervös geworden, fummelte Corinne am Verschluss ihres engen Sicherheitsgurtes herum. Hunter hatte darauf bestanden, dass sie sich während der Fahrt anschnallte, und jetzt konnte sie es kaum erwarten, das unbequeme Ding loszuwerden. Sie beugte sich nach vorn und spähte aus dem dunkel getönten Beifahrerfenster. Ihr Atem entfuhr ihr als stockender Seufzer, als sie an dem schweren schmiedeeisernen Einfahrtstor und dem Einfassungszaun vorbeisah. Als sie zum
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