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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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worden war oder von wem, hatte Victor Bishop geredet, als ob er wüsste, dass nur ein einziger Mann für ihre Gefangenschaft verantwortlich war.
    Und zwar einer, der den Leiter des Dunklen Hafens sichtlich nervös machte. Paranoid war der Begriff, der Hunter in den Sinn kam, als er sich jetzt erinnerte, wie hektisch und überstürzt Bishop den Wachen befohlen hatte, schnell die Schotten dichtzumachen und Bishops Gefährtin und Corinne ins Haus zu scheuchen. Jetzt, wo Hunter darüber nachdachte, wurde ihm klar: Victor Bishop hatte sich verhalten wie ein Mann, der sich auf eine Belagerung seines Anwesens einstellte.
    Die Frage war nur, warum?
    »Stimmt etwas nicht, Mr Smith?«
    Hunter antwortete nicht. Er trat von der Gangway herunter und stapfte davon, seine Stiefel dröhnten über den Betonboden des Hangargebäudes. Er stieg wieder in den Wagen und ließ den Motor an.
    Die schwarze Limousine erwachte heulend zum Leben, die Reifen kreischten, als er das Gaspedal durchtrat. Er würde zurückfahren, sich Victor Bishop vornehmen und herausfinden, was er zu verbergen hatte.

 
    8
    Corinne saß mit ihrer Mutter am Esszimmertisch und sah zerstreut zu, wie Tilda die letzten Servierplatten aus der Küche des Dunklen Hafens hereinbrachte. Das Essen sah wunderbar aus und duftete noch besser, aber sie hatte gar keinen Appetit. Immer wieder wanderte ihr Blick ins Foyer nebenan, zu der geschlossenen Arbeitszimmertür ihres Vaters.
    »Er ist sicher jeden Moment fertig, Liebes.« Regina, die rechts neben ihr saß, lächelte sie an. »Er will bestimmt nicht, dass wir auf ihn warten und Tildas köstliches Essen kalt werden lassen.«
    Der Stuhl ihres Vaters am Kopfende des Tisches war leer. Auch für ihn war gedeckt worden, aber der Porzellanteller und das Kristallglas waren nur aus Tradition dort; kein Stammesvampir nahm menschliche Nahrungsmittel oder Getränke zu sich. Corinne machte keine Anstalten, mit dem Essen zu beginnen. Sie starrte den leeren Mahagonistuhl an und versuchte, Victor Bishop durch reine Willenskraft von seinen Geschäften wegzuholen und ihn auf seinen Platz als Oberhaupt und Beschützer der Familie zu beamen.
    »Lass uns mit etwas Suppe anfangen«, sagte Regina und hob den Deckel von der großen Silberterrine, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand. Eine aromatische Dampfwolke stieg daraus auf. Sie senkte die Suppenkelle hinein und schöpfte Corinne ein. »Duftet das nicht köstlich? Das ist eine ganz besondere Rindfleischbouillon mit Schalotten und Waldpilzen.«
    Corinne wusste, dass ihre Mutter nur versuchte, sich um sie zu kümmern und ihr ein Gefühl von Normalität zu vermitteln in einer Situation, die alles andere als normal war. Sie sah zu, wie ihre Suppentasse aus Porzellan sich mit herzhafter Suppe und Gemüse füllte, und am liebsten hätte sie geschrien.
    Denn sie konnte jetzt einfach nichts essen. Sie konnte gar nichts tun, bis sie nicht mit ihrem Vater gesprochen und er ihr versichert hatte, dass nichts und niemand – nicht einmal ein so sadistisches Monster wie Dragos – sie von ihrem Kind fernhalten konnte. Solange sie diese Worte nicht gehört hatte und glauben konnte, dass es tatsächlich möglich war, ihren Sohn zu finden und zurückzubringen, war ihr alles egal.
    »Vielleicht sollte ich zu ihm ins Arbeitszimmer gehen und dort mit ihm reden«, sagte sie, schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    Ihre Mutter legte ihren Löffel hin und runzelte die schmalen Brauen. »Liebes, was ist los …?«
    Corinne ging aus dem Esszimmer und durch das Foyer, und ihre Nervosität wuchs.
    Als sie sich der geschlossenen Flügeltür von Victor Bishops Arbeitszimmer näherte, ertönte plötzlich von drinnen ein lautes Krachen, Glas splitterte.
    »Papa?« Corinne erschrak. Sie legte die Hand flach auf die Tür aus poliertem Holz und klopfte ein paarmal panisch an. Jetzt drangen Kampfgeräusche nach draußen – Papier, das raschelnd zu Boden fiel, und ein ersticktes Knurren. »Papa, alles okay da drin?«
    Sie drückte die Türklinke herunter. Nicht abgeschlossen, Gott sei Dank. Ihre Mutter und zwei der Wächter ihres Vaters, Mason und ein weiterer Stammesvampir, folgten ihr auf dem Fuß, als sie die Tür aufstieß und hineinging.
    Victor Bishop lag rücklings auf seinem Schreibtisch und keuchte nach Luft unter dem gnadenlosen Griff der riesigen Pranke, die sich wie ein Schraubstock um seine Kehle geschlossen hatte. Der Angreifer ihres Vaters war der Letzte auf der Welt, den wiederzusehen Corinne je erwartet

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