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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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ihr das Blut aus Kopf und Gliedern, und sie fühlte sich plötzlich so schwer, dass sie fast in die Knie sackte. Mason und der andere Wächter spannten sich merklich an, beide Männer warteten darauf, dass die Situation entweder völlig eskalierte oder sich beruhigte.
    Corinne spürte, wie ihre Mutter neben ihr heftig zu zittern begann, sie war genauso erschüttert wie sie.
    »Victor, du kannst so etwas nicht gewusst haben«, beharrte Regina. Sie hielt sich die blasse Hand vor den Mund, so zart wie ein Vogel, und ließ sie dann langsam wieder sinken. »Du hast um dieses Mädchen getrauert, als sie verschwunden war. Du warst genauso am Boden zerstört wie wir alle. Du kannst diese Gefühle nicht vorgetäuscht haben. Ich bin deine Stammesgefährtin, ich bin mit dir blutsverbunden – mir wäre doch aufgefallen, wenn du nicht aufrichtig gewesen wärst.«
    »Ja«, schaffte er zu krächzen. Corinne beobachtete, wie die Sehnen in Hunters riesiger Hand sich etwas entspannten, aber nur so, dass Bishop reden konnte. Er war immer noch gefangen, der Gnade des Kriegers immer noch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. »Ja, Regina, ich habe um sie getrauert. Ich war am Boden zerstört, dass sie fort war. Ich hätte alles getan, um meine Familie zu schützen. Und das habe ich auch. Ich habe nur versucht zu beschützen, was mir von meiner Familie geblieben war, und darum hatte ich überhaupt keine andere Wahl, als zu schweigen.«
    Corinne schloss die Augen, als ihr die volle Bedeutung dieser unerwarteten bitteren Worte aufging. Sie war sprachlos, konnte nur den Kopf heben und in die ruhigen goldenen Augen des Kriegers sehen, dessen Gesicht weder Überraschung noch Mitleid ausdrückte, nur ernste Gewissheit.
    »Ich hatte keine Wahl«, wiederholte Victor Bishop. »Ich hatte doch keine Ahnung, dass er solch einen Vergeltungsschlag gegen mich führen würde. Ihr müsst mir glauben …«
    »Victor«, keuchte ihre Mutter. »Was willst du damit sagen?«
    Seine Augen wanderten von Corinne zu seiner Stammesgefährtin, die über hundert Jahre lang Teil seines Lebens gewesen war. »Er sagte, er würde mich schon dazu bringen, ihn zu unterstützen, Regina, so oder so. Ich dachte, ich sei schlauer als er. Ich wusste doch, dass ich über die besseren Verbindungen verfügte als er. Aber das ist genau, was er von mir wollte – meine Verbindungen. Er brauchte meine Unterstützung, um schneller innerhalb der Agentur aufsteigen zu können.«
    Hunter, der immer noch seine mörderische Pranke um Bishops Kehle geschlossen hatte, stieß ein tiefes Knurren aus, als Corinnes Vater nun nach und nach sein hässliches Geständnis ablegte.
    Nein, berichtigte sie sich innerlich. Victor Bishop war nicht ihr Vater. Nicht mehr. Er war ein Fremder für sie geworden, in diesen letzten Minuten mehr als in all den Jahrzehnten, die sie fort gewesen war.
    »Als ich mich weigerte, mich seiner Sache anzuschließen, hat er mir gedroht«, sagte Bishop, seine Stimme war rau vor Verzweiflung. »Mir war nicht klar, wozu er damals schon fähig war. Mein Gott, wie hätte ich denn wissen können, dass er so weit gehen würde?«
    »Wer hat dir gedroht, Victor?«, fragte seine Stammesgefährtin. Jetzt zitterte sie nicht mehr, und ihre Stimme und ihr Auftreten waren plötzlich fest und sicher. »Wer hat uns unsere Tochter gestohlen?«
    »Gerard Starkn.«
    »Starkn, der Agenturdirektor?«, murmelte Regina. »Er ist über die Jahre mindestens ein Dutzend Mal hier gewesen, bevor und nachdem Corinne verschwunden ist. Herr im Himmel, Victor, es muss jetzt fünfzig Jahre her sein, aber ich erinnere mich, dass du eine Rede auf seinem Empfang gehalten hast, als er in den Hohen Rat der Agentur gewählt wurde. Willst du etwa sagen, dass er etwas damit zu tun hatte?«
    Corinne runzelte verwirrt die Stirn. Der unbekannte Name ließ eine wilde, verzweifelte Hoffnung in ihr aufsteigen. Vielleicht handelte es sich hier doch um einen Fehler. Wenn er nicht gewusst hatte, dass es Dragos gewesen war, der sie hatte entführen lassen, dann war Victor Bishop vielleicht doch nicht so schuldig, wie sie befürchtete.
    Aber Hunters grimmiger Blick nahm ihr sogar diese schwache Hoffnung. Er schüttelte vage den Kopf, als wüsste er, welche Richtung ihre Gedanken gerade genommen hatten. »Dragos hat viele Decknamen benutzt, diesen eingeschlossen. Gerard Starkn und Dragos sind ein und derselbe Mann.«
    Corinne sah zu Victor Bishop hinüber, suchte nach einem Funken von Ehrlichkeit in diesem Gesicht, das ihr

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