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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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wäre. Ihr brummte immer noch der Kopf von allem, was im Dunklen Hafen geschehen war, ihr Herz tat immer noch weh, es fühlte sich an wie eine klaffende Wunde.
    Sie hatte in den Schoß ihrer Familie zurückkehren wollen und war stattdessen so niederträchtig von ihr verraten worden. Und was noch schlimmer war: Ihre Hoffnungen, mithilfe von Victor Bishops Macht und Einfluss ihren verlorenen kleinen Jungen zu finden, hatten sich nun völlig zerschlagen.
    Wem sollte sie jetzt noch trauen, wenn die einzige Familie, die sie je gehabt hatte, sie wissentlich einem Monster ausliefern konnte?
    Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zusammen, als sie im dunklen Wagen saß und stumpfsinnig die im Mondlicht vorbeirasende Umgebung betrachtete, während Hunter sie durch das Labyrinth der privaten Zufahrtsstraßen des Flughafens navigierte und auf einen Komplex von gewölbten Hangargebäuden direkt neben dem öffentlichen Terminal und den Start- und Landebahnen zuhielt.
    Corinne musste die ganze Zeit an ihr Kind denken, das kostbare Baby, das Dragos ihr gleich nach seiner Geburt aus den Armen gerissen hatte. Er musste jetzt schon ein großer Junge sein – ein Teenager, der seine Mutter nie gekannt hatte.
    Dragos’ Gefangene hatten weder Kalender noch Uhren gehabt, nicht einmal den kleinsten Komfort. Wie alt ihr Kind war, hatte sie nur auf eine einzige Weise schätzen können: In Abschnitten von neun Monaten, indem sie die Schwangerschaften anderer gefangener Stammesgefährtinnen beobachtete. Seit sie ihren neugeborenen Sohn in den Armen gehalten hatte, waren bis zu ihrer Rettung vor einer Woche dreizehn Geburtszyklen vergangen.
    Trotz der entsetzlichen Art und Weise, wie es gezeugt worden war, hatte Corinne ihr Baby vom ersten Augenblick an innig geliebt. Es gehörte zu ihr, war ein unverzichtbarer Teil von ihr, egal, wie brutal es auf diese Welt gekommen war. Sie erinnerte sich daran, wie schrecklich sie den Jungen vermisst hatte. Diesen Kummer spürte sie immer noch – ihr Körper sagte ihr, dass er am Leben war, aber sie wusste nicht, wohin man ihn gebracht hatte oder was aus ihm geworden war.
    Das nagte auch jetzt noch an ihr. Wieder überkam sie dieses Gefühl abgrundtiefer Trauer, als Hunter in einem anonymen Hangargebäude parkte, wo der schnittige weiße Privatjet auf sie wartete. Er nahm sein Handy heraus und telefonierte. Seine tiefe Stimme, die sie jetzt bloß als Hintergrundgeräusch wahrnahm, war seltsam tröstlich. Ihn einfach nur reden zu hören, so stark und ruhig, und seine selbstbewusste Präsenz zu spüren, die alles in seiner Umgebung so mühelos kontrollierte, schien die anschwellende Gezeitenwelle ihrer Erinnerungen für sie irgendwie beherrschbarer zu machen.
    Sie fand Halt in seiner Stimme, als die schmerzhafte Woge der Erinnerung an ihr Baby und ihre Unfähigkeit, es festzuhalten und zu beschützen, jetzt immer weiter auf sie einströmte.
    Wenn das katastrophale Wiedersehen mit ihrer Familie heute Nacht ihr etwas gegeben hatte, um sich daran festzuhalten, dann war es ihr fester Entschluss, der umso eiserner geworden war, jetzt, wo sie erfahren hatte, wie brutal es sich anfühlen konnte, im Stich gelassen zu werden: Sie würde ihr Kind nicht aufgeben. Sie würde durch die Feuer der Hölle gehen, um es zu finden. Nicht einmal Dragos und sein dämonischer Wahnsinn würde sie davon abhalten können, ihren Sohn wiederzusehen. Sie würde nichts und niemandem erlauben, sich ihr in den Weg zu stellen.
    Hunter beendete sein kurzes Telefongespräch, stellte das Handy ab und ließ das winzige Gerät wieder in die Manteltasche gleiten.
    Sie sah zu ihm hinüber, und im dämmrig erleuchteten Wageninneren trafen sich ihre Blicke. »Alles okay bei deinen Freunden in Boston?«
    Obwohl er ihr nicht von seinem ersten Anruf im Hauptquartier des Ordens erzählt hatte, hatte Corinne genug mitgehört, um zu wissen, dass während Hunters Abwesenheit etwas Schlimmes geschehen war. Dragos’ Name war gefallen und der eines Jungen aus einem Dunklen Hafen, der durch Dragos erst kürzlich seine Familie und sein Zuhause verloren hatte. Von dem wenigen, das sie verstanden hatte, und so ausweichend und fast unfreundlich, wie Hunter sie jetzt ansah, musste es Dragos irgendwie gelungen sein, die Oberhand zu bekommen.
    »Ist es schlimm, Hunter? Sind sie in Gefahr?«
    »Wir sind mitten in einem Krieg«, antwortete er, und seine entnervend ruhige Stimme klang düster, aber nicht resigniert. »Bis Dragos tot ist, sind alle in Gefahr.«
    Er

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