Gejagte Der Dämmerung -9-
sind eine Familie. Wir werden niemandem erlauben, uns auseinanderzutreiben.«
Gideon nickte stumm und feierlich. »Ja«, sagte er schließlich und sah ihnen in die Augen. »Schön bescheuert von mir, was? Absolute Schnapsidee. Weiß auch nicht, wie mir so was einfallen konnte.«
Sie kicherten angespannt, alle drei waren sich nur allzu deutlich der Tatsache bewusst, dass die restlichen Bewohner des Hauptquartiers ihnen die Entscheidung übertragen hatten, wie es mit ihnen allen weitergehen sollte. Und ihnen blieben verdammt wenig Möglichkeiten. Dragos hatte sie jetzt in der Falle und konnte jeden Augenblick zum Angriff übergehen.
»Reichen und Claire haben Immobilien in Europa«, bemerkte Gideon. »Wobei, ideal wäre es nicht, es wäre ein Riesenaufwand, das Hauptquartier zu verlassen und ins Ausland umzuziehen, besonders so kurzfristig.«
Lucan dachte über den Vorschlag nach. »Was ist mit dem Techniklabor? Wir können es uns nicht leisten, den Druck von Dragos zu nehmen, selbst wenn wir hier ausziehen müssen. Wie schnell kannst du das alles woanders wieder aufgebaut haben?«
»Ganz übergangslos geht es nicht, es wird schon eine Unterbrechung geben«, antwortete Gideon. »Aber nichts ist unmöglich.«
»Was ist mit Tess?« Tegans Frage traf sie wie eine Keule. »Denkt ihr wirklich, sie kann in ihrem Zustand einen anstrengenden Umzug mitmachen? Und denkt ihr, Dante würde ein solches Risiko eingehen?«
Tegan schüttelte den Kopf, und Lucan wusste, dass er recht hatte. Sie konnten Tess und Dante nicht bitten, ihre Gesundheit oder die ihres Babys durch einen Umzug dieser Größenordnung aufs Spiel zu setzen.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Lucan seine Zweifel hatte, wie sinnvoll es war, das neue Hauptquartier des Ordens so weit fort von Dragos’ mutmaßlicher Kommandozentrale zu errichten. Vor Ort war es so viel leichter, den Bastard unter Druck zu setzen.
Als Lucan so hin und her überlegte, bemerkte er eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Lazaro Archer ging eben an der Glaswand des Techniklabors vorbei. Der Zivilist der Ersten Generation blieb an der Glastür stehen, hob die Hand und bat um Einlass.
Lucan sah zu Gideon hinüber. »Lass ihn rein.«
Gideon lehnte sich zu seiner Computerkonsole hinüber und drückte auf einen Knopf. Die Glastür des Techniklabors glitt mit einem leisen hydraulischen Zischen auf.
Lazaro Archer trat ein, zwei Meter groß und respekteinflößend. Seine Gen-Eins-Gene verliehen ihm das Aussehen eines Kriegers, auch wenn er die neunhundert Jahre seines Lebens fernab von Kampf und Blutvergießen verbracht hatte.
Bis Dragos Archers Familie ins Visier genommen und ausgelöscht hatte.
»Wie geht es Kellan?«, fragte Lucan den Stammesältesten, dem die schrecklichen Belastungen der letzten Zeit mittlerweile anzusehen waren.
»Jede Stunde besser«, antwortete Archer. »Dieses Ortungsgerät war offenbar der Grund, dass es ihm so schlecht ging. Der Junge ist zäh, er schafft das schon, da habe ich keine Zweifel.«
Lucan nickte ihm langsam zu. »Das freut mich für euch beide, Lazaro. Es tut mir unendlich leid, dass deine Familie zwischen die Fronten unseres Krieges mit Dragos geriet. Du hast nicht darum gebeten und hast weiß Gott nicht verdient, was man dir angetan hat.«
Archers dunkle Augen wurden etwas lebhafter, als er auf den Tisch zuging, um sich zu den Kriegern zu gesellen. Sein Blick fiel auf die ausgerollten Pläne, dann sah er wieder zu Lucan auf. »Weißt du noch, was ich in der Nacht zu dir gesagt habe, als mein Dunkler Hafen in Schutt und Asche gelegt wurde und mein einziger Sohn Christophe neben mir im Wagen erschossen wurde, wo wir auf Kellans Rettung warteten? Ich habe dir etwas versprochen.«
Lucan erinnerte sich nur allzu gut daran. »Du hast mir gesagt, dass du uns helfen willst, Dragos zu vernichten. Du hast uns deine Hilfe angeboten.«
»Ganz genau«, antwortete Archer. »Was immer ihr braucht, gehört euch. Der Orden hat meinen Respekt und meine ganze Loyalität, Lucan. Und besonders jetzt, nachdem das heute mit Kellan passiert ist. Mein Gott, wenn ich daran denke, dass ihr alle jetzt in viel größerer Gefahr seid, einfach nur, weil ihr uns geholfen habt …«
»Lass das«, unterbrach ihn Lucan. »Niemand macht euch einen Vorwurf, weder dir noch dem Jungen. Dragos hat euch benutzt. Er wird bezahlen für alles, was er getan hat.«
»Ich will helfen«, sagte Archer wieder. »Ein paar von den Frauen haben mir gesagt, dass ihr eben darüber
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