Gejagte Der Dämmerung -9-
die Faust ins Kinn und genoss das scharfe Knacken von splitternden Knochen.
Einer von Murdocks Jagdgefährten bemerkte den Angriff. Er ließ den Menschen fallen, den er gefangen hatte, und sprang Chase auf den Rücken. Chase bäumte sich auf und warf ihn ab, der Vampir wurde heftig gegen einen nahe gelegenen Baum geschleudert.
Murdock begann ihn abzuschütteln und wäre fast entkommen. Aber bevor er die Chance bekam, hob Chase einen schweren Eichenast vom Boden auf und knallte ihn Murdock gegen die Kniescheibe. Er heulte vor Schmerzen auf, rollte zur Seite und hielt sich sein zerschmettertes Knie, während Chase seine Aufmerksamkeit dem anderen Vampir zuwandte, der ihn durch gebleckte, blutverschmierte Fänge anfauchte und wieder zum Angriff überging.
Chase wirbelte vom Boden auf, den harten Eichenast fest in der Hand gepackt, gerade als Murdocks Gefährte sich auf ihn stürzte. Chase stieß den spitzen Ast mit einer raschen, wütenden Bewegung nach vorne und rammte ihn dem Bastard durch Fleisch und Brustbein mitten ins Herz.
Die beiden übrigen Blutclubber verloren offensichtlich das Interesse an ihrem Sport, als einer ihrer Leute tot zusammenbrach und aus seiner klaffenden Brustwunde ein Blutschwall schoss, während ein weiterer sich im gefrorenen Unterholz in Qualen wand. Sie erstarrten mitten in der Bewegung, ihre Klauen lösten sich von ihrer Beute, und die entsetzten Menschen konnten entkommen.
Chase fuhr zu ihnen herum, seine Augen schossen wütende bernsteinfarbene Lichtstrahlen in die dunklen Wälder, und er hielt seine blutige Waffe fest in der Hand gepackt, bereit, sich die beiden übrigen Gesetzesbrecher auch noch vorzunehmen.
Ohne ein einziges Wort stoben die Agenten in entgegengesetzte Richtungen davon und verschwanden in der Nacht.
Stille senkte sich wieder über die Wälder, nur noch Murdocks qualvolles Stöhnen war zu hören.
Chase atmete die klare Nachtluft ein. Langsam drangen sein Intellekt und Verstand durch den dunklen Nebel seiner Wut und den brennenden Durst, der ihn immer noch in den Klauen hielt. Die Situation, in der er sich wiederfand, war alles andere als ideal. Ein toter Agent blutete auf dem Boden aus. Zwei weitere waren entkommen, die ihn garantiert identifizieren und behaupten würden, er hätte sie grundlos angegriffen. Bei seinem Ruf in letzter Zeit würde ihm kaum jemand glauben, wenn er sagte, dass er zufällig auf eine illegale Menschenjagd gestoßen war und nur getan hatte, was nötig war, um sie zu beenden.
Und dann war da noch das Problem der geflüchteten Menschen. Er wusste so gut wie jeder Angehörige seiner Spezies, wie gefährlich es war, Menschen zurück zur Bevölkerung zu lassen, ohne vorher ihre Erinnerungen an den Stamm zu löschen. Der Stamm hatte sich jahrhundertelang äußerst vorsichtig verhalten, aber mit ihrer friedlichen Koexistenz konnte es schlagartig vorbei sein, wenn nur genug hysterische Menschen »Vampir« schrien.
Chase fauchte, hin- und hergerissen zwischen der Verantwortung für seine Spezies und dem tieferen, persönlicheren Bedürfnis, Murdock Informationen über Dragos zu entreißen.
Er wusste, was er tun musste. Er trat einen Schritt von Murdock weg, um die geflohenen Menschen zu verfolgen und die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Da ertönten in der Ferne Sirenen und wurden jede Sekunde lauter. Das ließ ihn innehalten. Es konnte schon zu spät sein.
Wütend starrte er auf Murdock hinunter.
Mit einem gemurmelten Fluch wuchtete er sich den verletzten Vampir auf die Schulter und raste mit ihm ins Dickicht davon.
Im Tank des lilafarbenen Zuhälterschlittens war genug Benzin für eine Fahrt ins Umland. So weit entfernt von New Orleans’ belebter Innenstadt gab es nur noch vereinzelt kleine Häuser, viele waren immer noch beschädigt oder aufgegeben nach dem Wüten des Hurrikans, der vor Jahren hier hindurchgefegt war.
Beim Fahren behielt Hunter wachsam den östlichen Horizont im Blick, wo das tiefe dunkle Mitternachtsblau nach und nach den Pastelltönen der Morgendämmerung wich. Bald schon würde die Sonne aufgehen. Er sah zu Corinne hinüber, die schweigend auf dem Beifahrersitz saß. Ihre aufgeplatzte Lippe war angeschwollen. Sie hielt die Augen auf die leere Straße vor ihnen gerichtet und schien erschöpft, ihre zarten Schultern zitterten, er wusste nicht, ob vor Schock oder vor Kälte.
»Wir halten bald«, sagte er. »Du musst dich erholen, und die Dämmerung kommt.«
Sie nickte vage, fast unmerklich. Dann holte sie
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