Gejagte Der Dämmerung -9-
hatte. Als er sich wieder dem Killer zuwandte, der halb bewusstlos unter ihm auf dem Boden lag, bewegte er sich präzise und zielstrebig. Er nahm dem Angreifer die Waffe aus der schlaffen Hand und stand auf. Dann setzte er sich rittlings auf den riesigen schwarz gekleideten Körper und richtete die Mündung der Waffe auf den kahl rasierten, glyphen bedeckten Schädel.
Nein, das tat er nicht, bemerkte Corinne jetzt.
Er zielte nicht auf den Kopf des Killers, sondern auf den seltsamen Ring aus einem harten schwarzen Material, den er wie eine Art Kragen um den Hals trug.
Selbst von hier oben konnte sie sehen, dass die Augen des Killers sich vor Angst weiteten, als Hunter die Waffe auf den dicken Ring senkte. Jetzt endlich hatte er erkannt, dass er verloren hatte.
Hunter feuerte.
Auf den Schuss folgte ein so gleißender Lichtblitz, dass Corinne die Augen abschirmen musste. Einen Augenblick später verlosch er, und von der Stelle, wo der Killer lag, stieg dünner Rauch auf. Sein riesenhafter Körper lag leblos auf dem Betonboden, sein Kopf säuberlich abgetrennt daneben.
»Oh mein Gott«, flüsterte sie, unsicher, was sie da eben mit angesehen hatte.
Hunter kam hinter der Gangway hervor, als sie auf der untersten Stufe angekommen war. »Bist du in Ordnung?«
Sie nickte, dann schüttelte sie schwach den Kopf, versuchte zu verstehen, was hier soeben geschehen war. »Wie hast du … was hast du mit ihm gemacht?«
Er war schon wieder stoisch geworden, aber beim Anblick ihrer aufgeplatzten Lippe blitzten in seinen Augen einige bernsteinfarbene Lichtfunken auf. Hunter führte sie von dem Gemetzel auf dem Boden fort, dann ging er noch mal zurück und zog den dicken schwarzen Ring vom verkohlten Hals des Killers. »Die Piloten waren tot, noch bevor wir angekommen sind. Dragos muss seine Leute in der ganzen Stadt haben, und er wird uns mehr von dieser Sorte hinterherschicken. Wir müssen hier weg.«
Er führte sie von der Leiche fort, und sie warf einen ungläubigen Blick zurück über die Schulter. »Willst du ihn einfach so liegen lassen?«
Hunter nickte grimmig. »Die Hangartore stehen auf. Wenn der Morgen kommt, brennt die Sonne ihn weg.«
»Und wenn nicht?«, drängte sie. »Was, wenn Dragos oder seine Männer zuerst hier sind und sehen, was du getan hast? Was, wenn sie dich verfolgen?«
»Dann wissen sie, was sie erwartet, wenn sie es versuchen.« Er hielt ihr die Hand hin, die Handfläche nach oben, wartete darauf, dass sie sie nahm. »Lass uns hier verschwinden, Corinne.«
Sie zögerte, unsicher geworden. Aber dann schob sie ihre Hand in seine und ließ sich von ihm von dem Gemetzel wegführen.
17
Die Menschenfrau schrie auf, als sie Chase hinter der riesigen Eiche auftauchen sah. Ihr Gesicht war in den bernsteinfarbenen Schein seiner transformierten Augen getaucht, und sie stieß einen weiteren markerschütternden Schrei aus und versuchte, ihm auszuweichen.
Er hätte sie leicht erlegen können.
Das hätte er vielleicht auch getan, aber im nächsten Augenblick erdröhnten die dunklen Wälder vom Ansturm des Blutclubs auf der Jagd nach der fliehenden Beute. Ein Vampir sprang mit einem gewaltigen Satz aus der Luft und stürzte sich auf einen der rennenden Männer. Als er seiner Beute die Fänge in den Hals schlug, kamen drei weitere Stammesvampire mit großer Geschwindigkeit aus den Schatten gerast und stürzten sich auf die entsetzten Menschen wie ein sabberndes Wolfsrudel.
Da entdeckte Chase ein bekanntes Gesicht.
Murdock.
Der Dreckskerl.
In seiner Zeit bei der Agentur hatte Chase genug Gerüchte über seine perversen Neigungen gehört, also hätte es ihn nicht überraschen sollen, dass Murdock jetzt aus der Dunkelheit hervorbrach und sich den kleinen Jungen im blutigen Hemd schnappte.
Aber es überraschte Chase doch. Es lenkte seine Aufmerksamkeit von seinem eigenen Blutdurst effektiver ab als eine Dosis praller Mittagssonne. Es machte ihn wütend, Murdock jetzt nach der Schlägerei vor einigen Nächten in Chinatown wiederzusehen – was sich anfühlte, als sei es schon hundert Jahre her.
Und es stieß ihn ab, wie Murdock das Kind zu Boden warf und es mit der Faust am Haar packte, um den zarten Hals in eine bessere Trinkposition zu bringen.
Mit einem wilden Aufbrüllen stürzte sich Chase auf den Vampir.
Er stieß Murdock von dem strampelnden, weinenden Jungen herunter. Während der Kleine panisch das Weite suchte, rollte Chase mit Murdock in das schneebedeckte Brombeergestrüpp, stieß ihm
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