Gejagte Der Dämmerung -9-
Meinung und seine ganze Existenz waren nicht von Bedeutung. »Dragos plant einen Angriffsschlag gegen den Orden. Du wirst mir sagen, wann, wo und wie er ausgeführt werden soll.«
Vachon starrte ihn nur an, ein beunruhigendes Glitzern lag in seinen dunklen Augen. »Hast du sie gefickt, Killer? Oder würdest du nur gern?«
»Es wurde ein Sender in den Magen eines Zivilisten eingeführt«, fuhr Hunter fort und ignorierte die Bemerkung, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen. »Wenn Dragos diesen Sender benutzen will, um das Hauptquartier des Ordens zu orten, hat er vor, es zu stürmen, oder plant er gleich einen Vernichtungsschlag?«
»Die Kleine ist schon ’ne scharfe Nummer«, schnurrte Vachon. »Glaub mir, ich weiß, wie so eine Frau einem Mann den Kopf verdreht, dass er vergisst, wer und was er wirklich ist. Wie viel Disziplin es braucht, um so einer heißen, engen Muschi zu widerstehen …«
»Rede nicht von ihr«, fuhr Hunter ihn an, verblüfft, wie wütend er wurde, als er dieses Stück Scheiße so obszön über Corinne sprechen hörte. Seine Augen brannten heiß und bernsteinfarben in seinem Schädel, und als er zu reden versuchte, merkte er überrascht, dass seine Fänge voll ausgefahren waren und ihre rasiermesserscharfen Spitzen sich in seine Zunge bohrten. In mörderischer Wut starrte er Henry Vachon an. »Du Abschaum stehst zu tief unter ihr, um ihren Namen auch nur zu erwähnen.«
»Unter ihr?« Hunter gefiel das amüsierte Kichern gar nicht, das zwischen Henry Vachons schmalen Lippen hervordrang. »Ich war nicht unter ihr, ich hatte sie von vorne und von hinten, und das nicht nur einmal. Dragos und ich haben uns abgewechselt, als wir sie uns damals aus diesem Club in Detroit geholt haben. Temperamentvolles kleines Miststück. Sie hat gekämpft wie eine Furie, und das noch Jahre, nachdem er sie zu den anderen gesperrt hat. Genützt hat es ihr wenig.«
Damit war es um den letzten Rest von Hunters Selbstbeherrschung geschehen. Er sprang Henry Vachon an und warf ihn so heftig gegen die Wand, dass von der Wucht des Aufpralls der glänzende Marmor sprang. In diesem Augenblick merkte er gar nicht, wie blind vor Hass er war, wie verloren an die Explosion seiner Wut, bis er Blut auf der Zunge schmeckte und sah, dass er Vachon seine Fänge und Zähne in den Hals geschlagen hatte.
Mit einem wilden Schrei biss Hunter zu, durch Sehnen und tief in das empfindliche Fleisch. Er riss dem Vampir die Kehle auf und brachte seine schreckliche Stimme für immer zum Schweigen.
Überall war Blut – in seinen Augen und seinem Haar, es rann ihm übers Kinn und lief ihm wie bitteres Gift die Speiseröhre hinunter.
Er starrte auf das Gemetzel hinunter, auf Vachons übel zugerichteten, zuckenden, verendenden Körper, den er immer noch in seinen blutigen Händen gepackt hielt. Und eine Sekunde lang wurde ihm seltsam schwindelig. Vor seinem inneren Auge blitzten Bilder auf.
Vachon, der sich Corinnes langes dunkles Haar um die Faust gewickelt hatte und sie niederhielt, während er sie vergewaltigte. Es war so deutlich, so gottverdammt realistisch.
Wut brandete in Hunter auf. Er warf den Kopf zurück und heulte, während sich immer neue Bilder vor sein inneres Auge drängten: Vachon und Dragos, wie sie den Ältesten beobachteten, der gefesselt und betäubt auf einem langen Labortisch lag, und unweit davon war ein Käfig mit etwa zwei Dutzend Frauen. Die eingesperrten Stammesgefährtinnen schrien und weinten, als ein Lakai eine von ihnen herauszerrte und zum Tisch führte wie ein Opferlamm zum Altar.
Hunter stöhnte, ganz elend bei der Erkenntnis, was er da eben mit ansah.
Aber wie war das möglich?
Wieder sah er ein Bild vor sich. Dieses Mal war es Vachon, der im Schutz der dunklen Nacht die Verladung von schwerer Laborausrüstung in mehrere riesige Fernlaster überwachte. Zahllose Kisten wurden in die wartenden LKWs verladen, und Dragos stand dabei, kontrollierte den Vorgang und nickte zufrieden.
Verdammt noch mal
Das waren Vachons Erinnerungen.
Die in seinem Blut gespeichert waren.
Hunter hatte seinen widerlichen Geschmack immer noch auf der Zunge. Jetzt spürte er, wie seine Gabe zum Leben erwachte und sich ihm zum allerersten Mal in seinem Leben offenbarte: Er konnte die in ihrem Blut gespeicherten Erinnerungen anderer Stammesvampire sehen.
Herr im Himmel.
War das etwa seine Gabe, von der er sein ganzes Leben lang nichts gewusst hatte? Bei dieser Gewissheit wurde ihm ganz elend.
Er wollte den bitteren
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