Gejagte Der Dämmerung -9-
Henry Vachon einen fürstlichen Lebensstil pflegte. Sein Anwesen war groß genug für ein Dutzend Leute, wurde aber nur von ihm und einem kleinen Wachtrupp gewöhnlicher Stammesvampire bewohnt. Hunter pirschte sich an die hintere Seite des Hauses heran und reduzierte ihre Zahl um drei, indem er den an der Tür postierten Männern effizient die Kehlen durchschnitt.
Er schlich sich in das ehemalige Dienstbotenquartier und ging dann rasch und geräuschlos die Treppe in den ersten Stock des Anwesens hinauf.
Oben erwartete ihn ein Gen-Eins-Killer. Hunter hatte die Klinge immer noch in der Hand und warf sie, aber der andere Mann war genauso gut ausgebildet wie er. Instinktiv spürte er den Angriff kommen, und er schlug reflexartig den Dolch zur Seite. Hunter stemmte sich mit beiden Händen seitlich an die Treppenwand und holte zu einem Tritt aus, als sich sein Gegner eben auf ihn stürzen wollte.
Sie prallten im Flug zusammen, landeten hart auf der Treppe und rollten ein paar Stufen hinunter, bis Hunter es schaffte, die Oberhand zu bekommen. Er hatte noch eine Klinge in seinem Waffengürtel, jetzt zog er sie und schlitzte dem Gen Eins mit einer raschen Handbewegung den Hals auf, schnitt durch schwarze Nylonkampfmontur, Haut, Muskeln und Knochen. Der Killer sank zusammen und blutete auf der Treppe aus. Hunter stand wieder auf und stieg zum Wohnbereich des Hauses im ersten Stock hinauf.
Hinter einer geschlossenen Tür am Ende des Flurs hörte er eine Bewegung, er stapfte auf die Tür zu und trat sie aus den Angeln. Als die Holzsplitter auf den eleganten Teppich eines luxuriösen Schlafzimmers hinabregneten, sah er im Augenwinkel eine Gestalt hastig im Badezimmer nebenan verschwinden. Im nächsten Sekundenbruchteil war Hunter ihr gefolgt.
Henry Vachon kauerte auf dem Marmorboden zwischen dem vergoldeten Toilettensitz und der tiefen, in den Boden eingelassenen Badewanne. Er hatte ein Handy in der Hand und tippte hektisch in die winzige Tastatur. Hunter hob die Faust, ließ die blutige Klinge fliegen und trennte ihm einen Finger ab.
Der Vampir zischte auf vor Schmerzen, die Augen panisch vor Überraschung und Angst. Das Handy glitt ihm aus der Hand und zersprang auf dem harten, glänzenden Steinboden.
»Was zur Hölle suchst du hier?«, fragte Vachon schrill. »Was willst du von mir?«
Hunter legte den Kopf schief. »Das dürftest du doch wissen. Ich will Informationen.«
»Du bist ein Idiot, wenn du denkst, dass ich dir irgendetwas sage«, konterte Vachon und umklammerte schützend seine verstümmelte Hand. Auf seinem weißen Seidenhemd breitete sich ein Blutfleck aus wie eine aufblühende Blume, und auch seine maßgeschneiderte graue Hose hatte schon Blutflecken. »Solche wie du können meine Loyalität nicht brechen. Die nehme ich mit mir ins Grab.«
Hunter trat einen Schritt näher, von der Herausforderung völlig unbeeindruckt. »Ich kann dir auf über hundert Arten maximalen Schmerz zufügen, ohne dich zu töten. Und ich kenne hundert weitere, die dich dazu bringen werden, um den Tod zu betteln. Eine davon wird dir schon die Zunge lösen.«
Vachon stand unbeholfen in der Ecke auf, seine Socken waren blutgetränkt und der Marmorboden spiegelglatt. »Ist der Orden den Preis wert, den du dafür bezahlen wirst, dir Dragos zum Gegner zu machen? Du machst dich zur Zielscheibe, wenn du den verrätst, der dich geschaffen hat, Killer.«
Hunter schüttelte den Kopf. »Dragos hat gar nichts erschaffen. Er ist ein Zerstörer und Feigling und wahnsinnig außerdem. Er ermordet Unschuldige und foltert hilflose Frauen und Kinder. Dragos und alle seine Anhänger werden schon sehr bald tot sein. Und was dich angeht, Henry Vachon, wird es mir ein Vergnügen sein, dich mit eigenen Händen ins Jenseits zu befördern.«
Die Miene des Mannes veränderte sich ein wenig, zwischen seinen Brauen bildete sich eine steile Falte. »Mich? Was habe ich dir getan?«
»Nicht mir, sondern ihr«, antwortete Hunter und fand es seltsam schwer, die Wut aus seiner Stimme herauszuhalten.
»Der kleinen Bishop?« Vachon wirkte ehrlich erstaunt, aber nur einen Augenblick. Dann verzog er die Lippen zu einem obszönen Lächeln. »Ach ja. Die gefällt dir wohl, was? Der würdest du wohl gern an die Wäsche? Ja, da muss ein Mann schon blind sein, um das nicht zu wollen. Sogar so einer wie du, der als Maschine erzogen wurde.«
In Hunter flackerte heiße Wut auf, aber er schluckte den Köder nicht. Sollte Vachon nur von ihm denken, was er wollte; seine
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