Gejagte Der Dämmerung -9-
haben, um irgendwie an das Hauptquartier des Ordens heranzukommen? Und um was zu tun? Die Möglichkeiten waren endlos, und jede einzelne fuhr ihm wie ein eiserner Spieß in den Magen.
Chase musste sich konzentrieren, um seine Aufmerksamkeit wieder dem Verhör zuzuwenden. »Was weißt du noch über seine Pläne?«
»Das ist alles. Mehr weiß ich nicht.«
Chase warf dem Vampir einen schmalen Blick zu, seine Wut und sein Argwohn flackerten wieder auf, und er schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir nicht. Vielleicht muss ich dir doch noch etwas auf die Sprünge helfen.«
Wieder rammte er Murdock die Faust gegen den Kopf. Dem platzte die Wange auf, und bei dem Anblick und dem Geruch von noch mehr Blut konnte Chase ein tierhaftes Knurren nicht unterdrücken.
»Rede endlich, verdammt«, zischte er, und der letzte Rest seiner Menschlichkeit wurde von der Bestie in ihm verschlungen. »Ich frag dich zum allerletzten Mal.«
Jetzt endlich wirkte Murdock überzeugt. Er hustete, ein nasses, gebrochenes Geräusch. »Dragos unterwandert die Exekutivbehörden der Menschen. Er hat jede Menge Lakaien bei der Polizei untergebracht, die für ihn Augen und Ohren offen halten. Und in letzter Zeit spricht er viel von einem Politiker – diesem neuen Senator, der vor Kurzem gewählt wurde.«
Die Politik der Menschen war Chase schon lange herzlich gleichgültig, aber selbst er hatte schon von dem vielversprechenden jungen Cambridge-Absolventen gehört, der für einen schnellen Aufstieg in die Bundespolitik bestimmt schien. »Wie kommt der hier ins Spiel?«, fragte Chase.
»Da musst du schon Dragos fragen«, nuschelte Murdock durch seine aufgeplatzte Lippe und den anschwellenden Kiefer. »Was immer er plant, dieser Clarence dürfte eine wesentliche Rolle spielen.«
Chase dachte einen Augenblick darüber nach, dann starrte er den Agenten voll Verachtung an. »Bist du sicher, dass das alles ist, was du mir sagen kannst? Ich erfahre nicht noch was Interessanteres, wenn ich dir auf der anderen Seite auch noch ein Loch in deinen kranken Schädel prügle?«
»Ich habe dir alles gesagt. Ich weiß nicht mehr, ich gebe dir mein Ehrenwort.«
»Dein Ehrenwort«, murmelte Chase leise. »Denkst du im Ernst, ich geb einen Scheiß auf das Ehrenwort eines pädophilen Blutclubbers, der sich mit krankem Abschaum wie Dragos gegen seine eigene Spezies verschworen hat?«
In Murdocks Augen trat ein wachsamer, besorgter Glanz. Sein starker Südstaatenakzent wurde noch verstärkt vom Blut, das ihm aus dem Mundwinkel rann. »Du hast gesagt, du willst Informationen, und ich hab sie dir gegeben. Fair ist fair, Chase. Mach mich los. Lass mich gehen.«
Chase lächelte, ehrlich belustigt. »Dich laufen lassen? Aber nicht doch. Für dich ist es hier zu Ende. Die Welt wird ein viel besserer Ort sein ohne solche wie dich.«
Murdock antwortete mit einem panischen Kichern, als wäre ihm klar geworden, dass er keine Hoffnung hatte, hier lebend herauszukommen. »Oh, das ist ein starkes Stück, Sterling Chase. Deine Selbstgerechtigkeit kennt keine Grenzen, was? Die Welt wird ein besserer Ort ohne mich darin. Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut, mein Alter? Ich mag ja sein, was du mich genannt hast, aber du selbst bist auch nicht besser.«
»Fresse«, knurrte Chase.
»Denkst du, mir ist nicht aufgefallen, dass deine Augen die reinsten Hochöfen sind? Und deine Fänge sind inzwischen ständig ausgefahren, hab ich recht?«
»Ich hab gesagt, du sollst deine Fresse halten, Murdock.«
Aber er tat es nicht. Verdammt, der Kerl hielt einfach nicht sein Maul. »Wie tief kann so ein Junkie wie du sinken? Du bist doch kurz davor, hier auf alle viere zu gehen und mein Blut von diesem zugekackten Betonboden aufzuschlabbern. Wenn deine selbstgerechten Kumpels vom Orden dich so sehen könnten – ein Rogue, wie er im Buche steht. Tu der Welt einen Gefallen und befreie sie von dir.«
Das war mehr, als Chase tolerieren konnte. Er konnte es nicht ertragen, die Wahrheit zu hören, schon gar nicht von Abschaum wie Murdock. Er schmetterte dem Vampir seine kettenbewehrte Faust ins Gesicht und brachte seinen Körper an der Kette zum Schwingen. Dann riss er Murdock zurück und drosch so lange gnadenlos auf ihn ein, bis sein Gesicht zu einer blutigen Masse geworden war.
Bis Murdocks Körper leblos herabhing und er seine schreckliche Stimme für immer zum Schweigen gebracht hatte.
Chase ließ die Kette von seiner pulsierenden Faust fallen, dann löste er die Kette, an der
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