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Gejagte der Nacht

Gejagte der Nacht

Titel: Gejagte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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immer gewusst hatte, dass er es sich selbst gestattete, in den bösen Versuchungen zu schwelgen, die der Fürst der Finsternis ihm bot, weil dies der einzige Weg war, sein schwindendes Ehrgefühl zu ignorieren.
    Aber es gab keine Entschuldigung.
    Keine einzige.
    »Ja«, gestand er düster.
    Die blauen Augen verengten sich. Es war für den Fürsten der Finsternis ein Kinderspiel, Gaius’ intensive Reue wahrzunehmen. »Wirklich, Gaius, du erweist dich als ernsthafte Enttäuschung«, fuhr die Frau ihn an und attackierte ihn mit ihrer Macht wie mit tausend Messern. Erst als Blut aus seinen Wunden tropfte und seine Knie kaum noch imstande waren, das Gewicht seines Körpers zu tragen, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Elfe zu, die in ihrer Hand baumelte. »Aber das spielt keine Rolle. Sehr bald werde ich in der Lage sein, mir meine Gläubigen aussuchen zu können.«
    Den Göttern sei Dank, frohlockte Gaius insgeheim. Je schneller dieses Miststück seine Gläubigen hatte, desto eher würde es seinem Leiden ein Ende setzen.
    Seine düsteren Gedanken wurden durch den unverkennbaren Geruch nach Vampir unterbrochen. Er witterte und bemerkte, dass der Geruch von Kostas stammte.
    »Sie riecht nach Kostas«, murmelte er verwirrt.
    »Ja.« Die Göttin lächelte so grausam wie befriedigt. »Er war so freundlich, sie an seinem Altar warten zu lassen.«
    »Und Kostas?« Er blickte über ihre Schulter, sah aber nichts außer waberndem Nebel. »Ist er hier?«
    »Selbstverständlich nicht. Kostas verwendete seine Talente darauf, das Kind zu entführen. Er wurde nicht länger benötigt.« Der Fürst der Finsternis runzelte die Stirn, als Gaius in ein durchdringendes Gelächter ausbrach. »Was ist daran so amüsant?«
    Gaius schüttelte den Kopf, nicht imstande, um den arroganten Vampir zu trauern. Immerhin hatte er den Dreckskerl gewarnt, oder nicht? »Nichts.«
    Der Fürst der Finsternis durchbohrte ihn mit einem argwöhnischen Blick, bevor er mit einer Handbewegung den Nebel teilte, sodass das Baby zum Vorschein kam, das er dort versteckt gehalten hatte.
    »Bringe mir das Kind«, befahl die Frau.
    Widerstrebend schritt Gaius zu Maluhia und nahm ihn auf die Arme. In seiner Brust spürte er einen seltsamen Schmerz, als er in die großen blauen Augen blickte.
    Unschuldig. Das Kind war so furchtbar unschuldig.
    »Er ist wach«, sagte er mit zitternder Stimme. Eine warnende, prickelnde Hitze bildete sich auf seiner Haut.
    »Denke nicht einmal daran, irgendetwas Törichtes zu unternehmen.«
    Gaius verzog die Lippen. Etwas Törichtes hatte er bereits unternommen. Wie sonst sollte man es nennen, wenn man der Prophetin und ihrem Beschützer die Flucht ermöglichte?
    Es hatte auch nicht besser funktioniert als sein blinder Glaube an das Böse.
    »Ich habe mein Schicksal akzeptiert«, versicherte er dem Fürsten der Finsternis und trat direkt vor ihn.
    »Ich ebenfalls«, murmelte dieser und riss der Elfe beiläufig die Kehle heraus. Das Miststück kicherte vor Vergnügen, als das Blut sich über sie beide ergoss. Es war ein grauenhaftes Geräusch. Erneut waren die Augen der Frau von einem blutroten Feuer erfüllt. »Und es wird glorreich sein.«
    Gaius taumelte zurück, als der Fürst der Finsternis die tote Elfe fallen ließ und nach dem Säugling griff. Abrupt verdichtete sich der Nebel ringsherum.
    Eine erstickende Macht knisterte im Nebel, und Gaius stöhnte auf. Allein schon die Luft zermalmte ihn unter ihrem ungeheuren Gewicht.
    Er überlegte, ob er fliehen sollte, doch wohin sollte er gehen? Und was geschähe, wenn der Fürst der Finsternis nach ihm suchte?
    Er hatte sich bereits genügend Bestrafungen für ein ganzes Leben erworben.
    Außerdem riss ihn vielleicht der Rückstoß ihrer Verwandlung entzwei, wenn er in ihrer Nähe blieb. Das war alles in allem keine so schlechte Art zu sterben.
    Dieser düstere Gedanke war ihm gerade erst gekommen, als er plötzlich den Eindruck hatte, dass etwas unter seinen Füßen erzitterte.
    Er sah irritiert nach unten. Was war das? Ein Erdbeben? Ein Tsunami?
    Oder stand tatsächlich das Gefüge der Erde kurz davor, auseinandergerissen zu werden?
    An diesem Punkt konnte ihn nichts mehr überraschen.
    Zumindest war er so arrogant, das zu glauben.
    Bis ein blendender Lichtblitz den Nebel durchdrang, der den Fürsten der Finsternis umgab.
    Gaius fauchte und riss den Arm nach oben, um seine Augen zu schützen. Es fühlte sich an, als befände er sich mitten in einer Atombombenexplosion. Nein,

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