Gejagte der Nacht
war wie er, schob die Frau eher verwirrt als angstvoll beiseite. Für ihren Beschützer jedoch spielte es keine Rolle, was Sally zu tun versuchte. Nachdem er den bewusstlosen Dolf auf Ingrid geworfen hatte, wandte Caine seine unerbittliche Aufmerksamkeit der Hexe zu.
Sally kreischte, als seine blutigen Fänge direkt nach ihrem Gesicht schnappten, und sie raste in einem Tempo aus der Zelle, das beträchtlich höher war als die Geschwindigkeit, mit der sie hineingegangen war.
Es gab nichts Besseres als einen Werwolf, der einem den Kopf abzubeißen versuchte, um den Schritten einer Person mehr Schwung zu verleihen.
Sie ging direkt auf ihn zu und fuchtelte mit der zur Faust geschlossenen Hand in der Luft herum. »Holt uns hier raus!«
Gaius blickte sie finster an und hoffte insgeheim, dass der tollwütige Werwolf es schaffte, ihr den Todesstoß zu versetzen.
Natürlich blieb ihm dieses Glück verwehrt.
Das Tier, das eindeutig verwundet war, weigerte sich, seinem Blutdurst nachzugeben. Stattdessen blieb es in der Türöffnung stehen und beschützte seine Begleiterin, statt seinen primitiven Instinkten zu folgen.
Gaius fluchte resigniert und trat zu den verstümmelten Wolfstölen, die ordentlich neben dem Regal aufgestapelt lagen. Dann schlang er seine Finger um das Medaillon, das an einer Kette um seinen Hals hing, und wartete, bis Sally ihn erreichte, bevor er ein Zauberwort sprach und sie in Nebel hüllte.
Diese Angelegenheit war von Anfang bis Ende ein spektakulärer Fehlschlag gewesen.
Caine hatte seinen Kampf mit den beiden Wolfstölen noch lebhaft in Erinnerung. Den Geschmack ihres Blutes, als er Fellstücke und Fleisch herausgerissen hatte. Und den Geruch ihrer wachsenden Verzweiflung.
Aber es war ihm nicht gelungen zu vermeiden, dass er selbst Schaden nahm. Und obwohl keine seiner Wunden lebensgefährlich war, strömte aus ihnen allen Blut, und zwar in einem solchen Tempo, dass es ihm schnell seine Kräfte raubte.
Verbissen ignorierte er seine wachsende Schwäche, und er schaffte es, die menschliche Hexe zu vertreiben, bevor seine Beine unter ihm zusammenbrachen. Sein Kopf schlug mit genügend Wucht auf den Boden, um ihn für kurze Zeit außer Gefecht zu setzen. Als es ihm endlich gelang, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, erkannte er, dass er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte und Kassie neben seinem nackten Körper kniete.
»Caine.« Zärtlich strich sie ihm das Haar aus der verschwitzten Stirn. »Wir müssen von hier verschwinden.«
»Ja.« Seine Stimme klang rau, aber er fühlte, dass die meisten seiner Wunden sich während seiner Verwandlung geschlossen hatten. Leider würde es einige Zeit dauern, bis sie vollständig verheilt waren. Er war sich nicht sicher, ob sie so viel Zeit hatten.
»Lass mich dir helfen«, sagte Kassandra und schob ihre Arme unter seinen Körper, als er mühsam aufstand.
»Was ist mit dem Vampir?«, fragte er krächzend und suchte mit seinem verschwommenen Blick den anscheinend leeren Keller ab.
»Er ist verschwunden.«
Widerstrebend ließ er sich von Kassandra überreden, sich schwer auf sie zu stützen, als sie auf den Tunnel zustolperten. Bei ihrer ungenauen Antwort runzelte er irritiert die Stirn. »In welche Richtung ist er gegangen?«
Sie schlang den Arm um Caines Körpermitte, als sie den Gang betraten und ihre nach Lavendel duftende Wärme ihn einhüllte. Er saugte den süßen Duft ein, in der Hoffnung, die wilde Wut seines inneren Wolfes damit lindern zu können.
Es spielte keine Rolle, dass er rein logisch begriff, dass Kassandra unverletzt war. Oder dass offenbar keine unmittelbare Gefahr bestand. Die Bestie in seinem Inneren würde nicht zufrieden sein, bevor diejenigen, die es wagten, seine Frau anzugreifen, vernichtet waren.
»Nein, ich meine, dass er wirklich verschwunden ist«, erklärte sie. »Er hat sich in Luft aufgelöst.«
Caine sah sie stirnrunzelnd an. War es der Hexe etwa gelungen, Kassie so lange zu verwirren, dass es für diese so gewirkt hatte, als ob sie sich in Luft aufgelöst hätten?
»Das ist unmöglich.«
Kassandra zuckte die Schultern. »Dann hat er sich und seine Begleiter unsichtbar gemacht.« Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Ist das eher möglich?«
»Die Hexe …?«
»Nein, das war der Vampir«, erwiderte sie beharrlich. »Er griff nach einem Amulett, das um seinen Hals hing, und sie alle verschwanden.«
Gott. Sein Kopf pochte, als er die Tatsache akzeptierte, dass der widerliche Blutsauger
Weitere Kostenlose Bücher