Gejagte der Nacht
Opfer.
Ohne zu zögern, stürmte er um den Kreis herum, um die Hexe am Hals zu packen. »Ich befahl Euch doch zu warten.«
»Hey, es liegt nicht an mir!«, quiekte sie, die Augen vor Panik weit aufgerissen. »Glaubt Ihr etwa, ich könnte ein ausgewachsenes Feenvolkmitglied töten und ausbluten lassen?«
Gaius’ Fangzähne durchbrachen sein Zahnfleisch, als er die Frau losließ und herumwirbelte, um drohend auf Dolf zuzugehen, der hastig zurückzuweichen versuchte. »Was zum Teufel tut Ihr da?«
»Ich bereite einen Zauber vor.« Die Wolfstöle jaulte vor Schmerz auf, als Gaius sie gegen die Wand schleuderte. »Verdammt!«
Gaius drückte Dolf mit einer Hand gegen die Wand und hob die andere, um einen Finger direkt auf das gerötete Gesicht der Wolfstöle zu richten. »Offensichtlich habt Ihr die wichtigste Regel dieses Haushaltes vergessen.«
»Welche Regel?«
»Keine Magie ohne meine Erlaubnis.«
»Ich wollte den Zauber nicht wirken«, versicherte Dolf dem Vampir hastig. »Wenigstens noch nicht.«
»Keine Magie.« Gaius’ Macht lag beinahe greifbar in der Luft und breitete sich explosionsartig im Zimmer aus. »Ist das klar genug?«
Blut tröpfelte durch die Machtexplosion aus Dolfs Ohr, aber wild entschlossen, wie er war, weigerte er sich, einen Rückzieher zu machen. »Lasst es mich erklären.« Er schnitt eine Grimasse, als Gaius’ Hand sich mit solch starkem Druck gegen seinen Brustkorb presste, dass eine Rippe brach. »Bitte, es ist wichtig!«
Gott. Gaius ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Offenkundig würde dieser dumme Hund keine Ruhe geben, bis er seinen Fall vorgetragen hatte. »Beeilt Euch«, knurrte er.
Dolf atmete flach, und seine Miene war wachsam. »Wir müssen annehmen, dass Caine Kassandra beschützen wird.«
»Und?«
»Und wenn Ihr Euch nicht die Hände schmutzig machen wollt, werden wir eine Waffe brauchen, mit deren Hilfe wir vermeiden können, dass er am Kampf teilnimmt.«
Dieser Bastard hatte durchaus nicht unrecht. Falls Gaius gezwungen war, das Medaillon zu verwenden, um sie zur Prophetin zu bringen, wäre er geschwächt und nicht geneigt, einen Kampf mit einem reinblütigen Werwolf zu riskieren.
Das bedeutete jedoch nicht, dass ihm das gefallen musste.
»Ein Zauber?«, fauchte er.
Dolf tastete nach dem Kristall, der um seinen Hals hing, und nahm ihn in die Hand. In dem durchsichtigen Stein glühte ein beunruhigendes grünes Licht. »Ja.«
Gaius wich zurück, seine Nasenflügel blähten sich vor Abscheu. »Wie funktioniert er?«
»Sobald die Magie freigesetzt ist, wird er Caine in einen Stillstandszauber hüllen.«
»Erklärt mir das.«
Dolf runzelte die Stirn. Nachdenken stellte für die Wolfstöle stets eine lästige Aufgabe dar. Er bemühte sich jedoch, es zu erklären. »Es ist wie ein magisches Koma. Er wird in einem Zustand zwischen Leben und Tod schweben.«
Gaius’ Augen verengten sich abrupt, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. »Dann wird er vollkommen außer Gefecht gesetzt sein?«
»Vollkommen.«
»Wie lange könnt Ihr diesen Zustand aufrechterhalten?«
Dolf nickte Ingrid zu, die mit einem Seesack, der gut zu ihrer Tarnhose und ihrem T-Shirt passte, in einer Ecke stand. »Lange genug, dass Ingrid ihm silberne Handfesseln anlegen kann.«
Gaius glättete geistesabwesend seine Krawatte und durchmaß den Raum mit seinen Schritten, während er seine Optionen gegeneinander abwog. »Könnt Ihr die Prophetin in den gleichen Zauber hüllen?«
Es folgte eine überraschte Stille, bis Dolf sich nervös räusperte. Spürte er, dass Gaius plante, ihre absonderliche kleine Liga der Gerechtigkeit zu verraten?
»Ich kann den Zauber nur einmal wirken, aber wenn sie nahe genug bei Caine steht, sollte er sich eigentlich auf beide auswirken.«
»Gut.« Gaius wandte sich um, um den zurückhaltenden Blick der Wolfstöle zu erwidern. »Ich will, dass sie beide außer Gefecht gesetzt werden.«
»Es gibt aber keine Garantie …«, Dolf unterbrach sich, als Gaius einen Schritt in seine Richtung machte. »Natürlich. Kein Problem.«
Überzeugt, dass die Wolfstöle gehorchen würde, schnippte Gaius mit den Fingern in Sallys Richtung. »Hexe.«
Die Frau ging auf ihn zu und zog einen Schmollmund. »Ich habe auch einen Namen.«
Er tat ihre Beschwerde mit einer Handbewegung ab. »Tut alles, was notwendig ist, um die Prophetin zu finden, damit wir diese Angelegenheit hinter uns bringen können.«
»Ich bin eine Hexe, aber ich kann keine Wunder wirken. Es wird
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