Gejagte der Nacht
falls mir etwas zustößt.«
»Zur Kommission?« Jagr wirkte, als habe er in eine Zitrone gebissen. »Sie hat doch bisher keinerlei Anstalten gemacht, uns zu helfen. Weshalb sollte sie das Kind jetzt beschützen?«
Styx dachte an seine Begegnung mit Siljar zurück, einem der Orakel, die der Kommission angehörten, welche erst kürzlich stattgefunden hatte. Siljar hatte ihm nicht viel offenbart, doch was sie gesagt hatte, hatte ausgereicht, ihn vermuten zu lassen, dass der Kommission die Zukunft der Welt nicht annähernd so gleichgültig war, wie sie vorgab.
»Ich nehme an, dass sie hinter den Kulissen weitaus intensiver tätig ist, als wir bisher vermuteten«, murmelte er.
»Wenn Ihr das sagt …«
Styx legte seinem Kameraden die Hand auf die Schulter. »Habe ich Euer Wort?«
Jagr zögerte kurz, nickte dann aber schroff. Sobald der Vampir sein Versprechen gegeben hatte, war es bindend. »Ja.«
Überzeugt davon, dass das Kind sicher aufgehoben war, öffnete Styx die Tür und trat in die Zelle. Er hob sein Schwert, das er auf dem Weg aus seinem Büro an sich genommen hatte, und richtete es auf den Eindringling.
»Gaius, nehme ich an?«
Der andere Vampir lächelte ihn an. »Ich sehe, mein Ruf eilt mir voraus. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen?«
Styx schnaubte verächtlich. »Ihr könnt die Maske fallen lassen, Gaius.«
»Ihr müsst zugeben, dass sie sehr gut ist«, meinte die Kreatur süffisant. Dann bildete sich ein Schimmer um ihren Körper, Styx’ Abbild löste sich auf und wurde zu einem etwas schmächtiger gebauten Vampir mit schmalen Gesichtszügen und dunklen Augen. Nun, da der Mann wieder seine natürliche Gestalt angenommen hatte, war er nackt, abgesehen von dem schweren Medaillon, das auf seinem bloßen Brustkorb ruhte.
»Nicht gut genug.«
Der andere Vampir zuckte mit den Achseln und wirkte für Styx’ Geschmack allzu resigniert. »Es war den Versuch wert.«
»Es war ein riskantes Unternehmen, und das lässt mich denken, dass mehr hinter Eurem Plan steckt.« Styx widerstand dem Drang, einen Schritt auf den anderen zuzugehen. Wie Jagr bereits hervorgehoben hatte, kannten sie noch nicht das volle Ausmaß der Kräfte dieses Bastards. Das Letzte, was er wollte, war, auf Armeslänge an ihn heranzukommen. »Seid Ihr der Köder?«
Gaius hob die Hände. »Der Fürst der Finsternis wartet ungeduldig darauf, das Kind in seine Gewalt zu bekommen. Es spielt für sie keine Rolle, wie viele Diener sie opfern muss, um ihr Ziel zu erreichen.«
Styx erschauderte. Es fiel schwer, sich daran zu erinnern, dass der Fürst der Finsternis in dem Körper einer jungen Frau auferstanden war. »Das glaube ich durchaus. Das, was Ihr mir von Euch erzählt habt, glaube ich allerdings nicht.« Er richtete die Schwertspitze mitten auf die Brust des anderen Vampirs. »Händigt mir Euer Medaillon aus.«
»Dies?« Gaius legte die Hand auf die schwere metallene Halskette, und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. »Das ist nichts weiter als wertloser Schmuck.«
»Ihr müsst wahrhaftig denken, ich sei dumm.«
Gaius gab vor, über seine Antwort nachzudenken. »Um die Wahrheit zu sagen, darüber habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht.«
Styx fand das nicht sonderlich amüsant. »Selbst wenn ich seine Macht nicht spüren könnte, so habe ich doch das Medaillon von Nefri gesehen. Es sieht diesem bemerkenswert ähnlich.«
Etwas blitzte in den dunklen Augen des Mannes auf, während er gleichzeitig einen Schritt nach hinten machte und mit den Fingern das Medaillon umklammerte. »Also hat dieses eiskalte Miststück den Schleier durchquert«, knurrte er. »Erstaunlich.«
Styx erfüllte den Raum mit seiner Macht, während er überlegte, ob es wohl klug sei, den anderen Vampir anzugreifen, um das Medaillon in seine Gewalt zu bekommen. Er war sich recht sicher, Gaius überwältigen zu können, aber er konnte ihn nicht daran hindern zu verschwinden, bevor er ihn erwischte. Vorerst konnte er nur darauf hoffen, dass er ihn zu provozieren vermochte, um herauszufinden, was für ein Spiel er spielte.
»Ihr werdet Eurer Clanchefin Respekt erweisen.« Styx sorgte dafür, dass seine Macht den anderen Vampir gegen die mit Silber beschichtete Wand drängte. »Sie bot Euch einen Zufluchtsort, als Ihr am verletzlichsten wart, und Ihr habt ihr Vertrauen mit Verrat vergolten.«
Gaius fluchte und schaffte es mit Mühe, von der Wand wegzutreten. Er funkelte Styx wütend an. »Ich hatte keine andere Wahl.«
Styx verdrehte die
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