Gejagte der Nacht
Hightech zu tun hatte.
Auf seiner dritten Runde um das Anwesen blieb er an einer mit Bäumen bewachsenen Stelle stehen, die Hände frustriert zu Fäusten geballt.
»Gott«, murmelte er. »Wo bleibt dieser Narr?«
Plötzlich regte sich die Luft, bis sich mit einem Mal die dichten Schatten in der Nähe der Backsteinmauer auflösten und einen überaus muskulösen männlichen Körper enthüllten, der in schwarzen Drillich gehüllt war. Gaius hob den Blick zu dem kantigen Gesicht, das ihn auf unheimliche Weise an sein eigenes erinnerte.
Der andere Mann verfügte über ein fein geschnittenes Gesicht mit recht dunkler Haut und über schwarzes Haar, das im Nacken zu einem Zopf zusammengenommen war. Sein Aussehen deutete entschieden auf römische Vorfahren hin. Aber es waren die seelenlosen schwarzen Augen, die Gaius’ Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Ein Psychopath.
Das waren stets die gefährlichsten Kreaturen.
»Ihr solltet wirklich besser Acht geben, Gaius«, spottete der große Vampir und stolzierte auf ihn zu. Er besaß das Selbstvertrauen eines Dämons, der sich selbst für ungemein wichtig hielt. »Wer weiß, was womöglich direkt vor Eurer Nase lauert?«
Gaius schaffte es, seinen instinktiven Drang zu unterdrücken, den arroganten Bastard zu lehren, wer hier das Sagen hatte. Er konnte beweisen, wer der Herrscher war, sobald es ihnen gelungen war, das Kind zu rauben. Und wenn er es nicht tat, dann täte der Fürst der Finsternis es ganz gewiss.
Stattdessen konzentrierte er sich auf den Mann, der vor ihm stand. Die Tatsache, dass er ein großmäuliger Dummkopf war, ganz zu schweigen davon, dass er vermutlich sein Komplize sein sollte, machte ihn nicht im Geringsten weniger gefährlich.
»Ein Jäger«, sagte er. Er war niemals einem der Elitevampire begegnet, die so verschlossen wie tödlich waren, doch er wusste, dass es keinen anderen Vampir gab, der sich so tief in Schatten zu hüllen vermochte.
»Nicht nur ein Jäger«, berichtigte ihn der andere Vampir. Sein Ton klang harsch, und in seinen dunklen Augen blitzte ein Zorn auf, den er nur schwer bändigen konnte. »Mein Name ist Kostas.« Er wartete ab, als erwarte er, dass Gaius diesen Namen kannte. »Ich war der Ruah. Der oberste Anführer des Addonexus und Kommandeur über alle Jägerinnen und Jäger.«
Gaius war nicht annähernd so beeindruckt, wie der Mann es zweifelsohne von ihm erwartete. »War?« Absichtlich biss er sich an dem verräterischen Wort fest. »Ich nehme an, Ihr wurdet degradiert?«
Kostas’ Knurren hallte durch die Bäume. »Meine Position wurde mir vom König der Vampire geraubt.«
»Aha.« Gaius lächelte humorlos. »Und nun wollt Ihr Rache nehmen?«
»Ich will, dass dieser Bastard leidet.« Der Zorn des Mannes peitschte durch die Bäume und riss mehrere Zweige ab. »Und ich will, dass dieses Leiden eine Ewigkeit andauert.«
»Und ich hielt schon die Wolfstöle für labil«, murmelte Gaius vor sich hin, ungehalten über die Vorstellung, erneut einen Dummkopf am Hals zu haben, der ganz offensichtlich seinen Emotionen hilflos ausgeliefert war.
Kostas bewegte sich mit einer schockierenden Geschwindigkeit und schloss die Finger um Gaius’ Arm. »Verwechselt mich nicht mit einem armseligen Hund.«
Mit einem harten Schlag gegen den Brustkorb des anderen Vampirs schmetterte Gaius Kostas’ große Gestalt gegen einen Baum in der Nähe. Er wartete, bis der andere Mann sich wieder erhoben hatte, bevor er einen Finger auf ihn richtete und mit seiner Macht Kostas’ Fleisch versengte.
»Denkt nicht, der Fürst der Finsternis könne Euch retten, wenn ich beschließe, Euch tot sehen zu wollen«, erklärte er warnend.
Kostas hob flehend eine Hand. »Wartet.«
Gaius ließ den Schmerz länger andauern als nötig. Erst dann senkte er seine Hand und bedachte seinen Begleiter mit einem herrischen Lächeln. »Teilt mir Euren Plan mit.«
In Kostas’ Augen glühte erkennbar der Wunsch, Gaius die Kehle herauszureißen, aber es gelang ihm, seinen Blutdurst zu bezwingen, womit er bewies, dass er kein vollkommener Idiot war. »Wie Ihr selbst gesehen habt, bin ich imstande, mich in undurchdringliche Schatten zu hüllen«, stieß er zwischen seinen zusammengebissenen Fangzähnen hervor.
Gaius forschte argwöhnisch in seinem Gesicht. »Weshalb benötigt Ihr dann eine Ablenkung?«
»Ich kann nicht durch Wände gehen. Die Wachtposten werden zwangsläufig bemerken, dass sich die Türen öffnen, wenn sie nicht etwas anderes haben, das ihren Geist
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